Überhöhte Aluminiumwerte im Wasser: Gülle setzt Alu frei
Ein Umweltverband entdeckt hohe Aluminiumkonzentrationen im Brunnenwasser in der Lüneburger Heide.
Der Umweltverband analysiert bundesweit das Wasser in Brunnen und Gewässern, um Umweltbelastungen zu erkennen. Die im Heidekreis ermittelten Aluminium-Belastungen waren bis zu elfmal höher, als in der Trinkwasserverordnung zugelassen. Der Verein sieht darin das Symptom eines größeren Problems, nämlich der Ammoniak-Immissionen, die laut Umweltbundesamt zu 95 Prozent von der Landwirtschaft stammen.
Das stechend riechende Ammoniak ist eine Stickstoffverbindung, die entsteht, wenn sich die Ausscheidungen von Rindern, Schweinen und Hühnern zersetzen. Mit der Gülle gelangt es auf die Felder und ins Grundwasser, das dadurch sauer wird. Das saure Wasser wiederum löst das natürlicherweise recht häufig vorkommende, aber im Boden gebundene Aluminium.
Der Umweltverband hat eine Übersichtskarte zur Versauerung Niedersachsens erstellt. Demnach ist das Wasser im Westen des Bundeslandes besonders sauer. Zum Teil liege das sicher an dem vielen Moorboden dort, räumt Gülzow ein. Dort gebe es aber auch besonders viel Massentierhaltung mit den entsprechenden Emissionen.
Landvolk-Sprecherin Gabi von der Brelie
Östlich von Soltau hatte der VSR bisher keine sauren Brunnen ermittelt. Umso erstaunlicher sind die hohen Aluminiumkonzentrationen, die der Verein in Munster, Breloh und Bispingen fand. Diese Werte weichen stark von denen im von den Stadtwerken gelieferten Trinkwasser ab, das die Grenzwerte locker einhält. Die Stadtwerke Munster fördern ihr Wasser allerdings aus einem tiefer gelegenen Grundwasserstockwerk.
Die Versauerung im Heidekreis erklärt sich der Umweltverband dadurch, dass das Ammoniak mit dem Wind verweht werden kann. Wegen der Schädlichkeit von Ammoniak, die auch darin besteht, dass es zur Überdüngung von Böden beiträgt, hat sich Deutschland laut dem Umweltbundesamt international zur Begrenzung der Emissionen verpflichtet, hält diese Verpflichtung derzeit aber noch nicht ein.
Das Umweltbundesamt weist auf eine Reihe von Möglichkeiten zur Emissionsverminderung hin: Abluft reinigen, Lager abdecken, offene Ställe, emissionsarmes Ausbringen und generell die „gute landwirtschaftliche Praxis“.
Der VSR fordert konkret, dass die Gülle künftig binnen einer Stunde in den Boden einzuarbeiten sei. Die bisher geltenden vier Stunden seien zu lang. Außerdem müsse bei der Genehmigung von neuen Ställen zur Massentierhaltung in Zukunft die Belastung des Grundwassers berücksichtigt werden.
Handlungsbedarf beim Ammoniak
Das Landvolk, die Interessenvertretung der Bauern, leugnet nicht, dass es beim Ammoniak Handlungsbedarf gibt. „Da passiert ja auch ’ne Menge“, versichert Pressesprecherin Gabi von der Brelie.
Die Zahlen des VSR zweifelt das Landvolk allerdings an. „Ich frage mich, warum das Vertrauen in die amtliche Überwachung so gering ist, dass man auf solche Vereine zurückgreifen muss“, sagt sie. Der niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft (NLWKN) konnte laut NDR „bis auf gelegentlich erhöhte Werte an einzelnen Messstellen“ keine Besonderheiten im Heidekreis feststellen.
Von der Brelie weist auch darauf hin, dass die Landwirte auf ihre Böden achteten. „Die haben einen Blick auf den PH-Wert“, sagt sie. Im Rahmen der Düngung kalken sie die Böden regelmäßig und wirken damit der Versauerung entgegen, die viele Kulturpflanzen nicht vertragen.
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