Unterbringung von Geflüchteten: Kommunen fordern mehr Hilfe
Der Städtetag beklagt zu wenig Unterstützung von Bund und Ländern bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Zugleich warnt er vor Stromausfällen.
Teilweise müssten Zeltstädte für die Unterbringung der Geflüchteten aufgebaut werden, so Jung. „Wir stehen unvermindert zu humanitärer Hilfe“, führte er weiter aus. „Wir wollen niemanden auf der Straße stehen lassen.“
Dafür müssten die Städte allerdings wissen, auf welche Szenarien sie sich einstellen müssten. Er forderte die Bundesregierung dazu auf, ihr Lagebild mit den Kommunen zu teilen. Zudem müsse Deutschland dabei helfen, zerstörte Infrastruktur in der Ukraine wieder aufzubauen.
Die Länder müssten die Plätze in ihren Erstaufnahmeeinrichtungen weiter aufstocken. Die Zahl der Flüchtlinge, die dieses Jahr in Deutschland ankamen, habe die Zahlen von 2015 beziehungsweise 2016 übertroffen. Die vom Bund zugesagten weiteren Mittel zur Versorgung und Unterbringung von Geflüchteten reichten nicht aus, warnte Jung.
Warnung vor Stromausfällen
Anschläge und andere Taten gegen Geflüchtetenunterkünfte verurteilten die Städte scharf. „Unterkünfte für Geflüchtete in Brand zu setzen oder Menschen anderer Herkunft anzugreifen, ist hinterhältig und verabscheuungswürdig“, sagte Jung. Es seien Taten „wider die Menschlichkeit“.
Zweites großes Thema des Städtetags war die Energiekrise. Das Gremium forderte Bund und Länder dazu auf, das Krisenmanagement gemeinsam mit den Kommunen voranzutreiben. Städtetagspräsident Markus Lewe (CDU) begrüßte zudem die Einführung der Strom- und Gaspreisbremse zum 1. März und ihre rückwirkende Geltung zum 1. Januar.
Wo Härtefallregeln nicht greifen, müssten die Länder helfen. Zudem bereiteten sich die Städte auf den Ernstfall vor. „Es sieht im Moment so aus, dass wir beim Gas mit Ach und Krach durch den Winter kommen“, sagte Lewe, der Oberbürgermeister in Münster ist. Beim Strom müssten sich die Städte auf Ausfälle vorbereiten. Diese könnten wenige Minuten bis mehrere Stunden dauern. Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen seien ebenfalls nicht auszuschließen.
Die im Haushaltsentwurf des Bundes geplante Kürzung des Budgets für das bundesweite Sirenenprogramm bezeichnete Lewe als „unverständlich“. Das Krisenbewusstsein in der Bevölkerung müsse wachsen. „Wir haben seit Generationen wenig Erfahrung mit existenziellen Krisen“, sagte Lewe. Deshalb müsse Vorsorge wieder eingeübt werden – allerdings ohne panisch zu werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt