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Über Rassismus redenRacial Profiling? Nö, wär doch illegal

Nichtweiße Menschen geraten öfter in Polizeikontrollen? Offiziell gibt es das nicht in Deutsch­land. Betrof­fene haben andere ­Erfahrungen gemacht.

Von Racial Profiling Betroffene Foto: xuehka.blogspot.de

Seit ich in Deutschland bin, wurde ich 23 Mal von der Polizei kontrolliert – meist während ich zu Fuß unterwegs war, beim Joggen oder Spaziergang im Park. Ich bin Journalistin und nach 23 Kontrollen wollte ich verstehen, wie groß das Problem von Racial Profiling in Deutschland ist. Ich wandte mich an Polizeibehörden und andere Stellen, ich schrieb über meine Erfahrungen und Recherchen einen Artikel, der auf der Webseite der Rechercheplattform Correctiv erschien. Ebenfalls dort rief ich vor ein paar Wochen LeserInnen dazu auf, mir von ihren Erfahrungen mit Racial Profiling in Deutschland zu berichten.

Etwa 700 Menschen haben auf meinen Aufruf reagiert – per E-Mail oder Nachrichten auf Twitter und Facebook. Weil es bisher keine flächendeckenden Daten zu diesem Thema gibt, sind die Ergebnisse erhellend. Aber sie sind auch nur ein Ausschnitt dessen, was Menschen, die in Deutschland leben oder zu Besuch sind, erfahren. Viele Berichte von Ereignissen etwa am Rande von Großveranstaltungen erinnern an das Racial Profiling der Silvesternacht in Köln. Andere erzählten von Kontrollen in ihrem ganz normalen Alltag.

Von den über 700 Rückmeldungen handelten mehr als 400 von persönlichen Erfahrungen. Die anderen 300 waren Hassbotschaften: Leute schrieben, die Recherche, auf der mein Correctiv-Text basierte, sei falsch und die Polizei zu Recht hinter mir und den ganzen anderen „Illegalen“ her. Manche drohten mir, Nazis hätten es auf mich abgesehen, ich solle „wieder in mein Land zurückkehren“ und meine Türen verschließen, weil ich sonst womöglich attackiert werden könnte. Manche Leute fragten mich, ob ich mir denn meiner Nationalität sicher sei. Einer schrieb: „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie Amerikanerin sind. Ehrlich gesagt, sehen Sie viel mehr aus wie eine Asiatin oder eine Afrikanerin.“ Diese Nachrichten befeuerten bloß meine Recherche und Berichterstattung.

Berichte und Hassmails

Leute schrieben mir aus vielen Städten Deutschlands – unter anderem aus Hamburg, Mainz, Freiburg, Köln, Berlin, Karlsruhe und München. Sie erzählten, wie sie von der Polizei angehalten und nach Drogen gefragt wurden. Oder danach, ob sie schon einmal Ärger mit Behörden gehabt hätten. Sie wurden nach ihrem Ausweis und Aufenthaltsstatus gefragt. Sechzig Prozent derer, die in Reaktion auf meinen Aufruf persönliche Erfahrungen berichteten, wurden schon einmal auf der Straße angehalten, 12 Prozent davon gaben an, mindestens einmal die Woche kontrolliert zu werden.

Viele schrieben, dass sie sich freuten, mit ihren Erfahrungen nicht allein zu sein. Es waren sehr persönliche Berichte. Viele baten darum, anonym zu bleiben. Deshalb und aufgrund der Hassmails, die ich selbst bekommen habe, werde ich im Folgenden nur Vornamen nennen.

Jedes Mal zur Sprengstoffuntersuchung am Flughafen ausgewählt – nur er und kein weißer Passagier

Zum Beispiel schrieb mir Dennis, eine Mann aus Hamburg. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Seine Frau kommt aus Brasilien und ist schwarz. Sie erwarten in ein paar Monaten ihr erstes Kind. Dennis macht sich große Sorgen. „Wie oft wird mein Kind wohl diese dummen Fragen beantworten müssen? Wie oft wird es Racial Profiling erleben oder die Erfahrung machen, dass Menschen es anders behandeln, nur aufgrund seiner Hautfarbe? Wie können wir ernsthaft behaupten, eine offene und freie Demokratie zu sein, wenn konstant Menschen multiethnischer Herkunft, die hier geboren sind, ausgeschlossen werden?“, fragt er.

Auch Caroline schrieb mir, sie ist Mutter von fünf Kindern, zwei von ihnen kommen aus Sri Lanka. Caroline erklärte, dass ihre Tochter im Supermarkt oft verdächtigt werde, etwas geklaut zu haben. Sie werde an Bahnhöfen und in Restaurants angehalten. Als Mutter fühle Caroline sich hilflos. Sie sei wütend, weil sie nicht viel tun könne, um ihre Tochter davor zu schützen.

Eine andere Frau – eine Asiatin aus Australien – schrieb, dass sie sich einmal an der polnisch-deutschen Grenze ausweisen musste. Sie war auf dem Rückweg von einem Ausflug. Die Polizisten hielten sie und zwei schwarze Männer im Zug an. Der Zug war voll besetzt, die anderen Passagiere waren weiß und wurden nicht kontrolliert. Auch nicht der weiße Ehemann der Frau. Nach dieser Erfahrung verließ sie Berlin. Sie schrieb mir, dass der Rassismus, den sie erlebt habe, ein entscheidender Beweggrund dafür gewesen sei.

In einigen Zuschriften ging es um Kontrollen an Flughäfen. Dharmesh, der aus Indien kommt und in Berlin wohnt, sagte, er fliege für seinen Job regelmäßig innerhalb Deutschlands. In den letzten vier Monaten sei er jedes Mal am Flughafen aus der Schlange gezogen und zur Sprengstoffuntersuchung gebracht worden – nur er und keiner der weißen Passagiere. Drei- bis viermal pro Woche sei ihm das geschehen.

Verschiedene NGOs und andere Organisationen, mit denen ich über das Thema gesprochen habe – darunter die Vereinten Nationen, die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und Amnesty International – empfehlen, dass sich Deutschland mit dem Rassismus im Land auseinandersetzen und die Polizeipraxis genau untersuchen muss. Sie alle sprachen davon, dass Rassismus in der Polizei weit verbreitet sei und die Polizei Menschen mit Migrationshintergrund unter Verdacht stellt.

Über Rassismus reden

Die Debatte: Die Linke debattiert darüber, wie sich eine inklusive und gleichberechtigte Gesellschaft erreichen lässt. Es herrscht dabei große Uneinigkeit über die Strategien antirassistischer Arbeit. Wer hat welche Deutungshoheit, wer hat wie viel Macht? Und wer ist bereitzu teilen?

Die Reihe: In einer wöchentlichen Reihe beleuchtet die taz die Aspekte der Debatte. Alle Beiträge unter www.taz.de/ueberrassismusreden

In der Vergangenheit gab es einige Gerichtsverfahren, in denen Ausweiskontrollen aufgrund der Hautfarbe verhandelt wurden. Mehr und mehr Fälle wurden zugunsten der Opfer entschieden, wie zum Beispiel kürzlich am Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz. Ich sprach mit Sven Adam, der als einer der Anwälte an dem Fall beteiligt war. Er sprach von zehn unterschiedlichen Fällen, die gerade an verschiedenen Verwaltungsgerichten laufen. Die Bundespolizei versuche oft Gründe vorzuschieben, indem sie sagt, die Kontrolle sei notwendig gewesen, etwa weil die Person verdächtig aus dem Fenster geblickt hätte oder zu schnell gelaufen sei. Doch vor Gericht stelle sich oft heraus, dass dies gelogen oder nicht nachweisbar sei, sagt Adam.

Ich habe der Polizei in allen sechzehn Bundesländern geschrieben und mich nach den Vorschriften erkundigt, nach denen Personen kontrolliert werden. Alle bis auf die Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern antworteten. Ich fragte, ob Racial Profiling stattfände, ob es Daten über kontrollierte Personen gebe und Trainings, in denen vermittelt werde, wann und wer zur Personenkontrolle angehalten werden darf. Die Antworten waren immer gleich: Nein, es gebe kein Racial Profiling, denn das sei illegal. Und ja, darüber werde in der Polizeiausbildung aufgeklärt. Thomas Neuendorf, Sprecher der Berliner Polizei, sagte, dass Verdachtskontrollen vorkämen, und wenn sich der Verdacht nicht bestätige, werde die Kontrolle nicht dokumentiert.

Genaue Anzahl der Beschwerden? Keine Auskunft

Einige Polizeipräsidien erklärten außerdem, dass sie gezielt Menschen mit Migrationshintergrund einstellen würden, die ihre Erfahrungen in die Arbeit einbringen. Es gebe Polizeibeamte mit interkulturellen Kompetenzen und Diversity-Beauftragte, die die Polizeikräfte darüber informierten, wie mit diesen Problemen umgegangen werden sollte.

In Bremen gibt es Fachtagungen zum Thema Ethnisches Profiling. Die Polizei gehe dort proaktiv mit dem Thema um und arbeite mit Organisationen zusammen, die MigrantInnen unterstützen. Wenn die Polizei jemanden anhält, dann nur, weil sie auch einen Grund dafür hat. Mit anderen Worten: Die Person sieht einer verdächtigen Person ähnlich. In allen Bundesländern gibt es Beschwerdestellen der Polizei.

