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USA vs. Internationaler StrafgerichtshofDrohung mit Einreiseverboten

Trumps Sicherheitsberater John Bolton droht Richtern des Weltstrafgerichtshofes mit Sanktionen. Es geht um mögliche Ermittlungen gegen US-Soldaten.

Weil Ermittlungen gegen „US-Patrioten“ drohen, teilt John Bolton verbal aus Foto: ap

Washington dpa | Der Nationale Sicherheitsberater der US-Regierung, John Bolton, hat den Internationalen Strafgerichtshof scharf angegriffen und als illegitim und „geradezu gefährlich“ bezeichnet. Den Richtern und Ermittlern des Gerichts in Den Haag drohte er mit finanziellen Sanktionen und Einreiseverboten in die USA für den Fall, dass das Gericht gegen Bürger der USA, Israels oder anderer Verbündeter vorgehen sollte. Hintergrund ist eine mögliche Ermittlung des Gerichts gegen US-Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter.

Die USA würden den Strafgerichtshof nicht unterstützen, nicht mit ihm kooperieren und ihm nicht beitreten, sagte Bolton am Montag bei einer Rede in Washington. „Wir lassen den Internationalen Strafgerichtshof sterben“, sagte Bolton. Das Gericht bedrohe die staatliche Souveränität der USA. Die Befürwortung des Gerichts durch die Staaten der Europäischen Union bezeichnete er als „Dogma“.

Der als erzkonservativ bekannte Sicherheitsberater reagierte mit seiner scharfen Kritik auf ein Ermittlungsersuchen der Chefanklägerin beim Strafgerichtshof gegen Mitglieder der US-Streitkräfte sowie der US-Geheimdienste wegen möglicher Kriegsverbrechen in Afghanistan. „Jeden Tag könnte der ICC die formellen Ermittlungen gegen amerikanische Patrioten ankündigen, die freiwillig ihr Leben riskierten, um unsere Nation, unsere Heimat und unsere Familien nach den Angriffen vom 11. September zu schützen“, sagte Bolton.

Die Chefanklägerin am Internationalen Strafgerichtshof, Fatou Bensouda (Gambia), hatte im vergangenen November eine Untersuchung zu möglichen Kriegsverbrechen in Afghanistan ersucht. In einem Bericht von November 2016 beschuldigt sie US-Militärs und Mitglieder des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, Häftlinge gefoltert oder brutal behandelt zu haben. Die Mehrheit der Vorfälle soll sich demnach zwischen 2003 und 2004 ereignet haben.

Scharfer Kritiker internationaler Organisationen

Die CIA hatte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ein Verhörprogramm entwickelt, um Terrorverdächtige zur Herausgabe von Informationen zu bewegen. Dazu gehörten Schlafentzug und das international geächtete „Waterboarding“, also simuliertes Ertränken.

Der Internationale Strafgerichtshof verfolgt Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seine rechtliche Grundlage ist das 2002 in Kraft getretene Römische Statut. Dem Vertrag sind mehr als 100 Staaten beigetreten, darunter alle EU-Staaten. Neben den USA lehnen auch Russland und China einen Beitritt ab.

Bolton ist ein scharfer Kritiker internationaler Organisationen. Auch dem Strafgerichtshof steht er seit jeher ablehnend gegenüber. Er arbeitete in der Regierung des Republikaners George W. Bush, als diese den Beitritt zu dem Gericht ablehnte.

Boltons scharfe Kritik kam am selben Tag, an dem das Außenministerium die Schließung des Verbindungsbüros der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Washington bekannt gab. Als einer der Gründe führte das Ministerium Bedenken gegen die Absicht der Palästinenser an, eine Untersuchung beim Internationalen Strafgerichtshof gegen Israel einzuleiten.

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6 Kommentare

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  • Einreiseverbot in die EU-Staaten für vermutliche amerikanische und Israelistische Kriegsverbrecher und Folterer (seit Guantanamo und Gaza usw zurückblickend), wirtschaftliche Sanktionen gegen die vereinigten Staaten, Spezielle Steuer über US-Waren, die in die EU kommen, um die Vereinten Nationen flottzumachen.

  • Klar, dass ein Kriegstreiber und Imperialist gegen den internationalen Strafgerichtshof agiert. Eigentlich müsste er selbst dort stehen und den Rest seiner Tage in Haft verbringen.

  • Die westlichen Werte des John Bolton machen Fortschritte, indem er nur noch mit Einreiseverboten droht.

    Als die OPCW im Irak partout keine Massenvernichtungswaffen finden wollte teilte er dem damaligen Generaldirektor Bustani folgendes mit:

    “Cheney wants you out,”



    “You have 24 hours to leave the organization, and if you don’t comply with this decision by Washington, we have ways to retaliate against you.”



    "We know where your kids live. You have two sons in New York."

    theintercept.com/2...bustani-kids-opcw/

    Der Strafgerichtshof sollte sich weiterhin Afrika widmen und den WerteWesten in Ruhe lassen, wie bisher auch.

  • Ich begrüsse diese Aussagen ausdrücklich, da sich nun niemand mehr in Europa hinter irgendwelchen transatlantischen oder die-USA-schützen-unsere-Werte Floskeln verstecken kann. Endlich spricht jemand aus der US-Regierung offen aus, was schon seit fast 200 Jahren offizielle US-Aussendoktrin ist. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns und wird im Zweifelsfall direkt in die Steinzeit zurückgebombt. Auch Dronenmörder und NSA-Abhörlegalisierer Obama vertrat diese Ansicht, er war nur nicht so dumm es so deutlich auszusprechen. Vielen Dank, Mr. Bolton, dass Sie unsere Transatlantikapologeten ihre Argunentationsgrundlage entzogen haben.

  • Behinderung der Internationalen Justiz: 20 Jahre Knast

    In den USA nennt man das „obstruction of justice“: „Obstruction of justice, in United States jurisdictions, is the crime of obstructing prosecutors or other (usually government) officials. Common law jurisdictions other than the United States tend to use the wider offense of perverting the course of justice. Obstruction also applies to overt coercion of court or government officials via the means of threats or actual physical harm, and also applying to deliberate sedition against a court official to undermine the appearance of legitimate authority.““

    Nach dem „Sarbanes Oxley Act“ aus dem Jahre 2002 stehen darauf 20 Jahre Knast: „“Whoever knowingly alters, destroys, mutilates, conceals, covers up, falsified, or makes a false entry in any record, document, or tangible object with the intent to impede, obstruct, or influence the investigation or proper administration of any matter within the jurisdiction of any department or agency of the United States or any case filed under Title 11, or in relation to or contemplation of any such matter or case, shall be fined under this title, imprisoned not more than 20 years, or both.““ (Quelle: Wikipedia)

  • Tja - USA & Israel - Wissen nur zu genau*!*

    Warum sie dem Internationalen Strafgerichtshof - nicht beitreten.



    &



    Obama - Mr. Drohnenwar - dürften die Ohren klingeln.



    &



    Die Friedendsfürsturkunde von der Wand fallen. Newahr.



    Normal.