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Ulrich Beck über Atomrisiken"Wir sind zum Labor geworden"

Katastrophen wie die in Fukushima führen zu einer Erosion des Demokratieverständnisses, warnt Ulrich Beck. Der Soziologe und Risikoforscher sieht aber auch neue Handlungsmöglichkeiten.

Die Bilder von der Katastrophe in Japan beeinflussen weltweit die Diskussionen über die Risikogesellschaft. Bild: rtr
Interview von Kai Schlieter

taz: Herr Beck, die Risiken der Kernenergie lassen sich nach Fukushima nicht mehr ignorieren. Müssen solche riskanten Technologien jetzt verstaatlicht werden?

Ulrich Beck: Ich halte dies für überlegenswert. Wer kontrolliert die Kontrolleure? Die Verfilzung zwischen der Kernindustrie, den Aufsichtsbehörden und der Politik ist augenfällig. Das gilt für fast alle Länder: Die Aufsicht ist eng mit der industriellen Produktion verzahnt. Im Fall einer Katastrophe wird deutlich, dass die Regierung abhängig ist von den Informationen der privaten Betreiber. Die versuchen, die Informationen in ihrem Sinne zu dosieren. Die Priorität muss auf Sicherheit, Kontrollierbarkeit und Durchsichtigkeit liegen. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen: Sie muss auf der Möglichkeit beruhen, Irrtümer einzugestehen.

Irrtümer der Atomindustrie haben verheerende Folgen.

Ja, wir haben es beispielsweise bei Tschernobyl noch mit einer laufenden Katastrophe zu tun, die unsere gesamten Berechnungsverfahren infrage stellt. Die Kernenergie produziert eine neue Form des Hypothetischen, weil bestimmte Dinge nie im Labor geprüft werden können. Damit hat man die Gesellschaft zum Labor gemacht. Das ist ein Experiment mit offenem Ausgang.

Risiken setzen Entscheidungen voraus. Beim GAU ist es für Entscheidungen zu spät. Ist die Rede vom Restrisiko also eine Fiktion, die Beherrschbarkeit vorgaukeln soll?

Wenn man einen Unfall auf der Straße hat, gibt es vorgezeichnete Wege, um damit umzugehen: Versicherungsleistungen etwa. Deswegen ist ein großer Bereich unserer riskanten Entscheidungen zu einer Routine geworden, mit der man pragmatisch leben kann. Bei den Folgen der Reaktorkatastrophe in Fukushima haben wir es nicht mit Folgen von Entscheidungen zu tun, die durch institutionelle Arrangements minimiert werden könnten. Wir haben es mit neuartigen, weder räumlich noch zeitlich noch sozial eingrenzbaren Gefahren zu tun, deren Eintrittswahrscheinlichkeit sehr gering ist, die aber auf keinen Fall geschehen dürfen.

Bild: dpa
Im Interview: Ulrich Beck

ULRICH BECK 66, ist deutscher Soziologe. Zurzeit lehrt er an der Londoner School of Economics and Political Science. Sein bekanntestes Buch ist "Die Risikogesellschaft" (1986), ein Thema, das er u. a. mit "Weltrisikogesellschaft" im Jahr 2007 nochmal aufgriff.

Die Ethik-Kommission

Die Gremien: Für technische Fragen bei der zurzeit laufenden Überprüfung alter AKWs ist die Reaktorsicherheitskommission zuständig, die beim Umweltministerium angesiedelt ist. Außerdem hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die "Ethik-Kommission für sichere Kernenergie" eingerichtet, die die Regierung beim Für und Wider, Wenn und Aber des Atomausstiegs beraten soll. Sie wird am 4. April ihre Arbeit aufnehmen.

Die Personen: Ex-Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) und DFG-Präsident Matthias Kleiner leiten die Ethik-Kommission. Ihr gehören ferner an: der Hamburger Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD); der badische Landesbischof Ulrich Fischer; Alois Glück vom Zentralkomitee deutscher Katholiken (CSU); BASF-Chef Jürgen Hambrecht; der niedersächsische Ex-Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP); Reinhard Hüttl vom Geoforschungszentrum Potsdam; der Münchener Kardinal Reinhard Marx; IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis; die Philosophieprofessorin Weyma Lübbe; Lucia Reisch, Professorin für Verbraucherpolitik; Miranda Schreurs, Leiterin des Berliner Zentrums für Umweltpolitik - sowie Ulrich Beck, Risikoforscher.

Gegen einen GAU hilft auch keine Versicherung?

Das ist der Punkt. Die Atomkraftwerke sind entsprechend nicht privat versichert. Ein Auto darf man ohne Versicherung nicht fahren. Bei Atomkraftwerken springt - wie bei systemrelevanten Banken - im Katastrophenfall der Staat ein. Im Übrigen besteht die Rationalität des Risikokalküls darin, dass wir Erfahrungen mit Unfällen machen können. Erst auf dem Hintergrund von Erfahrungen können entsprechende Arrangements und Entscheidungen getroffen werden. Im Bereich der Kernenergie dürfen wir diese Erfahrungen gar nicht machen. Das heißt, wenn die Katastrophe eintritt, ist es schon zu spät. Bei riskanten Technologien wie der Kernkraft besteht also der Zwang, eine totale Irrtumslosigkeit zu behaupten, die schon anhand simpler Überlegungen zusammenbricht.

Das Vertrauen in die Kernkraft ist also gänzlich irrational?

Die Kategorie des Vertrauens ist wesentlich für die Risikoeinschätzung. Ohne Vertrauen ist ein organisierter Umgang mit gefährlichen Zukünften gar nicht möglich. Dieses Vertrauen entsteht aus einem Gesellschaftsvertrag, wie etwa dem institutionalisierten Umgang mit Unfällen. Die Kernenergieindustrie aber hat diesen Gesellschaftsvertrag gebrochen. Das wird deutlich an der fehlenden Rationalitätsgrundlage, dass man eben keine Erfahrungen mit diesen Katastrophen machen darf.

Eine moderne Gesellschaft basiert darauf, dass wir ein abstraktes Systemvertrauen in vielen Bereichen an den Tag legen müssen. Wenn die Grundlage dieses Vertrauens untergraben wird: Zerstört das dann den Glauben an die Demokratie?

Da werden anthropologische Ängste bei den Menschen wachgerufen, weil nicht mehr klar ist, wie mit diesen Katastrophen umgegangen werden kann. Es gibt einen Zusammenhang zwischen diesen Katastrophen und der Demokratie. Die Politik hat sich durch die Zustimmung zur Kernenergie an das Schicksal dieser Technologie gebunden. Mit dem Eintritt des Unvorstellbaren geht das Vertrauen der Bürger gegenüber den Politikern verloren. Auch Politiker selbst sehen sich plötzlich bei diesen Katastrophen getäuscht. Das setzt eine Erosion der Zustimmung zu den Institutionen der Politik fort, die wir schon in vielen Bereichen erleben. Die Katastrophe erzeugt damit im Kern eine Vertrauens- und Verantwortungskrise.

Wird die Katastrophe in Japan, die ja in einer der am weitesten entwickelten Wirtschaftsnationen passiert, zum Symbol vom Ende des Turbokapitalismus?

Ja, meine Kollegen in Südkorea, Japan und China sprechen sprechen von einer "compressed modernization", die einen Risikokapitalismus hervorgebracht hat. In Japan lässt sich zugleich zeigen, wie wichtig es ist, über Alternativen zu verfügen. Es hat das Land auch deswegen so hart erwischt, weil es intellektuell gar nicht darauf vorbereitet war. Es gibt keine nennenswerte Anti-Atomkraft-Bewegung. Das Land hat sich auf den Ausbau der Kernenergie verlassen, obwohl Hiroshima zu den Albträumen des japanischen Nationalbewusstseins gehört. Aber diese Verbindungen wurden nie hergestellt, weil sie durch einen Fortschrittsglauben gegeneinander isoliert wurden. Diese ganzen Konstruktionen stehen jetzt zur Disposition. Ich könnte mir vorstellen, dass auch in Japan in Zukunft die Weichen auf alternative Energien umgestellt werden.

Markiert Fukushima auch eine Wende der Menschheit in Bezug auf die Kernenergie?

Die Explosion der Reaktorblöcke konnte in Wohnzimmern weltweit, und zwar in Zeitlupe, verfolgt werden. Das gab es bislang nicht. Die jetzige Katastrophe ist damit zu einem kosmopolitischen Ereignis geworden, an dem die Menschen exemplarisch die Versprechen der Kernindustrie und ihrer Politiker im Moment ihres Zusammenbruchs beobachten konnten. Wenn es gelingt, dieses Momentum zu nutzen und in Politik umzusetzen, dann könnte dieses Ereignis tatsächlich eine Wende markieren.

Das mediale und öffentliche Interesse dreht sich vor allem um die atomare Katastrophe. Man könnte den Eindruck gewinnen, die tatsächlichen Toten des Tsunami interessieren kaum. Ist den Menschen die Empathie verloren gegangen?

Nein, das würde ich so nicht sehen. Auch die Bilder des Tsunami sind bei den Menschen präsent. Wenn man sich aber nur darauf bezieht, dass die Reaktorkatastrophe vorläufig vermutlich noch keine Toten zur Folge hatte, verkennt man die Dynamik der atomaren Gefahr. Bei der Kernenergie haben wir es mit einer Kollektivgefahr zu tun, die keinen ausschließt. Die Entscheidungsmöglichkeiten der Einzelnen sind fast vollständig aufgehoben. Die Menschen erleben einen anthropologischen Schock, weil sie sich als Bürger in ihrem ureigenen Urteilsvermögen gefährdet sehen. Sie werden einer Gefahr ausgesetzt, die in radikalem Sinne ihren Wunsch nach Selbstbestimmung und eigener Urteilskraft infrage stellt. Das hat eine andere kulturelle und politische Dynamik. Die Botschaft der Fernsehbilder lautet: Das Gewebe unserer materiellen Abhängigkeiten und moralischen Verpflichtungen könnte zerreißen und das empfindliche Funktionssystem der Weltrisikogesellschaft zusammenbrechen.

Eine freiheitliche Gesellschaft birgt immer Risiken. Besteht nach der Katastrophe die Gefahr, dass, um Sicherheit zu suggerieren, Freiheitsrechte eingeschränkt werden?

Ja, denn die Risiken haben ja ein besonderes Merkmal: Sie sagen nur aus, was man nicht tun soll, sie sagen aber nicht aus, was man tun soll. Die Risikogesellschaft zwingt die Menschen dazu, sich in einer grundlegenden Weise daran zu gewöhnen, dass wir es immer mit Risiken zu tun haben, die wir nicht beseitigen können. Risiken sind auch nicht nur etwas Negatives, sondern können auch Überraschungen bedeuten, die neue Entwicklungen zulassen.

Die atomare Katastrophe als Chance?

Die Katastrophe in Japan ermöglicht es, weltweit neu über Kernenergie nachzudenken. Sie erzwingt sogar diese Möglichkeit und eröffnet Handlungschancen für eine alternative Energiepolitik. Insofern bieten Risiken auch Perspektiven für neue Wege in eine andere Moderne.

25 Jahre nach Tschernobyl sollen Sie in einer Ethik-Kommission die Risiken der Atomkraft bewerten. Muss der einzige Rat nicht lauten: "Sofort aussteigen aus der Kernenergie"?

Wer in diesem Land aufmerksam gelebt hat, wird an diese Diskussion über Kernenergie nicht mehr jungfräulich herangehen können. Auch die Argumente liegen auf dem Tisch. Ich erwarte von dieser Kommission keine neuen Einsichten. Was sie leisten kann, ist, die verfügbaren Argumente so zu präsentieren, dass ein Ausstieg aus der Kernenergie mit einem größeren Konsens über die Parteien hinweg möglich erscheint. In Deutschland ist das ein relativ leichtes Spiel. Ganz anders in allen anderen Ländern. Da die Gefahren der Kernenergie keine Grenzen kennen, sollte der Ehrgeiz der Kommission sein, dass ihre Ergebnisse auch internationaler Kritik standhalten.

Hatten Sie nicht die Befürchtung, für ein Gremium berufen zu sein, das nur vorgeschoben wird, um Zeit zu gewinnen?

Das ist eine Binsenweisheit, dass eine Kommission immer dann erfunden wird, wenn man die Sachen auf die lange Bank schieben will. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass niemand das Votum einer Kommission vorwegnehmen kann. Die Vorstellung, dass Frau Merkel das könnte, halte ich für abwegig. Wir leben in Europa, die europäische Öffentlichkeit ist der Adressat.

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14 Kommentare

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  • OB
    Otto Bronnert

    Strom gehört doch heute zur Daseinsvorsorge und das ist eine staatliche Aufgabe.

    Wenn man das Handeln der japanischen Atomfirma sich so ansieht, dann sehe ich kaum Unterschiede zu unseren Atommanagern. Deshalb ist es unerläßlich, schon allein deshalb so eine wichtige Sache nicht einigen geldgierigen Männern zu überlassen. Aber danach steht den blockparteien (cduspdgrünefdp) nicht der Sinn. Sie haben ja auch den Krankheitsmoloch, die Rentenversicherung (und damit wesentliche Teile eben der öffentliche Daseinvorsorge dem Markt überantwortet. Wie gefährlich es ist, im Bereich von sozialen Diensten, Betreuung von behinderten Menschen Wettbewerb ( Geiz ist geil)einzuführen, läßt sich inzwischen an vielen Stellen ablesen, insbesondere bei der kirchlichen Spezies. Da werden die immer knapper vom Staat vorgehaltenen Alimentierungen damit kompensiert, den eigenen Mitarbeitern immer weniger Lohn auszuizahlen und die Lücke mit Gotteslob auszufüllen. So Christlich sind die schon

  • R
    reblek

    "Müssen solche riskanten Technologien jetzt verstaatlicht werden?

    Ulrich Beck: Ich halte dies für überlegenswert. Wer kontrolliert die Kontrolleure? Die Verfilzung zwischen der Kernindustrie, den Aufsichtsbehörden und der Politik ist augenfällig."

    Sorry, aber wo bleibt da die Logik. Wie sollte es nach einer Verstaatlichung besser werden (können), wenn es diese Verfilzung gibt und "Aufsichtsbehörden und Politik" im gefährlichen Geschäft mit drinhängen?

  • S
    spiritofbee

    Kommt aus den Löchern, ihr Laborratten, sorry Labormenschen.

     

    Wir Menschen benötigen für unsere weitere Entwicklung eine schöpferische Konsenskultur auf allen Ebenen, statt wie bisher Diskussionen und Realisationen aus polarisierenden Positionen heraus.

     

    Unsere Medien können genausogut für lebensfördernde Bewußtseinsbildung genutzt werden, nur wird das mit den bisherigen Tyconen ( fast alles alte Männer ) der Medieninhaber nicht stattfinden.

    Das Zeitalter des "Teilen und Herrschen" sollten wir endlich beenden.

    Es bedarf einer Umstellung der Synapsen und Botenstoffe im neuronalen Netz des WWW.

     

    Sonst wird kein Mensch mehr die Laborwerte analysieren und anwenden können....eventuell sind die Ratten ja bis dahin soweit...in der Umgebung von Tschernobyl üben sie bestimmt schon seit 25 Jahren das Überleben ihrer Spezies.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Von einem Starsoziologen darf man in der Tat mehr verlangen als bei jeder passenden oder nicht passenden Gelegenheit vor einer Erosion "des" Demokratieverständnises zu warnen. Nebenbei gesagt, halte ich es auch für verfehlt, Demokratie als Glaubenssache zu behandeln. Wir brauchen in dieser Angelegenheit keinen Glauben. Auch keinen vermeintlich modernen an "die" Demokratie. Was wir brauchen, ist eine (weltweite) Verallgemeinerung des Wunsches und deshalb auch auch hinreichender Möglichkeiten (!),"nachhaltige Entwicklung" zum höchstpersönlich eigenem Anliegen zu machen. Und die Erkenntnis, dass dies nicht nur weltweit demokratatische Mindeststandards voraussetzt, sondern auch andere Behauptungsbedingungen bzw. Rechtfertigungsbeziehungen für die verschiedenen (welt-)gesellschaftlichen Akteure. Nämlich solche, die es uns erlauben, die Frage der Nutzenergiegewinnung und ihres (sozial bzw. ökologsch) verantwortlichen Gebrauchs auf Basis (globaler) öffentlicher Diskurse, des Aufeinanderabstimmens der verschiedenen Bedürfnisse und der (wahrscheinlichen oder möglichen) Implikationen ihrer Befriedigung zu entscheiden.

  • J
    jan

    gutes interview, danke ! jonas, ulrich beck ist ausgewiesener experte auf den fachgebiet, das könnte seine mediale präsent miterklären.

  • JK
    jonas k.