Doch Auskunft über die Anzahl der Beschwerden wollte mir niemand erteilen. Das Thema wird auch auf europäischer Ebene diskutiert. 2014 empfahl die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) den deutschen Behörden, Racial Profiling zu verbieten und den Aktionsplan gegen Rassismus und Intoleranz zu aktualisieren. Dies war seit 2008 nicht mehr geschehen.

Sandhya Kambhampati

war Open News Fellow beim Berliner Recherchebüro „Correctiv“

Meine Recherche hat mir eines gezeigt: Die Polizei in Deutschland muss anerkennen, dass sie ein Problem hat. Sie muss beginnen, Daten zu erfassen, um wirklich zu verstehen, wie verbreitet dieses Problem ist. Bis dahin wird es weiter Racial Profiling geben und es wird sehr schwierig sein, genau zu sagen, wie viele Menschen davon betroffen sind. Menschen, die sich betroffen fühlen, sollten sich an Organisationen wie Amnesty International oder die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland wenden. Denn die arbeiten aktiv daran, die Rechte von People of Color in Deutschland zu verteidigen.

Übersetzung: Amna Franzke

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31 Kommentare

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  • Alle Betroffenen von racial profiling sind wütend über diese öffentliche stigmatisierende Behandlung.

     

    zum Beispiel https://www.neues-deutschland.de/artikel/223350.nur-wegen-meiner-hautfarbe.html

  • Danke für den Artikel und die wichtige Perspektive, die leider allzu oft untergeht und weiße kaum wahrnehmen (wollen)...

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Das ist genau der Geist den wir brauchen! Gegen gruppenbezogene Diskriminierung sein aber sich über "weiße" beklagen,...

      • @33523 (Profil gelöscht):

        Klar, über deren Ignoranz allemal.

  • Was ich, alte, weisse Frau, erlebt habe: Ich sitze im Zug von Konstanz an der Schweizer Grenze Richtung Offenburg, erste Klasse. Nach etwa 20 km Fahrt setzten sich zwei Polizisten vom Zoll zu mir. Sie zeigen ihre Ausweise und durchsuchen meine Tasche: schauen in mein Notizbuch, meinen Pass, meinen Geldbeutel, kurz, nichts bleibt privat. Warum? Der Zoll sucht regelmaessig nach Deutschen, die in der Schweiz illegal Geld gebunkert haben. Mit meinem Alter und meinem Aussehen habe ich wohl in ihr Raster gepasst. Btw, ich konnte das irgenwie verstehen. Und die taz findet das sicher auch gut, dass der Zoll das macht.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @resto:

      Eine wichtige Frage an dieser Stelle ist, waren Sie die einzige Person, die aufgrund ihres Äußeren kontrolliert wurde? Das ist nämlich häufig die Erfahrung nicht-weißer Personen.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Ja, ich war die Einzige. Darum habe ich das ja auch hier geschrieben. Die moisten anderen im Abteil haben hergestarrt.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Wie viele Artikel sind in der taz zu den Taten in Köln Silvester 2015/16 erschienen? Wie viele zum "racial profiling" 2016/17?

    Was kann man aus den Antworten auf diese Fragen ableiten?

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Was leiten Sie denn daraus ab?

  • Ihre plakative Verwendung des Begriffs "Polizeirechtes", lässt mich vermuten, dass Sie keine juristische Ausbildung haben.

    Ob ich der Polizei näher stehe als "der Normalbürger" weiß ich nicht. Ich gehöre ihr selbst jedenfalls nicht an - insofern weiß ich auch nicht, was mich dem Kreise der "Normalbürger" enthebt.

     

    Richtig ist, dass niemand verpflichtet ist _sich selbst zu belasten_. Das ist der Rechtsgrundsatz "nemo tenetur se ipsum accusare". Falsch ist, "kein Bürger ist Verpflichtet, an irgendeiner Maßnahme gegen die eigene Person aktiv mitzuwirken."

    Stellenweise hat er eine aktive Pflicht zur Mitwirkung (z.B. § 111 Abs. 1 OWiG), in anderen Fällen muss er zumindest die Maßnahme (Durchsuchung, Beschlagnahme) erdulden. Hier kann er mitwirken, ansonsten kommt es zur Anwendung des sog. "unmittelbaren Zwangs".

     

    ""Wohin des Wegs" ich gehe, geht einen Polizeibeamten grundsätzlich einen feuchten Kehrricht an."

    Das kommt ganz darauf an, wo Sie das tun. Aber dass die Polizeigesetze der Länder eine solche Frage erlauben hält Sie ja sicher nicht davon ab, darin den Untergang des Abendlands zu sehen.

     

    "Und "ein Blick in die Tasche" ist ein erheblicher Eingriff in die Bürgerrechte, der immer einer besonderen Rechtsgrundlage bedarf.

