Uneinigkeit der Dieselgipfel-Experten: Umweltverband stinkt's gewaltig
Der BUND bemängelt den Abschlussbericht zum Dieselgipfel. Stattdessen gibt die Organisation lieber eine eigene Stellungnahme ab.
Klären, wie die Schadstoffbelastung in deutschen Städten verringert werden kann, war das Ziel des Dieselgipfels im August. Vier von der Bundesregierung eingesetzte Expertengruppen mit VertreterInnen aus Politik, Industrie, Forschung und Umweltverbänden sollten dafür Lösungen liefern.
Beim Abschlussbericht der Expertengruppe IV kam es nun allerdings zum Streit. „Obwohl in der Expertengruppe vertreten, kann der BUND diesen Bericht in wesentlichen Teilen nicht mittragen“, heißt es in einem Sondervotum.
Der Vorsitzende der Expertengruppe, Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig, räumte der Umweltorganisation die Möglichkeit ein, dieses Minderheitsvotum an den Abschlussbericht anzuhängen, berichtet BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Denn der Verband hatte zuvor die Zustimmung zum Bericht verweigert und mit Austritt aus der Gruppe gedroht.
Der Abschlussbericht wird nicht veröffentlicht. Das BUND-Sondervotum aber liegt der taz vor. Der Umweltverband kritisiert am Abschlussbericht der Expertengruppe unter anderem: „Dass ein wesentlicher Treiber hoher CO2-Werte aber vor allem der anhaltende Trend zu immer größeren, schwereren und leistungsstärkeren Fahrzeugen ist, bleibt im Bericht unerwähnt.“
Auch die von der Gruppe empfohlenen synthetischen Kraftstoffe sieht der BUND als problematisch an. Statt für deren energieintensive Herstellung Strom zu verwenden, sollte bei Pkw „die wesentlich klimaverträglichere und effizientere direkte Stromnutzung Priorität haben“.
Generell finden die Umweltschützer aber den Fokus des Abschlussberichts auf Elektromobilität „nicht zielführend“. Der steigende Energiebedarf des Verkehrs sei mit regenerativen Quellen nicht zu decken. Deshalb fordert die Umweltorganisation stattdessen „konkrete Ziele zur Verkehrsvermeidung“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja