Überwachung in China: Die 387.000 Augen von Peking
In Peking wird offiziellen Angaben zufolge inzwischen jeder Straßenzug videoüberwacht. Die Kameras sollen Kriminelle abschrecken.
In 362 Polizeistationen von 16 Bezirken könne das gesammelte Videomaterial ausgewertet werden. Insgesamt habe die Stadt seit 2005 mehr als 387.000 Überwachungskameras im gesamten Stadtgebiet installiert. Allein in den vergangenen zwei Jahren sind Medienberichten zufolge rund 100.000 Kameras hinzugekommen. Nicht mit eingerechnet sind die vielen mobilen Kameras, die an Bussen, in U-Bahnen, an Zügen und anderen öffentlichen Fahrzeugen befestigt seien. Nur in London sei die Dichte an Überwachungskameras noch größer.
Unter dem Namen „Project Sky Eye“ verfolgt die Stadtregierung das Ziel, das gesamte Stadtgebiet komplett überwachen zu können. Begründet wird dies wie in anderen Städten auch mit Kriminalitätsbekämpfung. Kameras würden Kriminelle abschrecken.
Auch bei der Aufklärung seien die vielen Kameras von Nutzen. Xinhua listet auf, dass Pekings Polizei seit Jahresbeginn 1.500 mehr Fälle gelöst habe als im Vorjahr, ein Plus von 22 Prozent. Bis 2020 soll das Programm auf alle Großstädte Chinas ausgeweitet werden.
Wer soll das alles auswerten?
Die chinesische Führung hat bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, mit denen sie die öffentliche Sicherheit verbessern will. Geplant ist auch ein Antiterrorgesetz. 2014 wurde China durch eine Reihe von Anschlägen erschüttert. Diese schreibt die Regierung uigurischen Separatisten in der Westprovinz Xinjiang zu.
Doch wie in vielen Städten, die auf großflächige Kameraüberwachung setzen, ist auch in Peking nicht geklärt, wer das ganze Material auswerten soll. Die Hunderttausenden Kameras laufen zwar mit. Aber in der Regel sind die Daten nur dann von Nutzen, wenn schon etwas vorgefallen war. Dass Sicherheitskräfte wirklich immer auf die Monitore schauen, um eventuelle Anschläge zu verhindern, ist wenig wahrscheinlich.
Speziell Peking hat ein weiteres Problem: An vielen Tagen ist der Smog in der Stadt so dicht, dass auf den Monitoren nur wenig zu erkennen ist. Geräte, mit denen sich durch Smog sehen lässt, sind noch nicht erfunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken