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Umweltbelastung durch AbgaseHendricks warnt vor Dieselkauf

Die Umweltministerin rät vom Kauf von Dieselfahrzeugen ab, die bereits auf dem Markt sind. Diese seien nicht vor Fahrverboten sicher.

Auch neue Diesel stoßen zu viel Stickstoff aus Foto: ap

Berlin taz | Wer einen Diesel-Pkw kaufen und vor Fahrverboten sicher sein wolle, müsse ein Fahrzeug der neuesten Abgasnorm erwerben, empfahl Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am Mittwoch. Autos, die nach der Norm Euro 6d-Temp geprüft wurden, kommen jedoch erst ab September langsam auf den Markt, sagte ein ADAC-Sprecher. Die Umweltministerin warnte damit vor dem Kauf aller heute angebotenen Diesel-Pkw, die einen guten Teil der aktuellen Fahrzeugflotten auch der deutschen Autohersteller ausmachen.

Hendricks stellte eine Untersuchung des Umweltbundesamtes (UBA) vor, die die Auswirkungen des sogenannten Dieselgipfels von Anfang August für die Verbesserung der Luft abschätzt. Demnach senken die beschlossenen Maßnahmen die Belastung mit Stickstoffdioxid in bundes­deutschen Städten um nur „sechs Prozent“ – meistens zu wenig, um den Grenzwert einzuhalten.

Berechnet hat das UBA die Abgasreduzierung durch die neue Motor-Software, mit der die Autohersteller die bereits verkauften Fahrzeuge ausrüsten wollen. Das bringt den größeren Teil der Verringerung um sechs Prozent. Ein kleinerer Beitrag kommt dazu, weil die Autokonzerne ihren Kunden anbieten, alte Diesel abzunehmen und durch verbilligte Neuwagen zu ersetzen.

„Die Autofahrer sollten beim Kauf darauf achten, die Prämie für wirklich saubere Fahrzeuge einzusetzen“, sagte Hendricks. Dazu zählt sie „etwa Elektroautos, solche mit Hybrid- und Gasantrieb, sparsame Benziner oder modernste Diesel“. Selbst Diesel der aktuellen Euro-Norm 6, die bereits auf den Straßen fahren, fallen ausdrücklich nicht unter diese Empfehlung der Ministerin.

Sie meint ausschließlich die Diesel-Pkw mit Euro-Norm 6d-Temp. Dahinter verbirgt sich ein neues Prüfverfahren für die Messung von Abgasen im realen Betrieb, das erst ab September 2017 gilt. „Warum vom Kauf aktueller Diesel mit Euro-Norm 6 abgeraten wird, ist nicht nachvollziehbar“, sagte ein Sprecher des Verbandes der Autoindustrie. „Sie sind schon sehr sauber.“ Auch diese allerdings könnten von Fahrverboten betroffen sein. In Kommunen wie Stuttgart oder München kommt es möglicherweise zu entsprechenden Gerichtsentscheidungen.

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4 Kommentare

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  • Hendriks ist eine der wenigen, wenn nicht die einzige Ministerin aktuell in Deutschland der man Respekt zollen kann.

     

    Leider kämpft sie gegen andere Minister wie damals noch den Wirtschaftsminister Gabriel, die Autolobby. Sie macht einen vernünftigen Job bei schweren Bedingungen.

    • 3G
      39167 (Profil gelöscht)
      @Sascha:

      Ja, wenn sie es ernst meint, dann schon.

      Ich traue den Genossen und Genossinnen leider nicht mehr.

  • Was wirklich hilft:

    Wirklich helfen tut lediglich eine Reduzierung der Fahrleistung. 50% weniger Verkehr geben beim bestehenden Mix sofort 50% Reduktion. Was also am schnellsten wirken würde sind bessere Angebote des ÖPNV. Das reduziert nicht nur NOx, sondern auch Lärm, Feinstaub und CO2 Belastung. Da die dazu nötigen Entscheidungen auf kokmmunaler Ebene getroffen werden, brauchen die belasteten Kommunen nicht lange auf die Entscheidung eines Bundesumweltministers zu warten. Stuttgart sollte mit einem Schwenk von S21 auf K21 zügig vorangehen. Viele der dort vorgeschlagenen Maßnahmen sind auch jetzt schon einsetzbar, und verbessern den ÖPNV. Ähnlich ist es mit dem Alternativkonzept zur 2. Stammstrecke in München.

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    60tausend Menschen sterben jährlich an den Folgen der Feinstaubbelastung,lt. einen Beitrag von ZDF Zoom.

    Das war und ist schön sehr lange bekannt. Greenpeace hat darauf schon vor vielen jähren hingewiesen. Hat es jemanden interessiert?

    Nö, nicht den Dieselkäufer und nicht die politisch verantwortlichen.

    Sie sterben ja halt irgendwo, nicht sichtbar, völlig anonym.

    Deshalb weiter, freie Fahrt für freie Bürger und auch ohne Tempolimit.

     

    Wetten, dass trotzdem die Autoparteien wieder mit ganz vorne sind bei der Wahl?

    Obwohl, gibt es eigentlich eine Partei ohne Liebe zur Dreckschleuder?

    Nein, bitte jetzt nicht die Grünen nennen. Das glaube ich jetzt wirklich nicht angesichts der Männchen in BaWü.