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Über 100 Tote bei Einsatz in SyrienUSA greifen Assad-Truppen an

Der Militäreinsatz der USA in Syrien richtet sich gegen den IS. Nun wurden trotzdem Assad-Truppen angegriffen – angeblich zur „Selbstverteidigung“.

US-Soldaten in der Türkei mit Blick auf Syrien Foto: AP

Washington dpa | Bei einem Angriff der US-Armee in Syrien sollen einem Bericht zufolge mehr als 100 regierungstreue Kämpfer getötet worden sein. Die US-geführte Anti-IS-Koalition und ihre Verbündeten hätten im Osten des Landes aus der Luft und mit Artillerie angegriffen, zitierte der Sender CNN am Donnerstag einen nicht näher genannten Offiziellen der US-Armee. „Wir schätzen, dass mehr als 100 syrische Pro-Regime-Kräfte getötet wurden“, sagte er.

Aus syrischen Militärkreisen hieß es, mehr als 150 regierungstreue Kämpfer seien getötet oder verletzt worden. Unter den Opfern seien auch afghanische Kämpfer.

Die Anti-IS-Koalition erklärte, regierungstreue Kräfte hätten am Mittwoch im Euphrat-Tal ein Hauptquartier der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) angegriffen. Dort hätten sich auch Soldaten des Anti-IS-Bündnisses aufgehalten. Der Angriff auf die Anhänger von Syriens Präsident Baschar al-Assad war demnach eine Verteidigungsmaßnahme nach einem „unprovozierten Angriff“.

Die Pro-Regime-Kräfte hätten dabei Panzer und Artillerie eingesetzt, zitierte CNN den Vertreter des US-Militärs weiter. Vermutlich hätten sie Ölfelder in der Region einnehmen wollen.

Die USA vertreten in Syrien die Linie, sich aus dem Bürgerkrieg herauszuhalten und nur gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu kämpfen. Schon im vergangenen Jahr hatten sie aber regierungstreue Milizen angegriffen und das als Verteidigungsmaßnahme bezeichnet.

Das US-Militär arbeitet im Kampf gegen den IS eng mit den SDF zusammen. Diese werden von der Kurdenmiliz YPG angeführt.

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11 Kommentare

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  • Was haben die USA in Syrien noch verloren?

    • @J_CGN:

      so viel und so wenig wie Russland, Iran, Türkei, die Golfstaaten oder die Hisbollah-Miliz.

      • @Hans aus Jena:

        Nur das Russland und Iran und die Hisbollah gerufen wurden und den Syrern helfen sich gegen den IS oder AlKaida zu verteidigen. Diese Hilfe können die Syrer von den anderen nicht erwarten

  • Seit drei Tagen gibt es keine Luftangriffe mehr auf Afrin. Der schmutzige Pakt zwischen Putin und Erdogan, der vorsah, dass Erdogan Idlib räumt und er dafür Afrin erhält, gerät ins Stocken. Putin hat dafür Erdogan Bombenangriffe auf Afrin fliegen lassen. Nun zieht aber Erdogan seine Söldner nicht aus Idlib ab und hat dort sogar ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen. In der Folge darf Erdogan jetzt keine Angriffe mehr auf Afrin fliegen. Er hat natürlich weiterhin Artillerie und die Leo 2 Panzer, ohne Luftangriffe stockt Erdogans Angriff jedoch.

    Erdogan hat offen Großmachtphantasien eines neuen Osmanischen Reichs. Mit Putin will er eine Art Hitler-Stalin-Pakt abschließen. Auch den USA sind die Menschenrechte egal - Hauptsache Erdogan schwächt die russische Machtposition in Syrien. Auch deutsche Soldaten kämpfen in Aufklärungsflugzeugen über Syrien. Bislang konnte die Bundesregierung zwar nicht sagen, wofür die deutschen Soldaten kämpfen, aber immerhin, dass sie gegen den IS kämpfen würden. Jetzt ist der IS fast besiegt und wir wissen nicht einmal mehr, wogegen die deutschen Soldaten da kämpfen. Nach deutschem Recht darf dort auch keine Kriegspartei unterstützt werden - vielleicht mit Ausnahme der YPG. Letztere wird aber von der Bundesregierung zur Terrororganisation deklariert. Kurz, die Bundesregierung beteiligt sich hier an einem klar illegalen Krieg. Das ist strafbar aber auch egal, da es in Deutschland keine unabhängige Staatsanwaltschaft gibt. Zumindest das lässt sich über eine Petition ändern: https://www.change.org/p/parlament-einf%C3%BChrung-einer-unabh%C3%A4ngigen-staatswanwaltschaft-in-deutschland?recruiter=24880619&utm_source=share_for_starters&utm_medium=copyLink

  • Wo käme man da auch hin, wenn syrische Erdölreserven den Syrern zugute kommen? Schließlich gilt nach wie vor "America first". Und da macht es dann keinen Unterschied mehr, ob die jedwede Kampfhandlung begründenden Dummsprüche begleitend in den Medien abgehandelt werden oder nicht, denn im Zweifelsfall ist das Schaffen vollendeter Tatsachen das Maß der Dinge.