    Es sollte selbstverständlich sein, dass ein solcher Eingriff grundsätzlich protokolliert wird."

    Korrekt. Es gibt diese Rechtsgrundlage. Eine solche Durchsuchung wird auch ganz überwiegend protokolliert. Entweder wenn etwas gefunden wird oder wenn nichts gefunden wird und der Betroffene es verlangt. Wo ist das Problem?

  • Wenn "die Polizei" jemanden anhält, hat sie einen Grund dafür. Der Grund muss aber nicht der sein, dass die angehaltene Person "einer verdächtigen Person ähnlich" sieht. "Die" Polizei (who the fuck...?) hat einfach einen Auftrag, den sie erfüllen will. Und sie bildet sich fest ein, die Art und Weise, wie sie diesen Auftrag umsetzt, sei die einzig wahre.

     

    Nicht alle Polizisten sind Rassisten, aber alle Polizisten haben den selben Dienstauftrag. Sie sollen die Sicherheit der Bürger gewährleisten. Das Problem ist, dass sie das nicht können. Nicht zu 100%, und nicht allein. Das verunsichert sie so, dass sie zu "Lösungen" Zuflucht nehmen, die keine sind.

     

    Nicht mal die Nazis konnten – allen Bemühungen namhafter äh: "Wissenschaftler" zum Trotz – die (Nicht-)Zugehörigkeit von Menschen zu ihrer "Volksgemeinschaft" an äußerlichen Merkmalen festmachen. Sie mussten die Juden zwingen, sich Sterne auf die Kleidung zu nähen, weil sie sie sonst nicht erkannt hätten.

     

    "Unsre Polizei". Sie sagt auch: "Wir sind die Guten. Die Bösen sind allein die Anderen. Ein Anderer aber ist, wer anders aussieht." Leider sagen Statistiken über den Einzelnen rein gar nichts aus. Ob jemand kriminell ist oder werden wird, ist weder ihm selber noch seinen Papieren anzusehen. Etwas anders können wohl nur Uniformträger glauben – und selbst die nur, wenn sie "unter Druck" stehen.

     

    Auch Polizisten haben Grenzen. Sie können z.B. nicht alle Versäumnisse Dritter (Familie, Peergruppe, Schule, Behörde, Arbeitsmarkt etc.) ausgleichen. Es wird immer Menschen geben, die angesichts von vermeintlichen oder realen Ungerechtigkeiten auf die eine oder andere Art rebellieren, egal wie gut Polizisten ihre Arbeit machen.

     

    Erst wenn die Polizei(-Führung) ihre Grenzen akzeptiert hat, wird sie wissen wollen, wie groß ihr eigenes Negativ-Potential ist. Bis da hin wird sie weiter Unsinn treiben. Egal, ob nun "auf europäischer Ebene diskutiert" wird, auf lokaler oder auf intergalaktischer.

  • Am Görlitzer Bahnhof(Berlin) steht ständig eine Traube GrassTicker und sie sind alle schwarz. Seit der GörliPark strenger kontrolliert wird weichen sie ebenhier aus.

    Der Verkaufskampf ist aggressiver geworden: statt unten zu warten bis sie angesprochen werden labern sie dich schon an der Treppe an ob du was kaufen willst. Egal wen, sie schmeißen alles gegen die Wand und schaun was kleben bleibt.

    Wenn die naheliegende Feuerwehr ihr Martinshorn aufschreien lässt ist die Traube weg.

    Auseinandersetzungen um Hoheitsrechte werden öfter und aggressiver. Aber wat willste machn?

     

    Meine Frage:

    Wenn ich als Schwarzer Passant genau in dem Moment die Ticker passiere und auf einmal kommen von allen Seiten Bullen und verhaften mich mit. Wäre das profiling? oder Observation?

    Klar hätte ich die Arschkarte und müsste nachweisen ich gehöre nicht zur der Tickercrew, aber benachteiligt(oder vorgezogen) würde ich mich nicht fühlen.

     

    Ich hatte genug "du-nix-deutsch" Idioten in meinem Leben zu wissen, dass die Welt nicht so einfach ist wie manche Leute das gern hätten.

  • Meiner Meinung nach gibt für das Problems nur eine Lösung. Einerseits sollen Beamte ihre Arbeit machen und sich ständig dafür zu entschuldigen ist finde ich persönlich nicht angemessen. Andererseits geht es Menschen ganz gewaltig auf die Nerven, aufgrund ihres Aussehens ständig kontrolliert zu werden. Das Problem betrifft ja nicht nur Ausländer. Ich hatte mal einen Kollegen der einfach etwas dunklere Haut hatte. Er wurde ebenfalls ständig kontrolliert, bis zu dem Punkt das er trotz sonst eher konservativer Einstellung einen regelrechten Hass auf die Polizei entwickelt hat. Mit so Entwicklungen ist niemandem gedient.

