Untersuchung von Stiftung Warentest: Gift im Holzspielzeug
Bloß kein Plastik-Spielzeug? Die Stiftung Warentest hat Alternativen aus Holz untersucht – und Blei, Krebserreger und verschluckbare Kleinteile gefunden.
BERLIN dpa | Viele Holzspielzeuge bergen laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest Risiken für Kinder. Die vermeintlich natürlichere Alternative zur umstrittenen Plastik-Variante ist den Ergebnissen zufolge gefährlicher als wohl viele Eltern bislang dachten.
Den Test von 30 Holzspielzeugen für Kinder bis zum dritten Lebensjahr stellte die Stiftung am Donnerstag in Berlin vor. Mehr als die Hälfte der getesteten Produkte bekam nur die Noten ausreichend oder mangelhaft. 14 der 30 Puppen, Schiebetiere, Bausteine oder Fahrzeuge aus Holz bewerteten die Tester besser, also mit gut oder befriedigend.
Die Kritikpunkte an den 16 Produkten, die nur ausreichend oder mangelhaft bewertet wurden: Entweder lösten sich im Test kleine Teile vom Spielzeug, die das Kind verschlucken kann und an denen es im schlimmsten Fall erstickt, oder das Holz selbst, der Lack oder die Kordeln enthielten giftige Stoffe, die Krebs erregen, das Erbgut schädigen oder für die Fortpflanzungsfähigkeit gefährlich sein können.
Im Sperrholz von Puzzlespielen fand sich zum Beispiel Formaldehyd, das Kinder einatmen könnten. In Gummischnüren, die etwa die Arme und Beine einer Holzpuppe zusammenhalten, waren nitrosierbare Stoffe, die Krebs erregen können, und die Kinder aufnehmen, wenn sie daran lutschen. Schwermetall wie Blei fand sich in einigen Lacken.
„Made in Germany“ kein Garant für Qualität
„Wir hatten zwei Spielzeuge im Test, von denen eine direkte Gefahr ausgeht“, sagte Renate Ehrnsperger von der Stiftung Warentest. Bei beiden lösten sich Kleinteile, die im Test durch ein Röhrchen passten, das einem Kinderrachen gleicht.
Selbst der Hinweis „Made in Germany“ ist nach Angaben der Tester kein Garant für Qualität. 2 der 7 als mangelhaft eingestuften Produkte werden in Deutschland produziert, 4 in China. „'Made in Germany' heißt gar nichts, darauf kann man sich nicht verlassen“, sagte Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest.
Bei einem ähnlichen Test der Stiftung im Jahr 2010 waren zwei Drittel der 50 getesteten Spielzeuge stark oder sehr stark belastet. „Das Ergebnis unseres damaligen Tests war schockierend“, erinnert sich Primus.
Immerhin ist im aktuellen Test nur noch die Hälfte der getesteten Spielzeuge gefährlich. Problemlos vergleichbar seien die beiden Tests allerdings nicht, warnte Primus. 2010 wurden auch Kuscheltiere und Plastikpuppen getestet, 2013 waren es nur Holzspielzeuge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren