Umgang der Uefa mit dem Wolfsgruß: Wolfsfreie EM-Übertragung
Die Grauen Wölfe haben die EM in Geiselhaft genommen. Im TV war davon aber nichts zu sehen. Sind die Bilder der Uefa wichtiger als ihr Rassismuskonzept?

D ie Grauen Wölfe haben die EM erobert. Selten ist eine politische Bewegung während eines Sportturniers derart gefeiert worden wie die türkischen Ultranationalisten. Der Wolfsgruß, ihre Erkennungsgeste, ist zur Geste dieses Fußballturniers geworden. Die Turnierausrichterin Uefa hat mit ihrer Entscheidung, den türkischen Spieler Merih Demiral zu sperren, nachdem der den Gruß auf dem Spielfeld gezeigt hatte, zwar Position bezogen. Die Instrumentalisierung der EM durch die Ultranationalisten hat sie aber nicht verhindern können.
Die nahmen die Uefa-Entscheidung als willkommene Provokation dankbar an und versuchten, einen nationalen Rausch zu entflammen. Das ist ihnen durchaus gelungen. Im Berliner Olympiastadion ist seit dem Ende der Herrschaft des Nationalsozialismus nicht mehr in einem solchen Ausmaß mit nationalen Gesten dem Rassismus gehuldigt worden. Eingeschritten dagegen wurde nicht.
Demiral habe „die allgemeinen Verhaltensgrundsätze nicht eingehalten, die grundlegenden Regeln des guten Benehmens verletzt, Sportereignisse für Kundgebungen nichtsportlicher Art genutzt“, heißt es in der Begründung für die Sperre des Spielers. Die Fans haben nichts anderes getan als Demiral. Ist dagegen wirklich nichts zu machen?
Für rassistische Vorfälle in den Kurven gibt es einen Dreistufenplan: Zunächst soll der Schiedsrichter eine Durchsage im Stadion veranlassen. Bringt das nichts, soll er das Spiel für einige Minuten unterbrechen. Und bricht sich weiter Rassismus Bahn, ist der Spielabbruch die Ultima Ratio.
Beim Spiel der Türkei gegen die Niederlande hat es nicht einmal eine Durchsage gegeben. Kein Wunder – die offizielle TV-Übertragung von der Euro hat keine Fans mit Wolfsgruß gezeigt. Das TV-Event wurde wolfsfrei gehalten. Mit einer Ansage im Stadion wäre das nicht vereinbar gewesen. Das reibungslose Durchführen des Turniers ist der Uefa am Ende eben doch wichtiger als der Kampf gegen Menschenfeindlichkeit und der Dreistufenplan.
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