Umstrittene Messe-Präsenz der ARD: Reizwort IFA

Bei der am Freitag beginnenden Messe IFA ist auch die ARD wieder dabei. Nach dem RBB-Skandal ist das nicht unumstritten, denn der Auftritt kostet.

ARD-Präsentation auf der IFA

Geblieben, mit großem Aufwand: ARD-Präsentation auf der IFA in Berlin Foto: Raimund Müller/www.imago-images.de

Es gibt ein paar Reizwörter, die Führungskräfte in der ARD nach dem RBB-Skandal gerade besonders in Rage bringen. „IFA“ ist so ein Wort. IFA, das stand mal für „Internationale Funkausstellung“, für den Start des Farbfernsehens und die Einführung des Videotexts. Mittlerweile heißt die Messe nur noch IFA, mit dem Untertitel „Consumer Electronics Unlimited“, und steht vor allem für Kühlschränke und Luftentfeuchter. Nicht nur in der ARD fragen sich daher einige, was den Fernsehsendern die Messe eigentlich noch bringt. Das ZDF stellt dort seit 12 Jahren nicht mehr aus, auch die privaten Sender haben sich längst zurückgezogen.

Die ARD ist geblieben, mit großem Aufwand. Wenn die IFA am Freitag nach zweijähriger Pandemiepause wieder öffnet, wird die ARD wieder die Halle 2.2 belegen. Dort soll die ARD-Prominenz auflaufen, „Tagesschau“-Sprecherinnen und Investigativjournalisten. Podcasts sollen entstehen, die Fernsehproduktion soll erklärt werden.

Fast alles wie immer also bei ARD und IFA – wäre da nicht der RBB-Skandal. Denn es ist traditionsgemäß der Rundfunk Berlin-Brandenburg, der den Auftritt der ARD auf der IFA koordiniert. Das liegt nah, schließlich ist die Berliner Messe vor den Türen des RBB. Patricia Schlesinger, die skandalträchtige Ex-Intendantin, bezeichnete die IFA im Jahr 2017 noch als einen „Höhepunkt im Terminkalender des RBB und der ARD“.

Ein Höhepunkt der Katastrophen könnte die IFA in diesem Jahr vor allem für die Mitarbeitenden werden, die die ARD und den RBB auf der Messe repräsentieren sollen. Denn die ARD-Halle ist der Ort, wo die Pro­gramm­ma­che­r*in­nen und das Publikum ins Gespräch kommen. Das könnte nun unangenehm werden. Aus dem RBB hört man, dass sich gerade niemand darum reißt, auf der Messe Präsenz zu zeigen, erst recht niemand aus der Führungsriege.

Lukrativer Beraterjob

Aber die Recherchen zu Schlesinger und dem RBB haben ja nicht nur einen Massagesitz und italienisches Edelparkett zutage gefördert, sondern auch das offenbar zu enge Verhältnis zwischen der Intendantin und ihrem Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf. Wolf war nicht nur oberster RBB-Kontrolleur, der seiner Kontrollaufgabe nicht nachkam, sondern gleichzeitig Aufsichtsratschef der Berliner Messe. Wolf soll Schlesingers Ehemann einen lukrativen Beraterjob bei der Messe besorgt haben, mittlerweile ermittelt die Berliner Generalstaatsanwaltschaft gegen die drei.

Könnte es also sein, dass Wolf auch die enge Bindung von RBB und IFA eingefädelt oder mindestens befördert hat? Diese Vermutung weisen sowohl die Berliner Messe als auch der RBB zurück. „Wolf-Dieter Wolf war nicht involviert“, heißt es von einer Sprecherin der Messe. Auch eine RBB-Sprecherin schreibt, Wolf-Dieter Wolf sei nicht in die Abschlüsse involviert gewesen. Zu anderen Details, etwa wer wann die Verträge zwischen RBB und IFA zu welchen Konditionen geschlossen hat, will der RBB aber keine weitere Auskunft geben.

Nun ist die IFA für die ARD nicht irgendeine Messe. Die ARD gibt für ihren Auftritt in diesem Jahr 493.000 Euro aus. Dazu kommen die Kosten für das Hallendesign und für die drei Extrastände in der ARD-Halle. Die Stände besetzen der RBB, Deutschlandradio und ARD Digital. Der RBB-Stand allein wird 125.000 Euro kosten.

Der RBB sieht das Geld gut angelegt. Mehr als hunderttausend Menschen hätten sich auf der letzten IFA in der Halle über die ARD informiert. „Wir haben auf der IFA unmittelbaren Kontakt mit einem überwiegend jüngeren Publikum, bis 50 Jahre“, schreibt eine RBB-Sprecherin. Dabei ist gerade die Frage, welches Publikum die ARD wie und wo am besten erreicht, umstritten.

Kosten-Nutzen-Auswertung

Vor Jahren schon habe es intern Diskussionen gegeben, die IFA aufzugeben und den Sender dafür näher an die Digitalmesse republica zu binden, heißt es aus Senderkreisen. Dort trifft sich einmal im Jahr das junge, digitale Publikum. Dazu habe es keinen Beschluss der Intendantinnen und Intendanten gegeben, antwortet der RBB auf taz-Nachfrage.

Zumindest zu der Frage, ob und in welchem Umfang sich die ARD zukünftig auf der IFA präsentieren will, könnte es hingegen schon bald einen Beschluss geben. Im September wollen die In­ten­dan­t*in­nen das Thema IFA „auf Basis einer Kosten-Nutzen-Auswertung“ besprechen. Gut möglich also, dass IFA bald schon kein Reizwort mehr ist.

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