Ukrainischer Konsul in Hamburg: Nazi-Diplomat muss gehen
Der ukrainische Konsul in Hamburg wird wegen haarsträubender Posts auf Facebook suspendiert. Seine Freunde im Ministerium merkten nichts.
Am Samstag hatte der in einem EU-Staat lebende ukrainische Internetblogger Anatolij Sharij öffentlich gemacht, was Konsul Maruschinetz auf seiner Facebook-Seite nur einem kleineren Kreis seiner Freunde zur Verfügung gestellt hatte.
Und das liest sich wie das Bekenntnis eines Neo-Faschisten. In seinen Posts leugnet Maruschinetz den Holocaust, hofft, dass Gott die Juden bestrafe, erklärt, dass es ehrenhaft sei, ein Faschist zu sein. „Ruhm der Ukraine! Tod den Antifaschisten!“ heißt es unter anderem auf seiner Seite. 1934, so erklärt der Konsul seinen Facebook-Freunden, hätten die Juden Deutschland den Krieg erklärt. Auch ein Aufruf, polnische und ungarische Gebiete zu erobern und ein Hakenkreuzsymbol finden sich unter seinen Posts.
Doch der Skandal ist nicht nur, dass ein hoher Karrierediplomat antisemitische Äußerungen auf Facebook von sich gibt. Anatolij Scharij, der sich unter falschem Namen unter die Facebook-Freunde des Konsuls gemischt hatte, fragt sich auch, wie es sein könne, dass ein gutes Dutzend Mitarbeiter des ukrainischen Außenministers unter den Facebook-Freunden von Maruschinetz seien und keiner etwas von den antisemitischen Posts gemerkt haben will.
Disziplinarverfahren angekündigt
Schließlich stamme der Post, „Ruhm der Ukraine – Tod den Antifaschisten“ vom 21. August 2015 und die Äußerung, die Juden hätten Deutschland im März 34 den Krieg erklärt, sogar vom 24. September 2013.
Im ukrainischen Außenministerium verurteilt man die Aussagen des Diplomaten. Außenminister Pavel Klimkin hat bereits ein Disziplinarverfahren für den Konsul angekündigt. Die Pressesprecherin des ukrainischen Außenministeriums, Mariana Beza, erklärte, das Ministerium verurteile Antisemitismus in jeglicher Form, in der Gesellschaft genauso wie unter Diplomaten. „Wir werden uns sehr genau mit dieser Situation beschäftigen und unsere Schlussfolgerungen ziehen“. so Beza.
Bereits vor einer Woche hatte Präsident Petro Poroschenko den zunehmenden Antisemitismus als nicht akzeptabel auf seiner Facebook-Seite verurteilt.
Eduard Dolinsky, Direktor des ukrainischen jüdischen Komitees, sieht auf staatlicher Seite Verfehlungen. „Der Vorfall mit dem antisemitischen Konsul ist für mich keine Überraschung gewesen“, so Dolinsky zur taz. „Ich beobachte schon mehrere Wochen eine Welle schrecklicher antisemitischer Vorfälle.
Verschwiegene Verbrechen
Noch vor wenigen Tagen“, so Dolinsky, „hatte das ukrainische Außenministerium erklärt, dass von einem zunehmenden Antisemitismus im Land keine Rede sein könne. All das ist das Ergebnis eines mehrjährigen Ignorierens und Verschweigens einer gefährlichen Situation und von Verbrechen auf der Grundlage von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.“
Der jüngste Vorfall in Hamburg ist nicht der erste antisemitische Skandal der letzten Wochen in der Ukraine. So hatte die Vorsitzende des Rechten Sektors von Odessa, Tatjana Sojkina, bei einer Demonstration am 2. Mai in Odessa gesagt, die Ukraine solle den Ukrainern und nicht den Juden gehören.
Ende April war die stellvertretende Schuldirektorin der Schule Nummer 100 im westukrainischen Lwiw, Mariana Batyuk, entlassen worden, Sie ist im Internet auf einem Photo zu sehen, das sie mit ihren Schülerinnen bei einem „Heil Hitler Gruß“ zeigt. Sie selbst hatte dieses Photo sogar noch ins Internet gestellt und unter ein Bild von Hitler geschrieben : „Egal wie man es dreht, er war ein großer Mann.“
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