    Ulrich Becks mediale Dauerpräsenz ist wohl eine der ärgerlichsten Spätfolgen von Tschernobyl. Meine Güte taz, müsst ihr dem immer wieder ein Forum bieten, reicht es nicht, dass er die Sueddeutsche vollschwallen darf? Wie wär's, wenn ihr euch endlich mal an ernsthafte Soziologen wenden würdet? Der Typ dient doch selbst von Soziologie-Erstsemestern nördlich des Weißwurstäquators nur als Lachnummer.

  • K
    Kid

    Das zu verstehen, was der Super Gau in Tschernobyl bedeutet hat und noch bedeutet, dafür hat die Vorstellungskraft der Atombefürworter bisher nicht ausgereicht. Jetzt nach Fukushima haben Dieselben plötzlich mehr oder weniger deutlich vor Augen, was das genau bedeutet. Demgegenüber haben bereits seit 40 Jahren zahlreiche Menschen genügend Vorstellungskraft, also Phantasie gehabt, sich genau dieses überwältigende Desaster vorzustellen und dagegen zu demonstrieren. Schlussfolgerung: Alle Atombefürwortet sind schlicht Phantasielose, wer es jetzt nicht begriffen hat ist schlicht eh schon halbtot und ich frage mich, was es noch bedarf, dieser Leute Phantasie zu wecken ?

  • R
    Riin

    "Die Katastrophe in Japan ermöglicht es, weltweit neu über Kernenergie nachzudenken. Sie erzwingt sogar diese Möglichkeit und eröffnet Handlungschancen für eine alternative Energiepolitik. Insofern bieten Risiken auch Perspektiven für neue Wege in eine andere Moderne."

     

    Na der hat ja Nerven... erinnert mich ein bisschen daran, als Condoleezza Rice gesagt hat, der Libanonkrieg sei "the birth pangs of the new Middle East."

  • RS
    Robert Sanders

    Wieso wird man das Gefühl nicht los, dass es um eine Katze geht, die sich in den Schwanz beißt?

    In Deutschland gibt es nicht nur dieses immense Sicherheitsbedürfnis, sondern auch den falschen Schein von vermeintlicher Sicherheit. Die AKW-Debatte ist gewissermaßen ein Spiegel: Restrisiko versus Anti-AKW-Bewegung. Auf der einen Seite ein naiv anmutender Glaube an Wahrscheinlichkeitsrechnung, auf der anderen Seite rituelle Beschwörung von ebenso naiv anmutenden Sicherheitsforderungen. Statt sich klar zu sein: Alles ist riskannt. Wenn Deutschland wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten würde, wäre das auch sehr riskant (und man ahnt, wer da gelich als erster laut schreien würde). Mir war Energiegewinnung aus Atomkraft nie geheuer (habe auch dageg. demonstriert, finde aber man sollte die GAfahren nüchtern bewerten), aber meine größte Angst ist ehrlich gesagt, dass es wirtschaftlich oder politisch nennenswerte Chrashs gibt, die globale Auswirkungen haben. Diese Risiken erscheinen mir viel gravierender - da kommen einem gerade viele Linke besonders blauäugig vor - bösartig formuliert: Vom warmen Sofa aus die Welt betrachten und auf hohem Niveau klagen ist keine Kunst.

    Mir wäre lieber, darüber nüchtern und ideologiefrei nachzudenken, was hält die Welt(global)auf vertretbares Weise stabil - statt in diesen Gut-Böse-Kategorien-Bewertungsspiel geistige Ressourcen zu verplempern.

  • S
    Stephanie
  • S
    Stephanie

    Hier die unschuldigen, betrogenen Wähler und da die bösen, vertrauenbrechenden Politiker -

    diese Leier kotzt mich so dermaßen an, die passenden Schimpfwörter dafür gibt es überhaupt nicht.

     

    Wer hat denn in den Demokratien all die Atomparteien gewählt? Aliens? Heinzelmännchen? gefallene Engel?

    Solange die Wähler nciht mal die Selbsterkenntnis aufbringen, wer die Kernenergie wirklich ermöglicht hat, kann man sich das mit dem mündigen Bürger sonstwo reinschieben.

     

    DAS ist es, was die Demokratie gefährdet.

