Unerlaubte Beihilfe an Privatbank: Rettet Brüssel Warburg-Millionen?
Laut einem Bundestags-Gutachten war Hamburgs Verzicht auf Rückzahlung einer Erstattung aus Cum-Ex-Geschäften EU-rechtlich eine „unerlaubte Beihilfe“.
![Fabio de Masi vor einem Schriftzug des Deutschen Bundestags Fabio de Masi vor einem Schriftzug des Deutschen Bundestags](https://taz.de/picture/4455650/14/Fabio_de_Masi_Bundestag_Joerg_Carstensen_dpa-1.jpeg)
Die Stadt hatte Haftungsrisiken als Grund dafür angegeben, dass sie die Forderung in Höhe von 47 Millionen Euro nicht eingetrieben hatte. Brisant daran ist, dass der heutige Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in seiner Eigenschaft als damaliger Hamburger Bürgermeister während des Steuerverfahrens mehrfach Kontakt mit Warburg-Chef Christian Olearius hatte, wie er zögerlich eingeräumt hat.
Inzwischen hat das Landgericht Bonn die Warburg-Bank verurteilt, neben weiteren Forderungen auch die verjährten 47 Millionen Euro zurückzuzahlen. Die Warburg-Bank hat dagegen Revision eingelegt. Sollte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager Hamburgs Verzicht nun als illegale Subvention werten und eine Rückzahlung – plus Zinsen – verlangen, könnte daraus eine neue Rechtsgrundlage entstehen, um das Geld noch zu bekommen, weil das höherstehende EU-Recht die nationale Verjährungsfrist aushebelt.
In Hamburgs Finanzbehörde hält sich die Begeisterung aber in Grenzen. Sie wollte am Donnerstag nicht dazu Stellung nehmen, ob sie schon Post aus Brüssel bekommen hat. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) maulte lediglich, es sei „schon erstaunlich, dass der wissenschaftliche Dienst des Bundestages einen Sachverhalt aus Medienberichten offenbar als unstreitige Prämisse für eine eigene Rechtsprüfung zugrunde legt“. Beim Beihilferecht lägen „bei Cum-Ex-Fällen aber eher nicht die Probleme“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören