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Untersuchungsausschuss Diese eGStadtrat Florian Schmidt entlastet

Der Untersuchungsausschuss zur Diese eG hat seinen Abschlussbericht vorgelegt. Schaden ist durch die Vorkaufsfälle nicht entstanden.

Baustadtrat Florian Schmidt Foto: dpa

Berlin taz | Der Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses zur Diese eG hat am Donnerstag seinen Abschlussbericht vorgestellt. Bei der Diese handelt es sich um jene Genossenschaft, zugunsten derer Friedrichshain-Kreuzberg in fünf Fällen und Tempelhof-Schöneberg in einem Fall das Vorkaufsrecht für Häuser ausgeübt haben.

Die Untersuchung der Vorkaufsfälle aus dem Sommer 2019 hat zwei zentrale Ergebnisse hervorgebracht, wie der Ausschussvorsitzende Frank Zimmermann (SPD) sagte: Demnach werden die „finanziellen Risiken des Landes, die der Rechnungshof befürchet hatte, nicht eintreten“. Von bis zu 27 Millionen Euro war die Rede; der tatsächliche Schaden liege bei etwa 100.000 Euro. Zweitens sind, so steht es im Bericht, „sowohl die gesetzlichen Voraussetzungen als auch die Richtlinien der Genossenschaftsförderung uneingeschränkt gewahrt worden“.

Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne), gegen den sich die Kritik hauptsächlich richtete, ist damit entlastet. Schon zuvor hatte die Staatsanwaltschaft alle Verfahren gegen ihn eingestellt. Ein „lupenreiner Freispruch“, wie SPD-Obmann Christian Hochgrebe sagte.

Viel Lärm um Nichts könnte man sagen. Die CDU dagegen ließ ihr Sondervotum als Broschüre verteilen, Titel: „Der Fall ‚Diese eG‘ – ein rot-rot-grüner Wirtschaftskrimi.“ Aus Sicht ihres Obmanns Stefan Evers handelt es sich um einen „Förderskandal“ und eine „Günstlingswirtschaft“ in einer „Bananenrepublik“. Evers und der Linken-Obmann Michael Nelken waren sich dann auch nur in einem einig: dem Gefühl, in unterschiedlichen Ausschüssen gesessen zu haben.

Lang bekannte Missstände

Die tatsächlichen Missstände bei der Rettung der Häuser sind überschaubar und waren lange vor dem Ausschuss mit zwölf Sitzungstagen, 18 vernommenen Zeugen und 130 ausgewerteten Aktenbänden bekannt. Die Diese eG hatte sich im Frühjahr 2019 gegründet, um als Käuferin für Häuser einzutreten, bei denen keine große Genossenschaft oder landeseigene Wohnungsbaugesellschaft zur Übernahme bereitsteht. Sie setzte auf die Beteiligung der Mie­te­r*in­nen, die Eigenanteile leisten sollten. Die größten Anteile an der Finanzierung waren aber Bankkredite von 13 Millionen Euro sowie Darlehen aus einem Genossenschaftsprogramm des Landes Berlin, das von der Investitionsbank Berlin (IBB) verwaltet wird, in Höhe von über 20 Millionen Euro.

Allerdings wurden erst Monate nach den Ankäufen der Häuser die Darlehen der IBB bewilligt – und dies auch erst, nachdem mehrere Parameter zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit korrigiert wurden, darunter solche zu fehlendem Eigenkapital und erforderlichen Rücklagen für Sanierungsarbeiten. Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) hatte – rechtskonform – die Prüfung an sich gezogen, die IBB sich bei der Bewilligung der Kredite enthalten.

Weil Stadtrat Schmidt der Diese eG die Häuser übertrug, obwohl deren Finanzierung noch nicht gesichert war, hatte ihm der Rechnungshof pflichtwidriges Verhalten attestiert. Der Baustadtrat war ins Risiko gegangen, um die Häuser innerhalb der kurzen Vorkaufzeit von zwei Monaten zu retten – auch auf Wunsch der Mieter*innen.

Ebenso hatten Diese und Schmidt von Anfang an mit einem Landeszuschuss von zehn Prozent zur Kaufsumme gerechnet. Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) hatte im März 2019 bei einem Treffen mit den Bau­stadt­rä­t*in­nen signalisiert, diesen zukünftig neben Wohnungsbaugesellschaften auch Genossenschaften zu ermöglichen. Ein formaler Beschluss darüber fiel allerdings erst im August im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses – bis dahin hatte Schmidt schon in fünf Fällen die Diese als begünstigten Dritten eingesetzt – in einem Fall trat sie nachträglich als Käufer zurück. Zuschüsse gab es schließlich nur für die beiden danach erworbenen Häuser.