     

    Die einfache Lösung ist: es muss gesetzlich verankert werden, die Auswahl wer kontrolliert wird, zumindest bei Verdachtsunabhängigen Kontrollen, zufällig zu treffen. An Flughäfen wird das ja ebenso praktiziert. Aus meiner Sicht hätte das Verfahren mehrere Vorteile: erstens wird niemand mehr objektiv diskriminiert. Zweitens stellt sich in der Gesellschaft eine bewusste Debatte darüber ein, wieviel Sicherheit wollen wir eigentlich? Es gibt irgendwo einen als gut erlebten Kompromiss zwischen: "ich fühle mich sicher" und "mir gehen die ständigen Kontrollen auf die Nerven". Der Punkt wo das liegt ist individuell unterschiedlich. Im Moment ist es nur so, dass sich die Kontrollen ausschließlich auf dunkelhäutige Menschen richten egal ob sie jetzt Ausländer sind, Deutsche deren Großvater zufällig Inder war oder sie einfach im Genlotto ein paar mehr Pigmente gezogen haben. Dadurch wird der Mehrheit nie klar wie sehr die Kontrollen nerven, weil sie es selber nicht erleben.

     

    Bleibt der Fall: konkreter Verdacht. Dass man aussieht wie jemand auf der Fahndungsliste ist halt pech, da kann man nix machen. Wenn man gesagt bekommt: wir suchen einen Verfächtigen in einem Mordfall und sie sahen ähnlich aus, danke für Ihre Mithilfe. Da kann die Polizei zu Recht Verständnis erwarten. Etwas ganz anderes ist hundert mal zu hören: Sie sehen "verdächtig" aus.

  • "... sondern wie Bürger, um deren Verständnis und Mithilfe gebeten wird (und bei denen man sich ggf. entschuldigt)."

    Die Bitte um Verständnis - geschenkt, das wäre guter Stil. Die Bitte um Mithilfe... das wäre maskiert höflich, ändert aber nichts daran, dass die Mitwirkung kein Gnadenakt des Bürgers sondern dessen Pflicht ist. Selbst dann, wenn der Polizist sich unhöflich verhält. Deswegen ist auch die von Ihnen gewünschte Entschuldigung m.E. völlig indiskutabel. Dank für eine freundliche Kontrolle? Jo. Verständnis für Unannehmlichkeiten? Jo. Aber ein Klima, in dem die (ohnehin unterbesetzte und permanent angefeindete) Polizei sich dafür entschuldigt, dass sie ihre Arbeit macht? Als Polizeibeamter würde ich so eine Forderung schlicht als eine Ohrfeige empfinden.

     

    "Möglichkeiten und Grenzen von Racial Profiling müssen öffentlich debattiert und transparent festgelegt werden." Zustimmung. Allein: Die Kontrolle wird im Endeffekt immer eine Ermessensentscheidung sein. Das geht auch gar nicht anders, wenn Sie nicht ins Gesetz schreiben wollen "Alle nach [Liste mit Kriterien] osteuropäisch anmutenden Passanten sind zu kontrollieren" (mit Ausschlüssen vice versa). Und damit kommen wir zu dem Problem:

     

    "Dass jeder einzelne Beamte die Gesetze der eigenen Willkür (natürlich immer empfunden als gesunder Menschenverstand) unterordnen kann - das geht gar nicht !!!"Es ordnet kein Beamter "die Gesetze der eigenen Willkür unter". "Die Gesetze" fordern (§ 40 VwVfG) eine Ermessensentscheidung des Beamten, ob er jemanden kontrolliert (sog. Entschließungsermessen) und wie (sog. Auswahlermessen). Jeweils im Rahmen der gesetzlichen Grenzen. Damit ist racial profiling derzeit tatsächlich ganz, ganz überwiegend verboten.

    Das Problem ist weniger ein rechtliches als ein tatsächliches: Nach welchen Kriterien beurteilt ein Beamter den Kontrollbedarf? Sind diese Kriterien sachgerecht im Sinne von kriminoligisch abgestützt? Sind sie rechtskonform?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Hanksson:

      "Die Bitte um Mithilfe... das wäre maskiert höflich, ändert aber nichts daran, dass die Mitwirkung kein Gnadenakt des Bürgers sondern dessen Pflicht ist."

       

      In jedem Fall sind Polizeibeamt*innen Angestellte des Staates und somit sollte eine gewisse Serviceorientierung gegenüber den Bürger*innen selbstverständlich sein. Unfreundliches bis hin zu übergriffigem Verhalten nach soundsovielen Überstunden mag erklärbar sein, entschuldbar ist es aber nicht.

