Umweltorganisation entsetzt: Blaublut knallt Bären ab
Ein Prinz aus Liechtenstein erschießt den größten Bären Rumäniens. Umweltschützer sind entsetzt – und vermuten Korruption.
Der Abschuss erfolgte bereits am 13. März, bekannt wurde er aber erst vergangene Woche. Aufgedeckt hat ihn die rumänische NGO Agent Green, die Nationalparks mit Rangern schützt und Umweltverbrechen untersucht.
Arthur war der größte bisher beobachtete Bär Rumäniens, wahrscheinlich in der gesamten EU, meint Gabriel Paun, der Vorsitzende von Agent Green. Er hätte nie zum Abschuss freigegeben werden dürfen. Paun vermutet Korruption und verdächtigt die zuständige Botos Jagdgesellschaft, eine Abschusserlaubnis konstruiert zu haben.
Vergangenen Sommer hatten sich mehrere Bauern im Dorf Ojdula über eine Bärin beschwert, die Schafe, Hühner und sogar eine Kuh gerissen habe. Manchmal sei sie von einem Jungtier begleitet gewesen. Aggressionen gegen Menschen wurden keine gemeldet. Seit Monaten gab es keine Klagen mehr. Man vermutet, dass das Muttertier weitergezogen ist.
Jagdverband wollte Problembärin erschießen
Umso seltsamer, dass einer der Bauern im vergangenen Januar an den Jagdverband mit der Bitte herantrat, diese Problembärin zu erschießen. Fix stellte die lokale Umweltbehörde einen Erlaubnisschein aus, der es dem Neffen des Fürsten Hans-Adam II. ermöglichte, einen Bären zu schießen. Spezifische Angaben fehlten in dem Schreiben.
Gabriel Paun zur taz: „Da müsste genau angegeben sein, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt, und andere Details, die den Bären eindeutig identifizieren“. Er vermutet, dass die Erlaubnis absichtlich so konstruiert wurde, dass sie dem adligen Weidmann, der auf der mittelalterlichen Riegersburg in der Steiermark lebt, den Abschuss des kapitalen Bären ermöglichte.
Nach der internationalen Trophäenskala mit maximal 600 Punkten erfüllte Arthur 593 Punkte. „Es ist klar, dass der Prinz nicht gekommen ist, um das Problem der Einheimischen zu lösen, sondern um den Bären zu töten und die größte Trophäe mit nach Hause zu nehmen“, sagt Gabriel Paun: „Wir haben es mit Wilderei zu tun, da sie den falschen Bären erschossen haben“.
Das Gesetz sieht außerdem vor, dass der Abschuss das letzte Mittel sein muss. Die betroffenen Bauern schützen ihr Vieh aber weder mit elektrischen Zäunen noch mit Hunden. Agent Green hat dafür Gelder zur Verfügung gestellt. Deren Auszahlung werde aber vom Umweltminister ohne Angabe von Gründen blockiert, sagt Paun.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“