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Umbau auf MySpaceVom Weltnetzwerk zum Nischenraum

Einst war es das Online-Netzwerk schlechthin. Dann kam Facebook. Jetzt gibt MySpace den Wettstreit um Größe auf und will sich als Unterhaltungsplattform neu erfinden.

Neue Räume geöffnet? MySpace nach dem Neustart. Bild: dpa

NEW YORK/BERLIN dpa | Das Online-Netzwerk MySpace will mit einem Neustart vor allem eine Unterhaltungsplattform sein. MySpace stellte am Mittwoch umgebaute Webseiten vor, die vor allem auf Musik und Video ausgerichtet sind. Das ist ein klares Eingeständnis, dass der inzwischen viel größere Rivale Facebook die direkte Konkurrenz der sozialen Netzwerke um die Zahl der Mitglieder gewonnen hat.

"Die Nutzer kommen zu MySpace immer häufiger wegen der Medieninhalte - Musik, Filme, Spiele", sagte MySpace-Chef Mike Jones der Nachrichtenagentur dpa. Dagegen steuerten sie das Netzwerk weniger an, um mit Freunden zu kommunizieren. Darauf gehe MySpace jetzt ein. "MySpace will eine führende soziale Unterhaltungsplattform im Netz sein", gab Jones die Richtung vor.

MySpace ist im Jahr 2003 gestartet und war lange das größte Online-Netzwerk der Welt, wurde dann jedoch von Facebook überrundet. Facebook beziffert die Zahl der Mitglieder inzwischen auf mehr als 500 Millionen. MySpace zählt mehr als 100 Millionen Nutzer pro Monat.

In den vergangenen Monaten war viel darüber gerätselt worden, wie MySpace darauf reagiert, und nun kommt die neue Ansage: Friedliche Koexistenz statt Rivalität. "Das neue Myspace ist eine Ergänzung zu anderen Plattformen. Es ist keine Alternative zu Facebook oder Twitter", sagte MySpace-Chef Jones überraschend deutlich. Es gehe nicht mehr darum, alle Menschen weltweit vernetzen zu wollen.

MySpace setzte bereits in den vergangenen Jahren immer klarer auf Multimedia-Inhalte wie Musik und Videos. Als ein Eingeständnis der Marktmacht von Facebook bietet das Netzwerk bereits seit Ende August den eigenen Nutzern an, ihre Mitteilungen künftig auch mit dem Facebook-Profil zu synchronisieren. Die MySpace-Einträge tauchen dann automatisch in beiden Netzwerken auf.

Allerdings hat MySpace auch im Bereich Unterhaltung starke Rivalen. So startete Apple auf Basis seines Online-Shops iTunes das Musik-Netzwerk Ping. Das Apple-Netz kam zwar eher zögerlich in Gang, dahinter steht aber ein Potenzial von Millionen zahlungsbereiten iTunes-Nutzern.

MySpace, das Medienmogul Rupert Murdoch (News Corporation) im Juli 2005 für damals aufsehenerregende 580 Millionen Dollar gekauft hatte, ging im vergangenen Jahr durch eine drastische Sparrunde. So wurde die Zahl der Mitarbeiter um ein Drittel auf 1000 gekappt.

Am Mittwoch stellte MySpace auch ein neues Logo vor. Die Neuerung ist, dass der Wortteil "space" durch ein Zeichen für freien Raum ersetzt wird, eine liegende eckige Klammer. Das solle ein Symbol für die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der Nutzer sein, sagte Jones.

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