       

      Dass die Polizei gar nicht dokumentieren muss, wen sie warum kontrolliert, erschreckt mich jetzt doch. Dadurch sind Willkür Tür und Tor geöffnet.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        "Dass die Polizei gar nicht dokumentieren muss, wen sie warum kontrolliert, erschreckt mich jetzt doch."

         

        Das ist anders kaum handhabbar. Es muss bereits jeder Einsatz dokumentiert werden. Das kostet oft nach der eigentlichen Schicht zusätzliche Stunden. Wenn das gleiche Spektakel nun auch noch für Routinekontrollen aufgeführt werden muss reduziert das die zur Verfügung stehende Zeit noch weiter. Das kann man sich bei der Personaldecke nicht leisten.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          Eine einfache Lösung wäre, dass für die Polizei Schreibkräfte eingestellt würden. Dann könnten die Dokumentation einfach ins Handy (oder sonstige Aufnahmegeräte) gesprochen werden und hinterher wirds abgetippt. Sollte pro Kontrolle ca. 30 Sekunden Aufwand bedeuten und die Hemmschwelle für ungerechtfertige Kontrollen würde höher liegen.

  • Der Artikel ist reich an Einsichten und verfällt dabei nicht per se ins Tendenziöse. Das ist löblich.

     

    Die Zahlen sind natürlich empirisch nicht belastbar, denn wer weiß, ob nicht auf jeden der sich gemeldet hat ein Vielfaches an people of colour völlig ungestört ihrem Leben in Deutschland nachgeht und sich nicht diskriminiert fühlt.

     

    Und genau dieses Problem des Zahlenmaterials spricht ja die Autorin auch an - kommt aber zum falschen Schluss:

    "Sie muss beginnen, Daten zu erfassen, um wirklich zu verstehen, wie verbreitet dieses Problem ist. Bis dahin wird es weiter Racial Profiling geben und es wird sehr schwierig sein, genau zu sagen, wie viele Menschen davon betroffen sind."

     

    Wenn die Polizei in Zukunft jede Kontrolle unabhängig vom Ausgang protokollieren muss (also jedes "Darf ich einmal in Ihre Tasche sehen?", jedes "Grüß Gott, wohin des Wegs?"), dann wird der Verwaltungsaufwand explodieren.

     

    Schlimmer noch: Um eine verlässlichliche Aussgae über racial profiling zu treffen reicht es ja nicht festzuhalten "Wurde kontrolliert am/um/Ort. Geschlecht. Grobes Aussehen." Es müsste tatsächlich noch jedes Mal nach der Nationalität gefragt werden. Das zieht die Kontrolle in die Länge und gibt ihr, mit guter Absicht, einen Einschlag, der dann seitens der Betroffenen zu Recht wieder als übergriffing empfunden werden wird. Den Aufschrei, den eine solche Praxis verursacht (und zwar genau aus der Personengruppe, die diese Praxis gerade fordert) möchte ich mir gar nicht vorstellen.

    • @Hanksson:

      Ihr auffälliges Defizit zu Fragen des Polizeirechtes, läßt mich vermuten,dass sie der Polizei näher stehen, als ein Normalbürger.

       

      Kein Bürger ist Verpflichtet, an irgendeiner Maßnahme gegen die eigene Person aktiv mitzuwirken.

       

      "Wohin des Wegs" ich gehe, geht einen Polizeibeamten grundsätzlich einen feuchten Kehrricht an.

       

      Und "ein Blick in die Tasche" ist ein erheblicher Eingriff in die Bürgerrechte, der immer einer besonderen Rechtsgrundlage bedarf.

      Es sollte selbstverständlich sein, dass ein solcher Eingriff grundsätzlich protokolliert wird.

      Und selbstverständlich kann sich ein Polizeibeamter entschuldigen.

      Das ist z.b. bei französischen Polizeibeamten im Streifendienst durchaus üblich.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Hanksson:

      "Wenn die Polizei in Zukunft jede Kontrolle unabhängig vom Ausgang protokollieren muss (also jedes "Darf ich einmal in Ihre Tasche sehen?", jedes "Grüß Gott, wohin des Wegs?"), dann wird der Verwaltungsaufwand explodieren."

       

      Effizienz ist kein Argument, das Diskriminierung rechtfertigen kann.

       

      "Es müsste tatsächlich noch jedes Mal nach der Nationalität gefragt werden."

       

      Werden nicht sowieso bei jeder Kontrolle Ausweispapiere gefordert?

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Es geht nicht darum, Diskriminierung mit Effizienz zu rechtfertigen. Das geht natürlich nicht.

