Umsatzeinbruch im Einzelhandel: Menschen shoppen weniger
Im Einzelhandel bricht der Umsatz ein, Ökonomen warnen vor einer Schwäche des Konsums. Ein Lichtblick: Die Inflation sinkt auf 2,9 Prozent.
Speziell der Lebensmittelhandel spürte dies. Nach Abzug der Inflation sank der Umsatz dort um 6,0 Prozent. Auch für Haushaltsgeräte und Möbel gaben die Menschen weniger aus. Und auch der Internet- und Versandhandel spürte die Inflation. Dessen Umsatz ging um 3,9 Prozent zurück.
Dabei ist zu beachten, dass es sich um inflationsbereinigte Zahlen handelt. Nominal, also in Euro gemessen, stieg der Umsatz des Einzelhandels zwar um 2,3 Prozent. Da die Inflation im vergangenen Jahr bei 5,9 Prozent lag, war der Umsatz aber unterm Strich weniger wert als im Vorjahr. Deshalb werden Veränderungsraten auch real, also nach Abzug der Inflation berechnet, um sie besser miteinander vergleichen zu können.
Dabei gingen im Dezember die Umsätze im Einzelhandel sogar nominal um runde 2 Prozent zurück. Nach Abzug der Inflation betrug das Minus 4,4 Prozent. „Der erneute Rückgang der (realen) Einzelhandelsumsätze im Dezember unterstreicht die Schwäche des Konsums in Deutschland“, erklärt der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Die Kaufkraft der Menschen in Deutschland habe in den vergangenen zwei Jahren massiv unter den Folgen des Energie- und Nahrungsmittelpreisschocks im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gelitten, und dies wirke weiter nach. „Zwar sind zuletzt die Löhne wieder etwas stärker als die Preise gestiegen, aber bei den Privathaushalten herrscht weiter Vorsicht beim Konsum vor“, so Dullien.
Inflation geht zurück
Die „hektischen Reaktionen“ der Bundesregierung auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts dürften dem Ökonomen zufolge die Verunsicherung der Menschen noch einmal verstärkt haben. Es gibt aber einen Lichtblick: „Im Laufe des Jahres wird die Inflation weiter zurückgehen und die Lohnerhöhungen stärker spürbar“, sagt Dullien.
Im Januar betrug die Teuerungsrate 2,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekannt gab. Im Dezember belief sie sich noch auf 3,7 Prozent. „Es zeigt sich jetzt immer mehr: Die Inflationsdynamik in Deutschland ist gebrochen. Die Zeiten massiv überhöhter Inflation sind endgültig vorbei“, so Dullien. Er und das IMK schätzen, dass die Teuerungsrate im Gesamtjahr 2024 2,5 Prozent betragen wird. „Dann dürfte es zumindest eine vorsichtige Erholung des Konsums geben, die aber nicht ausreicht, um die Wirtschaft insgesamt im laufenden Jahr aus der Stagnation zu heben“, schätzt der Konjunkturforscher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Olaf Scholz in der Ukraine
Nicht mit leeren Händen
Schuldenbremse-Debatte in Union
Die Bredouille um die Bremse
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht