Unternehmer in der Politik und Medien: Döpfners Welt-Bild
Der Springer-Chef hasst Windräder und mag Trumps Truppe. Wie Konzernchef Mathias Döpfner denkt und sein Imperium lenkt.

„Klima-Radikale attackieren Autos mit Bauschaum“, behauptete die Bild vor den Bundestagswahlen in großen Lettern. Tatsächlich waren es von Russland finanzierte Saboteure, die im Dezember 2024 die Auspuffrohre von einigen Hundert Autos verstopften und die Aktion Klimaaktivist:innen anzuhängen versuchten. Doch die Fehlinformation blieb haften – und passt zu Springers Mindset.
Wie Konzernchef Mathias Döpfner denkt und sein Imperium lenkt, belegen Chatnachrichten und E-Mails, die die Zeit im Frühjahr 2023 veröffentlichte. „Umweltpolitik – ich bin für Klimawandel. Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte. Wir sollten den Klimawandel nicht bekämpfen, sondern uns darauf einstellen“, schrieb Döpfner. Er hasst Windräder, bezeichnete Angela Merkel als „Sargnagel der Demokratie“ und bombardierte vor der Bundestagswahl 2021 den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt mit Aufforderungen, die FDP hochzuschreiben: „Kann man noch mehr für die FDP machen? Die sollten 16 Prozent mindestens kriegen.“ Zwei Tage vor der Wahl dann: „Please stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt.“ Bild lieferte tatsächlich eine sehr positive Berichterstattung über Christian Lindner.
Schon vor der US-Wahl 2020 empfahl Döpfner seinen Vertrauten, für Trumps Wiederwahl zu beten. An die US-Techmilliardäre wanzt er sich seit Jahren ran. Sowohl Trumps neue rechte Hand Elon Musk als auch Amazon-Chef Jeff Bezos und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bekamen in pompösen Veranstaltungen Axel Springer Awards verliehen. Bei Netflix und Warner Music sitzt Döpfner in den Aufsichtsräten. Zu seinem 60. Geburtstag reisten Elon Musk und Netflix-Chef Reed Hastings an. Als Medien über die rauschende Party in der Toskana berichteten, erhielten sie prompt Post von Anwälten: Das Fest sei Privatsache. Das ist eine Lachnummer angesichts des Geschäftsmodells der Bild.
Im Dezember 2024 gab Elon Musk in der Welt am Sonntag eine Wahlempfehlung für die AfD ab. „Musk spürt, dass jetzt auch in Deutschland Disruption notwendig ist“, kommentierte Döpfner das Anfang 2025 in einem Interview. Grundsätzlich bräuchte es mehr Unternehmer in der Politik, findet er. Doch seine Liebedienerei hat ihm nichts genützt: US-Präsident Donald Trump bezeichnete den seit 2021 zum Springer-Konzern gehörenden Nachrichtendienst Politico als „linkes Schmierenblatt“ – und der disruptive Elon Musk kündigte sogleich die Politico-Abos staatlicher US-Institutionen.
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