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Ukraine nach der Wahl„Keine Gespräche mit Terroristen“

Wahlsieger Poroschenko verweigert Gespräche mit gewaltbereiten Separatisten. Ukrainische Truppen versuchen, den Flughafen Donezk zurückzuerobern.

Hat die Präsidentschaftswahl ersten Ergebnissen zufolge mit rund 54 Prozent der Stimmen gewonnen: Petro Poroschenko. Bild: imago/ITAR-TASS

MOSKAU/KIEW/DONEZK rtr/afp/dpa | Die Präsidentenwahl in der Ukraine hat nach Angaben der OSZE-Beobachter trotz der Gewalt im Osten des Landes weitgehend die internationalen Standards erfüllt.

„Die Wahlleiter haben sich tatkräftig bemüht, die Abstimmung im ganzen Land möglich zu machen – trotz anhaltender Unruhen und Gewalt im Osten“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten vorläufigen Bericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Die Wahlbeobachter kritisierten die erzwungene Schließung von Wahlkommissionen durch bewaffnete Gruppen, Entführungen, Todesdrohungen sowie die Beschlagnahme von Abstimmungsmaterialien. All dies habe darauf gezielt, den Bürgern ihr Wahlrecht vorzuenthalten.

Die außergewöhnliche Qualität der Abstimmung verleihe dem neuen Präsidenten Petro Poroschenko die Legitimation, sofort den Dialog mit allen Bürgern im Osten aufzunehmen und deren Vertrauen und Zuversicht wiederherzustellen, erklärten die Beobachter.

Poroschenko will rasch in den Osten reisen, um das Land auszusöhnen. Prorussische Separatisten hatten dort in den Verwaltungsbezirken Donezk und Luhansk nach umstrittenen Referenden eigenständige Volksrepubliken ausgerufen. In der Bergarbeiterstadt Donezk war deshalb am Sonntag kein Wahllokal geöffnet.

Poroschenko will Regierungschef Jazenjuk im Amt halten

Petro Poroschenko will den bisherigen Regierungschef Arseni Jazenjuk im Amt behalten. Die gesamte Regierung solle ihre Arbeit fortsetzen, sagte Poroschenko am Montag vor Journalisten. Er hatte die Präsidentschaftswahl am Sonntag ersten Ergebnissen zufolge mit rund 54 Prozent der Stimmen gewonnen und wurde damit gleich im ersten Wahlgang ins Amt des Staatschefs gewählt.

Poroschenko kündigte zugleich an, dass er mit den prorussischen Kämpfern im Osten des Landes nicht verhandeln wolle. „Es gibt keine Gespräche mit Terroristen.“ Er werde nicht zulassen, dass die Ostukraine „zu einem Somalia wird“, fügte der Wahlsieger mit Blick auf das nordostafrikanische Bürgerkriegsland hinzu.

Ukrainische Truppen starten Großangriff auf Flughafen Donezk

Ukrainische Truppen haben am Montag einen großangelegten Angriff begonnen, um den internationalen Flughafen im ostukrainischen Donezk von prorussischen Separatisten zurückzuerobern. Nach Angaben der Streitkräfte flogen zunächst Kampfflugzeuge und ein Hubschrauber Angriffe auf Separatistenstellungen. Danach seien Fallschirmjäger auf dem Flughafen gelandet. Schon vorher hatten Zeugen von anhaltendem Gewehrfeuer berichtet. Von dem Gelände sei Rauch aufgestiegen, hieß es weiter.

Prorussische Separatisten hatten die Schließung des Flughafens der Industriemetropole erzwungen. Dutzende Vertreter der sogenannten Volksrepublik Donezk seien auf dem Flughafengelände erschienen und hätten den Abzug ukrainischer Soldaten verlangt, sagte ein Flughafensprecher. Aus Sicherheitsgründen sei der Betrieb eingestellt worden. Nach Ansicht der Separatisten gehören die Regionen Donezk und Luhansk nicht mehr zur Ukraine. Am Sonntag verhinderten sie in weiten Teilen des Ostens die Präsidentenwahl.

Poroschenko hatte den prorussischen Separatisten im Osten des Landes zuvor den Kampf angesagt. Er kündigte noch am Sonntagabend an, als erstes in den Osten des Landes zu reisen. Vor dem Hintergrund hat die Besetzung des Flughafens von Donezk besondere Brisanz.

Russland bereit zum Dialog

Russland hat sich nach dem Sieg von Poroschenko bei der Präsidentenwahl in der Ukraine zu Krisen-Gesprächen mit dem Politiker bereiterklärt. „Wir sind bereit zum Dialog mit Poroschenko“, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Russland respektiere den Willen des ukrainischen Volkes, betonte der Chefdiplomat. Russland spricht aber ausdrücklich weiterhin nicht von einer Anerkennung des Ergebnisses der Wahl vom Sonntag.

Auch Poroschenko bot einen Dialog an. „Wir haben etwas vorzuschlagen“, sagte der Milliardär in Kiew. So solle etwa die russische Sprache einen offiziellen Status in den russisch geprägten Gebieten der Ostukraine erhalten. Eine Stabilisierung der Lage in der Unruheregion sei „ohne russische Vertreter, ohne ein Treffen mit der russischen Führung unmöglich“, fügte Poroschenko hinzu. Allerdings lehnte er erneut Gespräche mit militanten Separatisten ab. „Wir verhandeln nicht mit Terroristen.“

Lawrow forderte Poroschenko auf, die „Anti-Terror-Operation“ gegen prorussische Kräfte im Osten zu stoppen und zu den in Genf gefassten internationalen Beschlüssen zurückzukehren. Dazu gehört die Entwaffnung aller nicht staatlichen Truppen sowie die Räumung des Unabhängigkeitsplatzes – des Maidan – in Kiew. Poroschenko sprach sich hingegen für eine Fortsetzung der „Anti-Terror-Operation“ aus.

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9 Kommentare

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  • Wieso keinen Dialog/ Annäherung mit den Ukrainern die als `Separatisten´definiert wurden?

    Weshalb wird eine ganze Volksgruppe als Terroristen gebrandmarkt- ( und zum Abschuss freigegeben..) ?

    Herr Poroschenko erscheint als ein- durch Macht erblindeter- arroganter Despot, ein Mann der Spaltung anstatt ein Friedensbringer... schiete...

  • Poroschenko kriegt seine Schokolade und anderes in Russland gerade schwer los. Mehr als den Absatz zu sichern, hat der Geldsack gar nicht im Sinn, schwant mir.

    • @lions:

      Angeblich will er ja seinen Roshen-Konzern verkaufen. Da muß ihm um den Absatz seiner Schokolade nicht mehr bange sein. Fragt sich nur, wer soll den Konzern kaufen, und mit welchem Geld?

      Außerdem, es ist falsch, ihn auf Schokolade zu reduzieren, schließlich ist er auch im Medien, Schiffsbau- und Rüstungsgeschäft mit dabei und will es vermutlich auch bleiben.

      • @Der_Peter:

        Da steht " und anderes" ! Mir sind seine anderen Geschäftszweige auch bekannt.

        • @lions:

          Sorry, war nicht auf Sie gemünzt, da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt.

          Es ist nur so, daß Herr Poroschenko in den Medien immer nur der "Schokoladenkönig" genannt wird, und das ist eine ziemliche Verniedlichung.

  • @ Renoir Die Wahlen kännen nur o.k. sein unter Bürgferkriegszuständen :D

  • Das Ergebnis war abzusehen.

    Am besten wäre eine verfassungsgebende Versammlung,

    eine breite ausführliche Debatte unter UkrainerInnen, was für ein politisches System sie wollen, und

    ein Referendum für alle mit drei Fragen:

    - welches politische System, wie föderal?

    - möchte das Land einem Militärbündnis beitreten ja oder nein?

    - Wenn ja: welchem?

     

    Das jetzt erstmal politische Unternehmer weiter in die Posten gesetzt werden war klar. Aber viele wollen das ganz anders. Es ist also eigentlich spannend, was sich in der Ukraine so an Bestrebungen entwickelt.

  • Das ukrainische Gambit: Oligarch 2.0

     

    Während das offizielle Ziel des "EuroMaidan" der Aufstand gegen die Herrschaft der fetten Oligarchen war, wurde nun wieder ein fetter Oligarch zum Präsidenten gewählt.

     

    Zweifellos ein Sieg der Demokratie: Für die westliche Presse, die die Referenden von Krim bis Donetsk als höchst undemokratisch geißelte, steht es nun außer Frage, dass die Wahl allen demokratischen Ansprüchen genügt. Wahlkommission gehackt? Unerheblich. So gut wie keine Beteiligung weiter Gebiete der Südost-Ukraine? Unerheblich. Nun gut, das Ergebnis entsprach den Umfragen. So wie bei den Referenden auf der Krim und im Donbas.

     

    Fetter Oligarch 2.0 wird nun also die Geschicke Ukraines lenken. Mit seinen Geschäftsbeziehungen nach Russland (er hat auch zwei Fabriken dort) nicht das schlechteste Auskommen. Poroshenko wird auch im eigenen Interesse auf die Dauer die russischen Forderungen betreiben: Eine Finnlandisierung und Föderalisierung der Ukraine, ein Rückzug der "Anti-Terror"-Truppen aus dem Donbas.

     

    Es entspricht nicht ganz dem, was er heute sagt. Macht nichts. Er wird - wie immer in seiner Karriere sein Fähnlein nach dem Wind richten. Insbesondere dem, der seinem eigenen Geschäftsimperium dienlich ist. Und dem ist der Widerstand in der Südost-Ukraine - der mit dieser hächst demokratischen Wahl nicht beendet ist - genau so wenig dienlich wie ein Bruch mit Russland.

     

    Die noch beschworene "Kontinuität" ist Poroshenkos Verhandlungsmasse in den kommenden Deals mit Russland und dem Westen. Außerhalb seiner Kontrolle bewegen sich die weiteren Parteien im ukrainischen Konflikt: Der Westen mit seinen Truppen des Rechten Sektors und diversen Söldnern, verschiedene Oligarchen, die ihre Privatarmee aufgebaut haben.

     

    Fetter Oligarch 2.0 hat nichts zu tun mit "demokratischem Neuaufbruch". Auch nicht mit einer Beendigung des Bürgerkriegs. Er steht vielmehr für die Niederlage des Westens im ukrainischen Gambit.

    • @h4364r:

      Laut internat. Wahlbeobachter waren die Wahlen ok, im Gegensatz zu Putins eigene Wahlen in Russland und zu der Krimfarce. Es geht jetzt darum, die Terroristen im Osten zu entwaffnen und die russische Sprache und eine Teil unabhängig keit des Ostens im Rahmen einer föderalen Struktur zu ermöglichen.