Umstrittene Diskussion in Bremen: Das „Mahnmal“-Podium ist geplatzt
Aufgrund diverser Absagen wegen der Einladung eines weit rechtsaußen stehenden Nachwuchs-AfDlers entfällt die von Radio Bremen geplante Podiumsdiskussion.
BREMEN taz | Ein Populist bringt Aufmerksamkeit: Nichts anderes kann Radio Bremen sich gedacht haben, als es entschied, ausgerechnet zum Thema „Arisierungs“-Mahnmal in Bremen Marvin Mergard von der Jungen Alternative (JA) Bremen einzuladen (taz berichtete).
Zu der live gesendeten Podiumsdiskussion aus der Reihe „Nordwestradio unterwegs“ am kommenden Mittwoch war auch Henning Bleyl, Ex-taz-Redakteur und Initiator des geplanten „Arisierungs“-Mahnmals in Bremen, eingeladen – aber der sagte ab. „Ich möchte das komplexe Thema nur mit Leuten diskutieren, die zumindest die historischen Dimensionen der Judenverfolgung anerkennen“, sagte er. Das sei bei der JA nicht der Fall. Auch die „Ersatzkandidatin“, Grünen-Politikerin Kirsten Kapperth-Gonther, sagte wegen Mergard ab – so wie offenbar weitere Eingeladene.
Denn nun ist das Podium abgeblasen: „Zahlreiche MeinungsträgerInnen zum Thema“ hätten ihre Teilnahme abgelehnt, heißt es in einer erneuten Einladung von Radio Bremen an Bleyl – zu einem fünfminütigen Studio-Interview. Denn statt der Debatte wird das Nordwestradio am kommenden Mittwoch nun eine „Studio-Schwerpunktsendung“ zum gleichen Thema senden.
Auch auf der jüngsten Sitzung des Rundfunkausschusses soll die Mehrheit laut taz-Informationen „entsetzt“ über die Einladung Mergards gewesen sein. Der Grund: Die JA Bremen, die begeistert den AfD-Rechtsaußen Björn Höcke unterstützt, hat in einer Pressemitteilung namens „Nein zur Holocaust-Mahnmalstätte bei Kühne & Nagel!“ geschrieben, das „Bestreben“ der Mahnmal-Befürworter sei „die ‚Monumentalisierung der Schande‘, die Aufrechterhaltung der ewigen Schuld“.
Ob Mergard nun wieder eingeladen ist, ist unklar. Der Sender teilt lediglich mit: „Sobald die Details feststehen, wird Radio Bremen mit einer Pressemitteilung darüber informieren.“ Bleyl jedenfalls hat diesmal zugesagt. Das nun geplante Format, sagt er, sei für ihn „journalistisch in Ordnung“.
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