  • RS
    Reinhold Schramm

    Im Kapitalismus-Imperialismus gibt es keine Lösung und kein Ende für die Atomkraft - nur die allgemeine menschliche und ökologische Vernichtung. Der Kampf gegen die Atomkraft ist zugleich ein Kampf gegen die reale Herrschaft des Finanz- und Monopolkapitals. Nur in der Überwindung und Aufhebung der herrschenden imperialistischen Gesellschaftsformation (in Deutschland-Frankreich, Europa, Nordamerika, Japan-China etc.) gibt es eine sozial-humanistische und emanzipatorisch-ökologische Zukunft für die Menschen. Eine Zukunft auf der Grundlage des gesellschaftlichen Gemeineigentums an den gesellschaftlichen Produktionsmitteln. Im Vorfeld gehört auch dazu, die entschädigungslose Enteignung der Rohstoff- und Energiekonzerne, des Finanz-, Banken- und Monopolkapitals. Die Entsorgungskosten - auch für die bisherige Atomindustrie - sind von den bisherigen Eigentümern, Betreibern und Aktionären zu tragen (einschließlich in deren persönliches Privateigentum). / Überlebensnotwendig für die Zukunft ist eine sozial-ökonomisch-ökologische (eine qualitative) Kreislaufwirtschaft. Diese sozial-ökologische Kreislaufwirtschaft ist im Kapitalismus-Imperialismus nicht zu haben, - und nur ohne und gegen die private terroristische und deren staatlich geschützte Kernkraftwerks- und Atomwaffenindustrie durchzusetzen.

  • F
    FAXENDICKE

    Herr Beck hält eine Verstaatlichung also für überlegenswert, interessant.

    So einer wie der hat sein Schäflein sicher auch schon im trockenen, mit sinnlosem soziologisieren, da kann man lange überlegen.

    Energie (Strom), Wasser, Infrastruktur wie Bahn, Busse, Strassen und Telekommunikation gehören in die Hand des Bürgers und somit in staatliche Hand. Seit über dreissig Jahren wird uns erzählt Privatisierung mache alles besser und vor allem billiger. Leidet unser Volk an Amnesie? Man erinnere sich als Strom und Wasser noch staatlich war fiel die monatliche Rechnung kaum ins Gewicht. Ein Ortsgespräch bei der Telecom (damals Post) egal ob zehn Minuten oder zehn Stunden kostete dreiundswanzig Pfennige (11,5 Eurocent) und das über Jahre konstant. Bahn und Bus fahren war erschwinglich. Mittlerweile ist dieses ehemalige Eigentum des Bürgers und vom Steuerzahler finanziert für'n "Appel und ein Ei" verschachert worden um kurzfristig Schuldenlöcher zu stopfen.

    Immer mit dem Versprechen der Markt wird's schon richten, alles wird billiger und besser!

    Fakt ist alles wurde teurer, besser wurde nichts, hunderttausende wurden entlassen, die Vorstände verdienen mehr als das zehnfache, die kleinen Mitarbeiter haben Lohneinbussen. Auch im Bereich PPP wird nur abkassiert ohne plus an Leistung.

    Warum lassen wir uns das alles bloß gefallen???

    Mit einer Rente an der Schnittstelle zwischen Einkommensgrenze und Sozialleistungsberechtigung weiß ich wovon ich Rede. Jahr für Jahr mehr Einschränkungen, in naher Zukunft Grundsicherung (was erst recht nicht reicht um in Würde und gesund zu leben) und diese vom einfachen Volk entfremdeten Politiker machen im Auftrag der Lobbyisten gnadenlos weiter mit diesen unsozialen politischen Verbrechen an den ärmsten der Armen im Lande.

    Im Osten ließ der deutsche Michel sich fast dreissig Jahre einsperren, bis der Kragen endlich platzte und Revolution war. Im Westen (mittlerweile vereint) lassen wir uns so langsam schon fast vierzig Jahre immer mehr auspressen, wann geht denn endlich mal hier ein Ruck durch die Massen und es kommt zu einer längst fälligen Umverteilung von OBEN nach UNTEN? Hier vermisse ich die Gewerkschaften, Sozialverbände, Kirchen, denn die Parteien haben alle nur enttäuscht. Besonders weh tat das unter Schröder mit ROT/GRÜN!!!

  • FK
    Fritz Katzfusz

    Det is ne schöne Artikel. Der passt zu Hans Jonas.

    Aber wenn diese Ethiker es schaffen wollen, ihre Kritik so zu formulieren, dass Sarkozy von der Atomkraft Abstand nimmt, dann müssen sie über übermenschliche Fahigkeiten verfügen.