Ukraine-Krieg gefährdet Versorgung: Warnungen vor Hunger in Nordafrika
Wegen des Ukrainekrieges fallen Getreidelieferungen aus, die Preise steigen. Das Welternährungsprogramm bangt um die Versorgung in arabischen Ländern.
Russland erzeugt dem Bundesagrarministerium zufolge 10 Prozent und die Ukraine 4 Prozent des Weizens weltweit. Beide gehören zu den wichtigsten Exporteuren. Ihr Anteil an den globalen Ausfuhren beträgt 17 Prozent (Russland) und 12 Prozent (Ukraine). Die ukrainischen Exporte sind Medienberichten zufolge bereits beinahe zum Erliegen gekommen.
Die Seeschifffahrtsverwaltung des Landes kündigte laut der Nachrichtenagentur Reuters schon am Montag an, dass die für den Getreidehandel nötigen Häfen des Landes bis zum Ende der russischen Invasion geschlossen bleiben würden. Wegen der Krise sind die internationalen Getreidepreise stark gestiegen.
Ägypten – mit mehr als 100 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichster Staat der arabischen Welt – bezieht Weizenimporte zu großen Teilen aus Russland und der Ukraine. Gleiches gilt für Tunesien. Künftig will das Land Experten zufolge Getreide etwa aus Argentinien oder Rumänien importieren. Ob die Lieferungen den großen Bedarf der Bevölkerung decken können, ist unklar. Andere Staaten in Westasien stehen vor ähnlichen Problemen.
Diskussion über EU-Reserven
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, Martin Häusling, forderte, von kriegsbedingten Lieferproblemen betroffenen Ländern Reserven der EU zur Verfügung zu stellen. „Lebensmittelkrisen in diesen Regionen wirken sich direkt auf die politische Stabilität aus“, so der Hesse.
Weil die EU einen hohen Selbstversorgungsgrad bei Weizen hat, befürchtet das Agrarministerium in Berlin keine direkten Folgen für Deutschland. Allerdings schließt es weitere Preissteigerungen nicht aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Israel und Hisbollah
Waffenruhe tritt in Kraft