Ukrainekrieg mit weltweiten Folgen: Krieg hier, Leid dort
Somalia erlebt eine Hungersnot, weil ein Großteil der Weizenimporte ausbleiben. Experten warnen vor weiteren humanitären Krisen aufgrund des Kriegs.
Wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) jetzt warnt, macht der Ukrainekrieg daraus ein globales Problem. „Die Folgewirkungen des bewaffneten Konfliktes in der Ukraine haben eine bereits kritische Situation noch verschlimmert“, warnte am Dienstag IKRK-Direktor Robert Mardini. „Ohne konzertiertes und kollaboratives Handeln droht eine irreversible humanitäre Krise mit unvorstellbarem menschlichem Leid.“
Chronische Bürgerkriegsländer, so die IKRK-Analyse, sind stärker von Lebensmittelimporten abhängig als andere, weil es dort meist weniger Sicherheit in den landwirtschaftlichen Gebieten gibt und mehr Menschen auf der Flucht sind. Sie sind also auch am stärksten davon betroffen, dass in diesem Jahr ukrainische und russische Getreideexporte zusammengebrochen sind und die weltweiten Getreide- und Energiepreise steigen.
Somalia bezieht 90 Prozent seines Weizens aus Russland und der Ukraine – aber die Importmengen sind gesunken, die Preise auf den Märkten sind gestiegen. Resultat: Hungersnot. Vergangene Woche meldete das US-Hilfswerk International Rescue Committee (IRC), seit April habe die Zahl schwerst unterernährter Kinder in seinen Kliniken in Somalia um 265 Prozent zugenommen.
Weizenpreise um 47, Diesel um 93 Prozent gestiegen
Die Treibstoffpreise in Somalia hätten sich parallel dazu seit Beginn des Ukrainekrieges verdreifacht. Der Hirsepreis in Somalia hat kürzlich zum ersten Mal wieder das hohe Niveau der letzten schweren somalischen Hungersnot im Jahr 2011 erreicht.
In Afghanistan ist laut IKRK der Preis für Weizenmehl in den vergangenen zwölf Monaten um 47 Prozent gestiegen, der Preis von Diesel um 93 Prozent; das Land bezieht seinen Weizen größtenteils aus Kasachstan, das aber wegen des Ukrainekrieges Exportbeschränkungen verhängt hat.
Die Verantwortung dafür, etwas gegen die Auswirkungen von Krieg zu tun, liegt zwar in erster Linie bei den lokalen Konfliktparteien selbst, mahnt das IKRK. „Konfliktparteien haben die primäre Verantwortung dafür, dass die Grundbedürfnisse von Zivilisten in Gebieten unter ihrer Kontrolle gedeckt werden.“ Doch wenn Kriege humanitäre Auswirkungen weit über die Gebiete der Konfliktparteien hinaus haben, lässt sich diese politische Verantwortung nicht festmachen – und am Ende wird nichts getan.
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