Über die Grenze zum Weihnachtsmarkt: 2G und Glühwein statt Lockdown
In den Niederlanden herrschen strenge Coronaregeln. Aber statt sich zu isolieren, flanieren viele über den Weihnachtsmarkt in Düsseldorf.
„Es ist langweilig in den Niederlanden“, erzählt Tom Peters. Sein grauer Mantel passt gut zum bewölkten Himmel über der Fußgängerzone in Düsseldorf. Fast gar nichts habe mehr offen, ergänzt seine Begleiterin Rowan Grefkens. „Obwohl, was ist mit den Restaurants?“, fragt sie. „Die haben auch zu, glaube ich“, überlegt Peters. Die beiden kommen aus den Niederlanden und sind zusammen in der Düsseldorfer Altstadt unterwegs.
Wie sie sind noch viele andere Niederländer*innen über die Grenze nach Deutschland gekommen. Nur auf Nachfrage brauchen sie nur einen Test-, Genesenen- oder Impfnachweis hinter der Grenze vorzeigen. Aus dem Stimmengewirr vor den Pommesbuden und Glühweinständen des Weihnachtsmarkts klingt überall die charakteristische niederländische Sprache. Sie besuchen die bunten Geschäfte und den Weihnachtsmarkt, der sich auf mehrere Straßen und Plätze der Stadt verteilt. Überall stehen Menschen in Schlangen und halten bereits ihre Handys oder gelben Impfpässe bereit. Auch den Mitarbeiter*innen, die die Zertifikate prüfen, fallen die vielen Besucher*innen aus den Niederlanden auf. Einer behauptet mit ernster Miene, seit dem Lockdown im Nachbarland seien sie hier auf dem Weihnachtsmarkt in der Mehrheit.
Gut für das klägliche Geschäft in der Pandemie, freuen sich mehrere Verkäufer*innen. Es sei zwar Kundschaft da, aber kein Vergleich zu den früheren Jahren. Sie habe nichts dagegen, wenn viele Menschen aus den Niederlanden kommen, um dem Lockdown zu entfliehen, erzählt eine junge Verkäuferin. Andersherum wäre es doch auch so gewesen. Außerdem sei das gut für die Stimmung.
Besonders auf der Schlittschuhbahn am Weihnachtsmarkt lachen die Menschen vergnügt. Doch es könnte auch zum Infektionsgeschehen beitragen, geben Politiker*innen wie der Fraktionsvorsitzende der SPD im NRW-Landtag, Thomas Kutschaty zu bedenken. Schon vor der Weihnachtszeit, als die Niederlande in den Lockdown gingen, forderte er bei der Rheinischen Post von der Landesregierung, sie müsse Weihnachtstourismus aus den Niederlanden eindämmen.
Verglichen mit der Situation vor der Pandemie ist es auf der bekannten Düsseldorfer Einkaufsstraße Kö leer, doch mit Blick auf die Niederlande „ist es zumindest nicht ganz so langweilig“, sagt Peters. Tatsächlich dürfen dort zurzeit nur Drogerien und Supermärkte zwischen 5 und 20 Uhr öffnen. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte, Restaurants, Cafés und Museen bleiben ganz geschlossen. Die Schulen bleiben bis zum 9. Januar 2022 zu. Pro Tag dürfen Privatpersonen zwei Besucher*innen bei sich zu Hause empfangen und vor Treffen sollten sich alle testen lassen, empfiehlt die niederländische Regierung. Die 7-Tage-Inzidenz sinkt zwar bereits seit Wochen, aber liegt aktuell immer noch etwas unter 500. Der Lockdown gilt seit dem 19. Dezember und ist bis Mitte Januar angekündigt.
Für die Menschen in den Niederlanden ist das besonders schwer. Erst vor wenigen Monaten, am 25. September, feierten sie die Abschaffung aller Coronaregeln. In den Supermärkten und den meisten Geschäften war nicht einmal mehr eine Maske nötig. Doch wie das Infektionsgeschehen entwickeln sich auch die Coronaregeln wieder dynamisch. Nach Angaben der niederländischen Regierung verbreitet sich die Omikron-Variante sehr schnell.
Auch als Reaktion auf die neue Variante gelten seit dieser Woche in vielen deutschen Bundesländern härtere Regeln. In Nordrhein-Westfalen dürfen sich Geimpfte und Genesene seit Dienstag noch mit bis zu neun weiteren Menschen treffen. Wer weder geimpft noch genesen ist, darf nur zwei andere aus einem Haushalt treffen. Das ist immer noch mehr als im Nachbarland.
Tom Peters und Rowan Grefkens wollen bis zum Wochenende bleiben. Dann gehe es wieder nach Hause nach Den Bosch, einer Stadt eher im Süden der Niederlande. Mit dem Auto fahren sie etwa anderthalb Stunden.
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