  • TARNEN UND TÄUSCHEN...

    ist das beliebte spiel der krieger, wenn die feuerkraft nicht mehr ausreicht: die lüge ist die stärkste - und wirkungsvollste - waffe im krieg der verlorenen werte und worte.

  • Das Kalkül hinter diesem Angriff ist klar: die SDF und die Assad-Regierung habewn begonnen, gegen den türkischen ANgriff auf Afrin zu kooperieren. So hat die syrische Regierung Nachschubkonvois der SDF über ihr Gebiet gelassen und Luftabwehr gestellt. Die USA wollen das verhindern, indem sie einen Keil zwischen syrische Regierung und SDF treibt, nachdem sie selbst die SDF an die Türkei verraten hat. Das ist US-Außenpolitik.

    • @El-ahrairah:

      Scheint nicht ganz so einfach zu sein. Das komplette Bild ist noch nicht zu erkennen aber einige halbwegs vertrauenswürdige Infos sind bemerkenswert:

       

      a) Die USA behaupten, vor, während und nach dem Angriff mit den Russen in Kontakt gestanden zu haben. Russland dementiert das nicht.

      b) Lt. TASS waren die Russen nicht über den Vorstoß der syrischen Gruppen informiert worden.

      c) Der Luftraum über Afrin soll lt. dem türkischem Militär nur vorübergehend (für Wartungsarbeiten an den FLA-Systemen) von den Russen gesperrt worden sein. Auch hier kein russisches Dementi.

       

      Aktuelles Geraune finden Sie natürlich auch unter: //http://www.moonofalabama.org/

      • @jhwh:

        Könnte auch sein. Dann vielleicht ein Test oder auch der Alleingang von einem Stammeshäuptling

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @El-ahrairah:

      Ihre Analyse zur US-Aussenpolitik macht wenig Sinn. Nach YPG-Analyse hat erstmal Russland die YPG an die Türkei verraten, indem es sich aus Afrin zurückgezogen hat und den Türken Grünes Licht zur Bombardierung Afrins gegeben hat. Und das alles, weil YPG und USA zusammenarbeiten, was Putin und Erdogan nicht gefällt. Assad gibt Afrin einen Versorgungskorridor, mag sein, aber nur, um gegen die Türkei was in der Hand zu haben. Aber Deir el Sor ist nun mal nicht Afrin. Die USA haben der YPG klar gesagt, dass sie in Afrin nicht auf die US-Unterstützung zählen können, wohl aber in anderen Teilen Nordsyriens. Ihre eindimensionalen "Analyse" der US-Politik ziehlt doch nur darauf ab, in dem Stellvertreterkrieg in Syrien, wieder mal zeigen zu wollen, dass die USA an allem Schuld sind. Es passt einfach nicht ins Weltbild vieler sog. "Linker", dass die linke YPG mit der USA kooperieren. Es gab in der Vergangenheit sehr wenig Koopration zwischen YPG und Assad. Afrin hat sich neutral verhalten, das haben Assad/Putin mit Nichtbombardierung belohnt.

      Worum es derzeit geht, ist die Aufteilung Syriens in einen Assad/Putin/Iran-Teil, eine türkische Besatzungszone und eine US/YPG-Zone. In diesem Zusammenhang hat Assad in Deir Es Zor austesten wollen, wieweit er mit den USA gehen kann.

       

      Assads Clan war und ist der Totengräber Syriens, da er die Selbstbereicherung über das Wohl des syrischen Volkes gestellt hat. Daran ist Syrien zerfallen.

      Islamisten, die USA, Russland, Iran, die Hisbollah und die Türkei sind die Geier, die ihr Stück vom Kuchen wollen.

      • @81622 (Profil gelöscht):

        Assads Clan ist nicht der Totengräber, sondern die salafistischen/wahabitischen Mächte, die aus der Protestbewegung einen mörderischen Glaubenskrieg gemacht haben. In einem Aufstand um mehr Demokratie hätte Assad noch Zugeständnisse machen können. In einem dschihadistischen Feldzug ging es ihm und allen Alawiten ums nackte Überleben, da die Dschihadisten nie einen Hehl daraus gemacht haben, dass sie die gesamte Glaubensgruppe bei einer Machtübernahme als murtad massakrieren zu wollen.