Unterrichtsbeginn in Berlin: Schulen noch im Ferienmodus

Am Montag steckten viele Schulen noch in Reparaturarbeiten fest. Das verschärft vielerorts das Platzproblem durch die gestiegenen Schülerzahlen.

Immerhin sie scheinen gut vorbereitet auf den Unterrichtsbeginn: Berliner SchülerInnen. Foto: dpa

Der erste Tag im Schulhort war für Tjark am Montag schon wieder zu Ende, bevor er so richtig begonnen hatte. „Nehmen Sie Ihren Sohn doch nach Möglichkeit wieder mit nach Hause“, hätten ihr die ErzieherInnen der Lichtenberger Grundschule An der Victoriastadt zur Begrüßung am ersten Schultag nach den Sommerferien gesagt, erzählt Tjarks Mutter Claudia Engelmann.

An der Schule im Nöldnerkiez sind Bauarbeiten teilweise noch nicht abgeschlossen, die Raumaufteilung für die neuen Hortkinder noch nicht abschließend geklärt. „Im ersten Stock rissen die Bauarbeiter letzte Woche noch die Decken in den Klassenräumen auf und verlegten Computerkabel“, sagt Engelmann, die auch Gesamtelternvertreterin der Schule ist. Also nahm sie ihren Sohn am Montag erst mal wieder mit – das ging, denn für 30.500 Erstklässler wie Tjark beginnt das Schuljahr erst mit der Einschulung am Samstag.

Für alle anderen rund 390.000 Berliner SchülerInnen war gestern Unterrichtsbeginn. Doch viele Schulen, die Victoriastadtschule ist da kein Einzelfall, sind offenbar noch im Ferienmodus: Klassenräume sind noch nicht gestrichen, Kabel noch nicht verlegt, Möbel für die vielerorts aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen zusätzlich eingerichteten Klassenzüge noch nicht geliefert.

Die Arbeiten, die eigentlich in den Sommerferien hätten stattfinden sollen, verschärfen ein massives Platzproblem, vor dem insbesondere die Grundschulen derzeit stehen. Die Erika-Mann-Grundschule in Wedding, die in diesem Schuljahr zwei zusätzliche erste Klassen für 40 Kinder einrichten muss, kann die entsprechenden Klassenräume – ein Computerraum, der nun als Fachraum fehlt, und eine ehemalige Garderobe – nicht fertig herrichten, weil die Maler noch nicht da waren. „Der Antrag ist wohl irgendwie liegen geblieben, hat man uns in der Senatsbildungsverwaltung gesagt“, erzählt Schulleiterin Birgit Habermann.

An der Carl-Krämer-Grundschule im benachbarten Soldiner Kiez fehlen Schulleiterin Kirsten Sümenicht noch Stühle für die zusätzliche erste Klasse, die am Samstag kommt. „Wir hatten vor den Sommerferien bei der Senatsbildungsverwaltung einen Antrag auf neue Möbel gestellt. Aber die Bestellung ist dort wohl nicht rechtzeitig rausgegangen.“

Der Schultag wird länger

Ungefähr einen Monat müsse sie nun noch auf die Tische und Stühle warten, sagt Sümenicht. Auf dem Boden sitzen muss trotzdem kein Kind: Sümenicht konnte noch ein paar „Restbestände“ im Schulgebäude auftreiben.

Insgesamt sei die Situation aber trotz der gestiegenen Schülerzahlen noch entspannt, sagt die Weddinger Schulleiterin. Zwar musste Sümenicht mit ihrem Team in den Ferien ein bisschen umräumen – „Wir haben einen zusätzlichen Klassenraum gewonnen, indem wir die Bibliothek woanders untergebracht haben“ – aber das sei alles noch machbar, sagt sie.

Das sieht an der Victoriastadt-Schule schon anders aus. Bereits vor den Ferien protestierten Eltern und SchülerInnen gemeinsam mit ErzieherInnen vor dem Lichtenberger Rathaus gegen eine Aufstockung der Schülerzahlen an ihrer Schule. Die Schülerschaft soll schrittweise auf rund 750 Kinder verdoppelt werden.

„Die Kapazitäten von Turnhalle, Mensa und Fachräumen sind dafür aber nicht ausgelegt“, sagt Elternvertreterin Engelmann. Damit alle in Ruhe Mittagessen können und Sport- und Fachunterricht stattfinden, beginnt für die Kinder der Unterricht nun eine Viertelstunde früher, um 7.45 Uhr, und endet eine halbe Stunde später, um 14.20 Uhr.

Linke: Senat fehlt Konzept

Der Senat setzt vor allem auf sogenannte Modulare Ergänzungsbauten, um den Schülerzuwachs in den Griff zu bekommen. An zehn Schulen entstehen in diesem Jahr die schnell zu errichtenden Containerbauten, Kostenpunkt: 37 Millionen Euro. Im nächsten Jahr will die Senatsbildungsverwaltung für 66 Millionen Euro an 17 Schulstandorten Container aufstellen.

„Der Senat reagiert damit zwar auf die aktuelle Situation, eine langfristiges Konzept kann ich dahinter aber nicht erkennen“, sagt Regine Kittler, bildungspolitische Sprecherin der Linken. Denn in den Containern sei zwar Platz für Klassenräume, „aber das heißt ja nicht, dass deshalb auch die Mensa größer wird oder in der Turnhalle mehr Platz wäre.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.