        Die Forderung der Autorin ist aber eine ingesamte verwaltungsträchtigere Polizeipraxis (also auch in Fällen die mit Diskriminierung überhaupt nichts zu tun haben) um überhaupt erst einmal eine Datenbasis zu schaffen. Ob die dann eine erhebliche Diskriminierung ausweist wäre dann überhaupt erst zu sehen.

         

        "Werden nicht sowieso bei jeder Kontrolle Ausweispapiere gefordert?" Meistens ja. Das hängt aber vermutlich auch davon ab, wie viel Lust die Beamten gerade haben die Daten auf den Dokumenten überhaupt über die Leitstelle abzufragen. Denn nur "Draufschauen" bringt ja herzlich wenig, davon wissen sie nicht, ob gegen den Betroffenen etwas vorliegt. Erlebt habe ich beides bereits.

         

        @Soungoula: Bestimmt gibt es praktikable(re) Methoden. Im Artikel klang aber ein anderer Wunsch an.

         

        Was die Nationalität angeht widerspreche ich. Der Begriff des racial profiling ist insgesamt eher diffus. Wir sind uns sicher einig, dass die Durchführung der Profilbildung sich an äußeren Merkmalen orientiert.

        Die Begründung zielt jedoch häufig auf Delikte, bei denen es durchaus auf die Nationalität ankommt (z.B. illegale Einwanderung). Hier ist die Erhebung der Nationalität zwingend, wenn eine Aussage über die Effektivität des Profilings getroffen werden soll (ein Bürger kann nicht illegal Einwandern).

        Je fehleranfälliger eine Maßnahme ist, desto eher ist sie in einer verfassungsrechtlichen Abwägung auch als unverhältnismäßig zu beurteilen.

    • @Hanksson:

      Die Erfassung der Größe des Problems muss ja nicht geschehen, indem jeder Einsatz dokumentiert wird. Die Polizeien der Länder könnten auch ein unabhängiges Forschungsprojekt unterstützen, das auf andere Weise diese Daten erhebt. Da gibt es in der Sozialforschung erprobte und zuverlässige Methoden, an belastbare Daten zu kommen.

       

      Die Nationalität muss übrigens gar nicht erfasst werden. Racial profiling findet ja gerade unabhängig von der Nationalität und nur abhängig vom Aussehen statt. Über die Nationalität lässt sich das Problem also gar nicht umreißen.

      Wenn jemand dunkle Haut hat und deshalb kontrolliert worden ist, obwohl er sich weder verdächtig verhalten hat noch sonstwie schuldig ist - dann tut es nichts zur Sache, ob er einen deutschen oder einen nigerianischen Pass hat.

  • "Wenn die Polizei jemanden anhält, dann nur, weil sie auch einen Grund dafür hat" - und wenn sie keinen grund hat, dann erfindet sie einen - wie in Köln - "aggressives oder alkoholisiertes verhalten" - oder "vergisst", ein protokoll zu fertigen.

    ich hatte einen äthiopier über weihnachten nach deutschland eingeladen. einladungsschreiben, visum, rückflug - alles in ordnung. frankfurt-flughafen - die bundespolizei sondert ihn aus, befragt ihn - und entlässt ihn eine stunde später. den gebuchten zug nach köln hat er verpasst - aber er erinnert sich gut an "unsere polizei".

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @hanuman:

      Herr Hanuman, versuchen Sie mal nach Nepal einzureisen. Oder nach Indien. Oder in den Senegal. Da kommen Sie aber mit 'ner Stunde Kontrolle bei Weitem nicht hin.

      Was das Intro des Artikels angeht: Ich (blond, Kalkleiste, also weiß) bin in Deutschland in meinem Leben mindestens 100 mal kontrolliert werden. Vor allem in meiner Jugend, vor allem abends. Junger Mann am Steuer, mal gucken, ob er nicht getrunken hat. Und soll ich was sagen: Mich haben sogar mal erwischt, einen Monat Lappen weg. So falsch war das Profiling wohl nicht. Sexistisch war es wohl schon, oder? Dennoch kein Grund zum heulen.

      Leute: Wir reden von KONTROLLEN, nicht von Verhaftungen, Folter oder Totschlag. Also mal den Ball flach halten.

      • @2730 (Profil gelöscht):

        "Wir reden von KONTROLLEN, nicht von Verhaftungen, Folter oder Totschlag."

        Davon schreiben Sie, nicht Hanuman.

        "Also mal den Ball flach halten."

        Dito!

  • Ganz so schwarz/weiß ist die Realität nicht, wie sie in dem Artikel dargestellt wird.

    Wahr ist SICHER, daß mehr dunkelhäutige Menschen in eine Kontrolle geraten als hellhäutige Menschen, davon darf man ausgehen.

    Aber über eine TATSACHE und WAHRHEIT muss auch offen und ehrlich gesprochen werden:

    Die Polizei hat - bekanntlich - auch die Aufgabe, illegal eingereiste Migranten aufzuspüren. Da kein Migrant ein Schild: "Bin illegal eingereist" auf der Stirn kleben hat, wird die Polizei nicht umhin kommen, zB in Bahnhöfen, Zügen, etc....Personen mit dunkler Hautfarbe öfter zu kontrollieren als andere. Das ist einfach ein Faktum welches sich aus den gesetzlichen Aufgaben ergibt.

    Dass dadurch natürlich auch Menschen, die sich legal hier aufhalten öfter als gewünscht in Kontrollen geraten (können) ist nicht gewünscht aber aufgrund der Gesamtumstände wohl auch kaum zu vermeiden. Diese Ehrlichkeit wünscht man sich vielleicht auch mal in solchen Artikeln, die jeden Gesetzesvollzug als Rassismus darstellen. Das aufgezeigte Problem läßt sich wohl kaum anders lösen als dadurch, daß im Zweifel mehr "Schwarze" als "Weiße" kontrolliert werden.

    Dabei soll natürlich nicht verkannt werden, daß es - allgemein - im Alltag auch Rassismus gibt. Aber ALLES und JEDES immer mit der Rassismuskeule anzugreifen, ist ebenfalls nicht in Ordnung.

    Man sollte in diesem Zusammenhangauch mal betonen, welch SCHWEREN und ANSTRENGEND JOB unsere Polizisten JEDEN Tag zu erledigen haben. Diese Anerkennung vermisse ich leider zu oft.

    • @Georg Dallmann:

      "Diese Ehrlichkeit wünscht man sich vielleicht auch mal in solchen Artikeln, die jeden Gesetzesvollzug als Rassismus darstellen."

      Nein. Im Artikel sind Erlebnisse über rassistische Kontrollen der Polizei dokumentiert.

      "Aber ALLES und JEDES immer mit der Rassismuskeule anzugreifen, ist ebenfalls nicht in Ordnung. "

      White-(man?)-cry?

      "Man sollte in diesem Zusammenhangauch mal betonen, welch SCHWEREN und ANSTRENGEND JOB unsere Polizisten JEDEN Tag zu erledigen haben. Diese Anerkennung vermisse ich leider zu oft."

      Im Artikel geht über Rassismus seitens der Polizei und Sie fordern in der Kommentarspalte zu eben diesem Artikel Respekt gegenüber Polist_innen ein? Ernsthaft?

      White-cry again...

      • @Uranus:

        Ein mehr oder weniger tolles Schlagwort (white-cry ) ersetzt dann auf Dauer auch keine Argumente. Dem Hinweis von Herrn Dallmann ist zuzustimmen. Zumal es übrigens auch viele "nicht weiße" Polizisten gibt, denen genauso viel Respekt entgegen zu bringen ist. Insofern ist Ihr "Hinweis" nicht nur wenig zielführend sondern sogar falsch. Und dass er im Grunde rassistisch ist, will ich an dieser Stelle gar nicht weiter vertiefen.

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @Georg Dallmann:

      Danke, mal wieder, für ihre klare und sachliche Darstellungsweise.

      Genauso sehe ich das auch!

  • Schön und anschaulich erzählt, ein guter Artikel.

     

    Ich sehe schon, daß das ein Problem ist, frage mich nur, was die Polizei machen soll. Die müssen doch auch irgendwie nach Wahrscheinlichkeiten gehen, oder?

     

    Es ist schon ein Dilemma, was aber schwer aufzulösen ist. Es macht ja jetzt auch keinen Sinn, wenn die Polizei aus "Gerechtigkeit" unverdächtige Leute kontrolliert.

  • Danke für den Artikel. Die geschilderten Erfahrungen machen auch wir als "bunte" Familie immer wieder.

     

    Dabei sehe ich die Sache noch nicht einmal fundamentalistisch: Es gibt nun einmal Deliktarten, von denen die "autochtone" Bevölkerung qua Kontext oder sogar per Definition ausgeschlossen ist.

     

    Es gibt aber zwei Sachen, die aus meiner Sicht schief laufen:

     

    (1) Wenn wir am Bahnhof mal wieder wegen Passkontrolle fast den Zug verpassen, dann wollen wir nicht ruppig wie unbestimmt Verdächtige behandelt werden, sondern wie Bürger, um deren Verständnis und Mithilfe gebeten wird (und bei denen man sich ggf. entschuldigt).

     

    (2) Möglichkeiten und Grenzen von Racial Profiling müssen öffentlich debattiert und transparent festgelegt werden. Dass jeder einzelne Beamte die Gesetze der eigenen Willkür (natürlich immer empfunden als gesunder Menschenverstand) unterordnen kann - das geht gar nicht !!!