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Uni IILenzen darf noch handeln

Bevor Noch-FU-Präsident Dieter Lenzen der Uni Hamburg zusagt, gibt es Verhandlungen über den Vertrag. Bis auf die CDU trauert ihm niemand hinterher.

Auch wenn der Präsident der Freien Universität, Dieter Lenzen, seine Wahl zum Hamburger Unipräsidenten offiziell noch nicht angenommen hat - dass er Berlin verlässt, will niemand ernsthaft bezweifeln. Die Hamburger Wissenschaftsbehörde wird Lenzen vermutlich noch in dieser Woche zu ersten Gesprächen einladen. "Da wollen wir besprechen, zu welchen Bedingungen Herr Lenzen sich vorstellen kann, nach Hamburg zu kommen", sagt Timo Friedrichs, Sprecher der Behörde für Wissenschaft und Forschung in Hamburg. Je schneller die Gespräche über die Bühne gingen, desto besser.

Lenzen war am vergangenen Freitag vom Akademischen Senat der Hamburger Uni zum neuen Präsidenten gewählt worden. Am Wochenende hatte er nicht nur detaillierte Bedingungen für den Wechsel nach Hamburg gestellt, sondern auch deutliche Kritik am Berliner Senat geübt. Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) habe "ein völlig anderes Steuerungsverständnis von Hochschulen, als es, abgesehen von Ländern wie China, weltweit der Fall ist", sagte er der Berliner Morgenpost.

SPD und Linkspartei schießen nun zurück: "Diese Behauptung ist eine Frechheit, und das weiß er auch", sagt Lars Oberg, hochschulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Diese Art von Äußerungen zeigten, dass Lenzen nicht in Berlin gehalten werden könne und wolle. Oberg sieht in dem Weggang eine Chance für die FU. "Jetzt kann ein stärkerer Dialog geschaffen werden, als das unter der zentralistischen Führung von Lenzen der Fall war."

Wolfgang Albers, hochschulpolitischer Sprecher der Linkspartei, ist dagegen nicht sicher, ob sich an der FU nach Lenzens Weggang viel ändern wird. "Es war ja ein System Lenzen, das die Universität nicht als Ort der kritischen Reflexion, sondern als Unternehmen begriffen hat."

Die CDU geht davon aus, dass Lenzen zum Bleiben gebracht werden kann. Von einem "enormen Verlust", sprechen der Landesvorsitzende Frank Henkel und der wissenschaftspolitische Sprecher Nicolas Zimmer in einer Erklärung. Der Regierende Bürgermeister solle umgehend Bleibeverhandlungen aufnehmen.

Wann Lenzen voraussichtlich Berlin verlässt und wie die Nachfolge an der Freien Universität geregelt wird, war gestern nicht zu erfahren. Der Uni Hamburg würde ein Einstellungstermin zum Jahresanfang passen. Dann steht sowieso ein Wechsel im Präsidium an. SVENJA BERGT

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2 Kommentare

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  • N
    Nachdenklich

    Als jemand, der hochschulpolitisch kein Freund von Autokrat Lenzen und seinen Spießgesellen ist, aber zum Glück auch nicht an der FU studieren oder arbeiten muss, bedauere ich seinen Abgang dann doch. Warum? Ganz einfach: Er war der einzige Univertreter, der sich getraut hat dem immer unerträglicheren und nicht in gerade wahrheitsliebenden Autokraten Zöllner Paroli zu bieten. Beelzebub, Teufel, ich weiss. Diese Machtverschiebung kann sich für die Hochschulen (also auch für die Studierenden!) noch rächen.

  • L
    Laub

    Spannend warte ich mit meinen Studienkollegen auf die freudige Nachricht der Zusage an Hamburg. Zu hoffen ist nur dass die nachfolge nicht in Vetternwirtschaftlicher Manier an einen Lenzen-System Treuen vergeben wird