Übernahme von ProSiebenSat.1: Die Berlusconis scheitern vorerst
Die italienische Mediengruppe der Familie Berlusconi will die Mehrheit am deutschen Konzern ProSiebenSat.1 kaufen. Im ersten Anlauf ist ihr das nicht gelungen.

Aktionär*innen von ProSiebenSat.1, die das Übernahmeangebot bisher noch nicht angenommen haben, können das noch innerhalb von zwei Wochen bis zum 1. September innerhalb einer weiteren Annahmefrist tun, wie MFE erklärte. Die Zahl der Aktien, für die das Übernahmeangebot angenommen wurde, soll dann voraussichtlich am 4. September bekannt gegeben werden.
Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 hatten den Aktionär*innen die Annahme des verbesserten Übernahmeangebotes vor knapp zwei Wochen empfohlen. Die erhöhte Offerte unterstreiche „das langfristig angelegte Investment und fortgesetzte Engagement von MFE in ProSiebenSat.1“ und sei angemessen, erklärte der Konzern mit Sitz in Unterföhring.
Kulturstaatsminister hat Bedenken
Die MFE, die der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zugerechnet wird, hatte das Angebot im Bieterwettbewerb mit dem tschechischen ProSiebenSat.1-Miteigentümer PPF Ende Juli vorgelegt. Die verbesserte Gegenleistung hatte ProSiebenSat.1 zufolge einen impliziten Wert von rund 8,07 Euro pro Aktie.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hegt Bedenken gegen eine Kontrolle des deutschen Medienunternehmens durch die MFE nach einem Eigentümer*innenwechsel. Es gehe um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit gewahrt bleibe. Weimer hat Pier Silvio Berlusconi, Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten, zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen. Schon 2006 hatte Silvio Berlusconi, nur Monate nachdem er aufgrund einer Wahlniederlage den Posten des Ministerpräsidenten räumen musste, ein Kaufangebot bei ProSiebenSat.1 vorgelegt, doch daraus wurde nichts.
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