: Unilever entschädigt nach 15 Jahren
Quecksilber-Vergiftung Ehemalige Fabrikarbeiter des Konzerns in Indien sollen entschädigt werden
Der Vergleich sieht vor, dass Unilever den Arbeitern eine ungenannte Geldsumme als Entschädigung zahlt. Laut Unilever geschehe dies aus „humanitären Abwägungen“, der Konzern leugnete bislang, dass Arbeiter von Quecksilber vergiftet wurden. Im Gegenzug wollen die ehemaligen Arbeiter ihre Klage vor dem Hohen Gericht von Madras zurückziehen. „Wir sind mit dem Vergleich zufrieden und haben keine weiteren Beschwerden gegen Unilever“, sagte deren Vertreter Mahindra Babu.
Seit 1986 betrieb Unilever die Fabrik im südindischen Kodaikanal und produzierte in dieser Zeit 165 Millionen Quecksilberthermometer. 2001 wurde sie von der Regierung geschlossen, weil mehrere Tonnen quecksilberverseuchten Mülls auf einem nahegelegenen Schrottplatz entdeckt wurden.
Seitdem behauptet der Konzern, dass die Umwelt nur teils und die Arbeiter gar nicht vergiftet wurden. Ehemalige Arbeiter und Arbeiterinnen leiden aber unter anderem an Nierenbeschwerden, Gedächtnis- und Gewichtsverlust und Fehlgeburten – Symptomen, die auf eine Quecksilbervergiftung hinweisen. 45 sind inzwischen gestorben. 2006 verklagten Ex-Arbeiter und Hinterbliebene Unilever deshalb auf Entschädigung.
Nach dem Vergleich wollen sich Aktivisten nun für die Sanierung des Gebietes einsetzen. Nach eigenen Berechnungen von Unilever sind mehr als zwei Tonnen Quecksilber in die Umwelt entwichen, im Boden des Fabrikgeländes sollen noch immer 360 Kilo des Stoffes enthalten sein. Aktuellen Studien zufolge weisen Flechten im Wald unterhalb der Fabrik noch hohe Quecksilberwerte auf.
Für die Sanierung will Unilever einen Richtwert von 20 Milligramm Quecksilber pro Kilo Erde anwenden, der in Deutschland für Wohngebiete gilt – Umweltschützer argumentieren aber, dass die sensible Natur der Umgebung einen strengeren Standard erfordere. „Wir werden in den kommenden Monaten eine weltweite Kampagne auf die Beine stellen, um sicherzustellen, dass Unilever sich sachgemäß darum kümmert“, sagt Nityanand Jayaraman, der Journalist, der 2001 die illegale Verkippung aufdeckte. Lalon Sander
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen