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Umfragen zum UnabhängigkeitsreferendumWas wollen die Schotten?

Nachdem vergangene Woche plötzlich die Befürworter der Unabhängigkeit in den Umfragen führten, liegen nun wieder die Gegner vorne. Auch die Oranier beziehen Stellung.

Rund 12.000 Mitglieder des Oranier-Ordens marschierten am Samstag durch Edinburgh. Sie sind gegen die Unabhängigkeit. Bild: dpa

EDINBURGH afp | Wenige Tage vor dem Referendum in Schottland sehen zwei Umfragen die Gegner einer Abspaltung von Großbritannien in Führung. In einer am Samstag veröffentlichten Befragung im Auftrag der „Better Together“-Kampagne sprachen sich abzüglich der noch Unentschiedenen 54 Prozent gegen die Unabhängigkeit aus. In einer weiteren Umfrage führten die Unabhängigkeitsgegner mit mehr als fünf Prozentpunkten. Beide Lager führten am Wochenende intensiv Wahlkampf.

„Diese Umfrage legt nahe, dass das 'Nein'-Lager führt aber das Rennen ist alles andere als vorbei“, sagte Blair McDougall, Direktor der Kampagne „Better Together“, die sich für ein „Nein“ zur Unabhängigkeit Schottlands einsetzt. In der Befragung von mehr als 1000 Teilnehmern sprachen sich 47 Prozent gegen die Unabhängigkeit aus, 40,8 Prozent wären dafür. Neun Prozent sind noch nicht entschieden und 3,2 Prozent wollten sich nicht äußern. Abzüglich der Unentschiedenen lag das „Nein"-Lager mit 54 Prozent vorn.

Die Befragung deutet zudem auf eine sehr hohe Wahlbeteiligung hin: 93 Prozent der zwischen Mittwoch und Freitag befragten Einwohner Schottlands erklärten ihre Absicht, wählen zu gehen. In einer Umfrage der Zeitung Observer gaben 47,7 Prozent der Befragten an, gegen die Unabhängigkeit stimmen zu wollen, 42,3 Prozent waren dafür. Nur zwei Prozent wollten demnach nicht an der Abstimmung teilnehmen, während acht Prozent dahingehend noch unsicher waren.

Oranierorden unterstützt „Nein"-Lager

Am vergangenen Wochenende hatten die Befürworter einer Abspaltung Schottlands zum ersten Mal in einer Umfrage eine Mehrheit erreicht – das Ergebnis hatte die Londoner Politik alarmiert. Seither appellierten die Vorsitzenden der drei wichtigsten britischen Parteien eindringlich an die Schotten, sich nicht vom Vereinigten Königreich loszusagen. Die Schotten stimmen am Donnerstag per Referendum über die Loslösung von Großbritannien ab. Bei einem Sieg des „Ja“-Lagers wird damit gerechnet, dass es rund 18 Monate dauern würde, bis Schottland formal unabhängig wäre.

Das Wochenende war geprägt von einem intensiven Werben beider Lager. Die Schottische Nationalpartei (SNP) von Regierungschef Alex Salmond schickte 35.000 Unterstützer auf die Straßen, die mehr als 2,5 Millionen Reklamezettel für die Unabhängigkeit Schottlands verteilen sollten.

Das Lager der Unabhängigkeitsgegner bekam dagegen Unterstützung vom ultrakonservativen, protestantischen Oranierorden. Nach Angaben der Organisatoren zogen am Samstag 15.000 uniformierte Mitglieder mit Musikkapellen durch die schottische Großstadt Edinburgh. „Wir sind stolz, zu Großbritannien zu gehören“, sagte der Großmeister der Schottischen Loge, Henry Dunbar, bei der Kundgebung am Schloss von Edinburgh. „Ich will mit denen nichts zu tun haben“, sagte dagegen der Labour-Abgeordnete Jim Murphy über die Oranier. „'Better Together' will mit denen nicht zu tun haben.“

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8 Kommentare

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  • ok - try it a-gähn 2.0

     

    un nochens - die Schotten -

     

    nö, nich die Schotten dicht -

    sondern, Schotte ist -

    wer in Schottland lebt -

     

    &jeder seinen Stammbaum

    bis auf den Ur-Clanführer zurückverfolgen kann -

     

    &der drive der Seperatisten vielleicht

    grad darin seinen Grund hat -

    ist doch der Ur-Ur-Clanie grad nicht aus Schottland -

    sondern IMMi - Ausländer -

    noch dazu aus Oesterreich -

    ein Älpler - wie die Analyse seiner

    Zähne zeigt -

    feinstes Alpenwassersediment -

    quasiwasi Ötzist -

     

    "Na Harm - und was sagen die Schotten -

    nehmen die das hin? -

    Das wird man abwarten müssen -

    sie kauen noch dran!"

    Eben.

  • "Dürfen die Schotten das?" Hier eine Analyse des Referendums aus der Perspektive der Moralphilosophie: http://politischer-spielraum.de/?p=877

  • Wann wird das stolze Königreich Bayern endlich den selben Weg einschlagen? Es wäre eine Erleichterung für den Rest Deutschlands.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Spider J.:

      Na da wird sich wohl eher noch vorher Franken von Bayern abspalten und ein eigenes Bundesland werden.

  • Haben die Schotten in den vergangenen Jahrhunderten der Abhängigkeit von England verlernt, für sich selbst verantwortlich zu sein? Da passt das Bild vom stolzen unabhängigen eigensinnigen und freiheitsliebenden Kraftprotz dann doch nicht mehr so ganz und sollte mehr ersetzt werden durch ein Bild vom UK-sozialisierten, ökonomisch orientierten, very british kultivierten, aber mit einem Rest von Eigensinn immer noch Scotch schlürfenden Citizen.

     

    Welche Währung würde denn auf sie zukommen, nach dem British Pound?

     

    Es ist gut, dass nicht die Prognosen oder die Monarchie, sondern die Wähler selbst bestimmen, wer die Nase vorn hat und ob nicht demnächst ein ganz anderer Wind um dieselbe bläst.

  • Alle bestehenden Staaten haben Grenzen, die niemals den Wünschen oder Vorstellungen der Bewohner entsprachen. Sie sind immer ausgekungelt unter den totalitär Herrschenden durch Heiraten unter dem schmarotzenden Adel, oder Ergebnis von mörderischen Kriegen oder einfach auf irgendwelchen Kongressen ausgehandelt.

     

    Die Bewohner wurden nie gefragt. Um diese Zustände zu zementieren wurde die "Unverletzlichkeit" in Verfassungen und sogenanntem "Völkerrecht" fixiert. Auch hier wurde die Bevölkerung nicht gefragt.

    Wir werden noch lange legitime Unabhängigkeitsbewegungen sehen; sollen die Menschen sich zunächt trennen, danach werden sie sich näherkommen.

     

    Auch Europa ist entstanden als Komplott der Unternehmen "Europa der Pfeffersäcke" (Bezeichnung für die frühere EWG) gegen die Bevölkerung.

     

    Ohne diese objektiven Fakten auzuerkennen werden wir nie Frieden finden können. Um die Völker zueinander zu bringen braucht es zwei bis drei Jahrhunderte.

  • Könnte es sein, dass der Autor des Artikels die Umfragen fehlinterpretiert hat. Von denen am Samstag veröffentlichten Umfragen sieht nämlich nur eine die Unabhängigkeitsgegner vorne (49% zu 42% bei 9% Unentschlossenen). Die andere Umfrage sieht die Befürworten vorne (ebenfalls 49% zu 42% bei 9% Unentschlossenen).

    Zu lesen z.B. hier (http://en.wikipedia.org/wiki/Opinion_polling_for_the_Scottish_independence_referendum,_2014#2014) oder hier (http://www.theguardian.com/politics/scottish-independence-blog/live/2014/sep/14/scottish-independence-referendum-live). Kann es sein, dass Euch da etwas durcheinander gekommen ist?

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Nun, das Gegenstück diese Oranierordens in Nordirland zementiert und proklamiert auch immer noch die jahrhunderte lange Unterdrückung und soziale und politische Benachteiligung der Iren in Nordirland. Was von diesen Rassisten zu halten ist, ist also klar...