Der Linkenabgeordnete Nelken sprach von einer „enormen Herausforderung“, die auch zu „Fehleinschätzungen und Fehlern“ führte. Sein Fazit fällt dennoch positiv aus: „Aufgrund des Wohlwollens und der Anstrengungen aller Beteiligten konnte das Vorhaben letztlich erfolgreich realisiert werden.“ Nelken kritisierte, dass sich die Opposition „unbeeindruckt von den Tatsachenfeststellungen“ des Ausschusses zeigte. Die Schmidt-Vertraute und Grünen-Abgeordnete Katrin Schmidberger sagte der taz, der Bericht zeige, „dass die finanziellen Risiken minimal waren und kein rechtswidriges Verwaltungshandeln gegeben ist. Damit ist das Vorkaufsrecht gestärkt.“

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14 Kommentare

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  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Schmidt versenkt 100.000 und ist entlastest?

  • Naja, der Irrweg Vorkauf statt Neubau kann mit dem RRG Placet dann ja weitergehen. Für künftige Genossen bietet besagte Diese eG derzeit Wohnungen für 10 EUR/qm/nettokalt zzgl. 1.250 EUR/qm Genossenschaftsanteile an. Da wird die Struktur schön gemischt, wenn man über 100 TEUR mitbringen muss, um überhaupt mieten zu können. Das sind wohl die Genossen der Bosse.

  • Vielleicht sollte Herr Peter doch komplett ins Aktivistenlager überwechseln. Mit kritischem Journalismus haben seine Beiträge schon lange nichts mehr zu tun. Dieser hier ist die Höhe. Kein Schaden entstanden? Mindestens 100 T € (wenn die Diese eG nicht pleite geht, was sie nur vermeiden kann, wenn sie die Mieten horrend erhöht), ein Stadtrat, der Politik nicht nach Recht und Gesetz, sondern seinem Gutdünken macht) - alles peanuts...

  • Die CDU soll sich lieber auf den Verkauf von FFP2-Masken konzentrieren. Darin haben sie ja ein gewisses Know-How entwickelt.

    • @tomás zerolo:

      Na dann kann ja jeder machen was er will, weil der politische Gegner immer auch eine viel größere Leiche im Keller hat. Glauben Sie, das bringt uns weiter?

  • Hier eine alternative Darstellung. Es kann sich jeder seine Meinung - speziell zum Titel - bilden

    www.bz-berlin.de/b...fuer-rot-rot-gruen

  • Wie haben sich die Mieten für die Bewohner/Genossen der DIESE EG entwickelt, Herr Peter?

  • Herr Peter, haben Sie den Bericht des Untersuchungsausschusses und die Sondervoten gelesen und beschränken Sie sich nur darauf, vornehmlich die Bewertungen der Regierungskoalition wiederzugeben?

  • Ein Musterbeispiel für kritischen Journalismus! Chapeau!!!

    • @Hunky Dory:

      Inwiefern liegt hier - in der bloßen Aneinanderreihung der Geschehensabläufe - kritischer Journalismus vor? Der Bericht bietet nur eine kurze Nacherzählung der Vorgänge und des Ergebnisses des Untersuchungsausschusses. Wo ist das kritisch?

      Sie scheinen das Ergebnis zu mögen, was in Ordnung ist. Aber kritischer Journalismus sieht anders aus.

      • @Kriebs:

        ich lese beißende Ironie aus Hunky Dorys Beitrag.

        Der Beitrag ist ja in der Tat so kritisch wie es das Neue Deutschland zur Führung der damaligen DDR war.

      • @Kriebs:

        Das war nicht ernst gemeint. Es gibt so viel zu kritisieren an diesem Artikel, dass ich mich dazu entschlossen habe, diese kurze Form zu wählen.

        War aber leider nicht überraschend bei Herrn Peters. Wirft aber ein sehr schlechtes Bild auf die TAZ.

  • Überschrift: "Schaden ist durch die Vorkaufsfälle nicht entstanden."



    Text: "Von bis zu 27 Millionen Euro war die Rede; der tatsächliche Schaden liege bei etwa 100.000 Euro." Wir hatten schon Bundespräsidenten, die wegen eines geschenkten Bobbycars zurücktreten mussten. Aber dass die RRG Mehrheit hier ihresgleichen kein Auge aushackt überrascht ja auch nicht wirklich.

  • Ist wirklich kein Schaden entstanden? Das bleibt bis zur ersten Bilanzerstellung abzuwarten. Die Häuser sind alle teuer gekauft worden, die Finanzierung sehr knapp bemessen. Durch die auferlegten Beschränkungen sind die Werte der Häuser auf einen niedrigeren Teilwert abzuschreiben. Daraus folgt die bilanzielle Überschuldung der Gesellschaft. Dann muss die Geschäftsführung die Insolvenz prüfen. Warten wir doch erst mal ab, bis die Gesellschaft ihre Bilanzen beim Bundesanzeiger veröffentlicht.