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Übernahme Vattenfalls BraunkohlesparteGreenpeace darf nicht mitbieten

Die Umweltorganisation wollte Vattenfalls deutsche Braunkohlesparte kaufen und stilllegen. Nun darf sie aber offenbar nicht mehr mitbieten.

Greenpeace hätte hier am Braunkohletagebau Welzow-Süd vielleicht einen Wald gepflanzt. Foto: dpa

Hamburg afp | Greenpeace ist aus dem Bieterverfahren für das Braunkohle-Geschäft von Vattenfall in Deutschland ausgeschlossen worden. Die mit dem Verkauf beauftragte US-Bank Citigroup habe ihr das am Freitagabend mitgeteilt, erklärte die Umweltschutzorganisation am Montag. Die Begründung: Greenpeace beabsichtige nicht, „als Bieter aufzutreten“.

Vattenfall muss das Braunkohlegeschäft verkaufen, weil die neue schwedische Regierung aus Sozialdemokraten und Grünen den staatlichen Energiekonzern neu ausrichten will.

Greenpeace Schweden bewarb sich um die ausgeschriebene Sparte, zu der die Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe in Brandenburg, Boxberg und Block R der Anlage Lippendorf in Sachsen sowie die Tagebaubetriebe in der Lausitz gehören – zwei 500-Megawatt-Blöcke in Jänschwalde müssen nach einer Vereinbarung mit der Bundesregierung allerdings 2018 und 2019 vorläufig und vier Jahre später endgültig stillgelegt werden.

Der Plan der Umweltschützer: den Firmenzweig in ein Ökounternehmen umwandeln. Er sollte in eine gemeinnützige Stiftung überführt werden. Ziel: Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 und der Umbau zu einem Erneuerbare-Energien-Konzern. Zahlen wollte Greenpeace nichts: Die Organisation bezifferte den „wahren Wert“ der Sparte wegen der Folgekosten des Kohleabbaus auf mehr als minus 2 Milliarden Euro.

Dass Vattenfall den Verkauf ausschließlich an der Wertmaximierung orientiere, widerspreche der Idee Stockholms, dafür zu sorgen, dass keine weiteren Braunkohletagebaue geöffnet werden sollen, so Greenpeace am Montag. Vattenfall Deutschland wollte die Maßnahme der Citigroup nicht kommentieren.

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7 Kommentare

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  • Selbst Geld ausgeben, um die deutsche Braunkohlesparte des Vattenfall-Konzerns zu übernehmen, will Greenpeace nicht, sagt Nils Müller, Vorstand des Stromversorgers Greenpeace Energy. Kraftwerke und Tagebau seien nichts wert. Das Angebot von Greenpeace sieht deshalb vor, dass Vattenfall noch einmal ein paar Milliarden oben drauf legt.

    (tagesschau.de, 20.10.2015)

     

    Der Käufer im Bieterverfahren kauft nicht nur die Maschinen und Geräte in Kraftwerken und Tagebauen. Er übernimmt auch rund 8.000 Mitarbeiter mit ihren Verträgen, an die er sich im Rahmen der vereinbarten Laufzeiten halten muss. Darüber hinaus ist er an alle Verträge gebunden, die Vattenfall geschlossen hat, zum Beispiel mit Dienstleisterfirmen, aber auch als Sponsor für Kultur oder Sport. Was Greenpeace mit den rund 8000 Beschäftigten in der Lausitz anfangen will, ließ die Organisation offen.

    • @DJ Boemerang:

      Auch bei den anderen Bietern sieht die Zukunft der Beschäftigten, übrigens nur knapp 4.400 feste volle Stellen und der Verträge düster aus, wenn nicht das Land Brandenburg bzw. Bund/EU noch weiterhin tüchtig zuschießen, wobei zwei Milliarden dabei noch sehr optimistisch sind.

  • Eigentlich hat Greenpeace ja recht, aber unterm Strich ist es nur eine weitere Spektakel-Aktion, für die Greenpeace von den Anhängern so geliebt wird.

     

    Eine echte Alternative wäre eine Art Energiegenossenschaft, in der die Mitglieder, von großen Firmen oder Kommunen mit ökologischem Anspruch über Verbände und Vereine bis zu Privatleuten ihre Interessen auch auf eine finanzielle Basis bringen, die es erlaubt, als wirtschaftlicher Akteur jenseits der Bittsteller- oder Protestebene aufzutreten.

     

    Am besten verabschiedet man sich dabei auch gleich vom Traum, das große Geld durch hochsubventionierte Öko-Investitionen oder Beteiligungen an zweifelhaften Großprojekten wie Offshore-Windparks etc. zu machen.

     

    Greenpeace hätte zusammen mit einem Crowdfunding-Konsortium mit positiven Beträgen bieten können, nur um den Kostenbatzen nachher dem Land Brandenburg hinzuschmeißen, das sowieso nachher für die zwei Millionen aufkommen muss und wird, auch wenn ein anderer Bieter das Rennen macht.

     

    Allein die Aufrechnung, wie sehr solche Investitionen, die mit dem Arbeitsplatzargument entschuldigt werden, die tatsächliche Schaffung von Arbeitsplätzen blockieren, wäre es wert gewesen im großen Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

  • Habe ich das richtig verstanden, dass Greenpeace einen negativen Betrag geboten hatte? Minus zwei Mrd. EUR?

    Und deshalb ausgeschlossen wurde?

    • @Eric Manneschmidt:

      Und? Wenn wer mehr geboten hätte, hätte er ja gewonnen.

  • Was kann man da noch sagen... Scheiß Banken!

  • Jetzt wird also nicht nur die Demokratie marktkonform, sondern auch noch der Markt diktaturkonform.