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USA und NordkoreaKim-Jong-Trump Gipfel angekündigt

Völlig überraschend planen die USA und Nordkorea ein Gipfeltreffen. US-Präsident Trump will mit Kim über eine Lösung im Atomkonflikt sprechen.

Die Herren zeigen sich gesprächsbereit Foto: ap

Washington/Tokio dpa | US-Präsident Donald Trump ist zu einem Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un bereit. Das Weiße Haus bestätigte am Donnerstagabend die zuvor gemachten Angaben des nationalen Sicherheitsberaters Südkoreas, Chung Eui Yong.

Chung sagte, Kim sei darauf erpicht, Trump zu treffen. Das Treffen solle „bis Mai“ stattfinden. Trump schrieb auf Twitter, Kim habe in seinen Gesprächen mit Südkorea von einer Denuklearisierung gesprochen, nicht nur von einem Einfrieren des Atomwaffenbestands.

Es sei großer Fortschritt erzielt worden, aber die Sanktionen würden aufrechterhalten, bis eine Abmachung erreicht sei. „Treffen wird geplant!“, schrieb Trump. Washingtons wichtiger Verbündeter Japan begrüßte die „Änderung“ im Verhalten Nordkoreas. Er sei sich mit Trump einig, dass diese Entwicklung das Ergebnis des fortgesetzt hohen Drucks auf Nordkorea durch Japan, seine Schutzmacht USA, Südkorea und der internationalen Gemeinschaft sei, sagte Japans Regierungschef Shinzo Abe am Freitag nach einem Telefonat mit Trump.

Washington und seine Verbündeten erwarten von Nordkorea konkrete Schritte zur Denuklearisierung. „Wir sehen der Denuklearisierung Nordkoreas mit Freude entgegen“, sagte Trumps Sprecherin Sarah Sanders. In der Zwischenzeit würden die Sanktionen und der Druck auf Nordkorea aufrechterhalten. Zeit und Ort des Treffens stünden noch nicht fest, sagte Sanders. Ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses sagte am Abend, man rede noch nicht von Verhandlungen mit Nordkorea. Es sei zunächst einmal ein Treffen von Angesicht zu Angesicht.

Sorge vor Eskalation

Die US-Regierung sei nicht dazu bereit, Pjöngjang im Gegenzug für Gespräche zu belohnen, sagte der Mitarbeiter, der nicht namentlich zitiert werden wollte. Man bestehe auf einer vollständigen Denuklearisierung. Mit weniger werde man sich nicht zufrieden geben. US-Senator Lindsey Graham (South Carolina, Republikaner) warnte Kim vor falschen Absichten: „Eine Warnung an den nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong Un: Das Schlimmste, was Sie tun können, ist Präsident Trump zu treffen und mit ihm zu spielen. Wenn Sie das tun, wird das das Ende von Ihnen sein – und das Ende Ihres Regimes.“

Die Spannungen in der Region hatten sich 2017 deutlich verschärft, nachdem Nordkorea mehrfach Raketen sowie Anfang September eine weitere Atombombe getestet und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Nordkorea kann nach eigenen Angaben jetzt auch das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen. Kim und Trump hatten sich im vergangenen Jahr immer wieder gegenseitig mit Beleidigungen und Spott überzogen. Das hatte Befürchtungen genährt, der Konflikt könne eskalieren, womöglich auch atomar.

Er gilt als militärisch jedoch nicht lösbar. Eine diplomatische Lösung ist wegen der vielen Beteiligten aber extrem kompliziert. Auch China und Russland sind direkt und indirekt verwickelt. Die US-Regierung hatte in den vergangenen Monaten eine „Politik des maximalen Drucks“ verfolgt und Nordkorea mit Sanktionen überzogen. Zuletzt hatten sich die beiden Koreas vorsichtig angenähert.

Denuklearisierung als Bedingung

„Südkorea, die Vereinigten Staaten und unsere Partner dringen gemeinsam darauf, dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen und dass der Druck so lange anhält, bis Nordkorea seinen Worten konkrete Taten folgen lässt“, erklärte der südkoreanische Sicherheitsberater Chung. Ähnlich äußerte sich der japanische Verteidigungsminister Itsunori Onodera. Nordkorea müsse „konkrete Schritte“ zur Denuklearisierung zeigen, damit ein Dialog überhaupt Sinn mache, wurde Onodera von japanischen Medien zitiert.

Chung sagte in Washington, der nordkoreanische Machthaber habe in einem Treffen erklärt, er stehe zu einer Denuklearisierung. „Kim hat versprochen, dass Nordkorea von weiteren Atom- oder Raketentest absehen werde“, fügte er hinzu. Der nordkoreanische Machthaber verstehe auch, dass die geplanten gemeinsamen Manöver Südkoreas und der USA wie geplant fortgesetzt würden, sagte Chung. Er hält sich derzeit mit einer Delegation in Washington auf, um die US-Regierung über die Gespräche mit Nordkorea Anfang der Woche zu unterrichten.

Südkorea hatte nach den Unterredungen in dem isolierten Land erklärt, Kim habe Gespräche mit den USA über das Atomwaffenprogramm seines Landes in Aussicht gestellt. Pjöngjang erwarte aber Sicherheitsgarantien. Nord- und Südkorea vereinbarten auch einen Gipfel zwischen Machthaber Kim Jong Un und Südkoreas linksliberalem Präsidenten Moon Jae In im Grenzort Panmunjom im April. Schon die Einigung zwischen Süd- und Nordkorea auf ein neues Gipfeltreffen war ein großer Schritt vorwärts bei den Bemühungen um eine Entspannung. Der nächste Schritt wäre ein direkter Dialog der USA mit Pjöngjang.

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3 Kommentare

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  • "Washington und seine Verbündeten erwarten von Nordkorea konkrete Schritte zur Denuklearisierung."

     

    Gut. Dann sollte Kim sich von "Washington und seine Verbündeten" nicht mit weniger zufrieden geben.

  • Ein historisches Treffen zweier Interkontinentaldumpfköpfe?!

  • Ein „echtes“ Gespräch zwischen Kim und Trump? So richtig an einem Tisch? Und ohne den Umweg über die Weltpresse? Kaum zu glauben, nach alledem!

     

    Noch vor einigen Wochen wäre man froh gewesen, wenn es wenigstens ein Telefongespräch zwischen den beiden gegeben hätte. Damals waren Kim und Trump über die Größe ihrer Alarmknöpfe in Streit geraten. Kabarettisten spielten daraufhin vor, wie sie sich ein TELEFONGESPRÄCH zwischen den beiden vorstellten:

     

    Zuerst beharken sich die Streithähne: „Ätsch, meiner ist der größte!“ – „Nein, meiner ist größer!“ - „Nein, meiner!“ – „Nein, meiner!“ - „Nein, meiner!“

    Dann schaltet sich „Mutti“ Merkel in die Telefonkonferenz ein und spricht ein Machtwort: „Schluss jetzt, genug gezankt! Nun habt euch wieder lieb!“

    Das hat gesessen. In der Stille ist nur noch leises Flüstern zu hören: „Und doch ist meiner der größte!“ - „Nein, meiner!“ – „Nein, meiner!“ - „Nein, meiner!“ …

     

    Leider ist zu befürchten, dass das direkte Gespräch ähnlich ablaufen wird. Das Treffen wird ohne greifbares Ergebnis enden. Jeder wird dem anderen die Schuld hierfür geben und den eigenen Standpunkt bestätigt sehen!