USA boykottieren G20: Weltforum ohne wichtigsten Player
Die USA schwänzen die G20-Treffen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Südafrika. Halb so schlimm, sagen Expertinnen.

Gibt die internationale neue Rechte der G20 den Todesstoß? Das informelle Treffen der 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, der Europäischen und der Afrikanischen Union hat sich in der Finanzkrise 2009 als wichtiges Weltforum zur Lösung von Wirtschaftsproblemen etabliert. Doch ohne die USA fehlt der wichtigste Player.
US-Präsident Donald Trump ist kein Freund multilateraler Vereinbarungen, er handelt seine Deals lieber mit Einzelpartnern aus. Der Umsetzung von G20-Themen wie einer globalen Steuerreform erteilte er bereits eine Absage, bereits getroffene Vereinbarungen zum Klimaschutz will er nicht umsetzen. Die Amerikaner begründeten ihren Boykott der diesjährigen Treffen auch mit einer Landreform im Gastgeberland, Südafrika war brüskiert.
Wie wichtig internationale Kooperationen allerdings angesichts globaler Krisen wie Klimawandel oder Kriegen sind, hatte der scheidende US-Präsident Joe Biden bereits beim letzten G20-Gipfel betont: „Ich dränge Sie alle, mehr zu tun“, so Biden im November in Rio de Janeiro. „Die Zukunft unserer Kinder, Urenkel und Ururenkel hängt davon ab.“
„Zusammenschluss der demokratischen Mittelmächte“
„Er wird die G20 nicht verlassen“, sagt Claudia Schmucker, Welthandelsexpertin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. In Trumps erster Präsidentschaft wären die USA auch in der G20 geblieben. Für Deutschland und Europa werde das Format angesichts zunehmender globaler Zerwürfnisse jedoch immer wichtiger: „Wenn wir die USA und China verlieren, brauchen wir die G20“, so Schmucker. Es gehe um einen „Zusammenschluss der demokratischen Mittelmächte“.
So sieht es auch David Ryfisch, Finanzexperte bei Germanwatch: Europa solle sich hier „als Verteidiger des Multilateralismus präsentieren“, betont Ryfisch. Die Europäer könnten sich so als Akteur in einem zunehmend komplizierteren Umfeld profilieren: „Die G20 sind extrem wichtig für den afrikanischen Kontinent: Hier geht es um das Schuldenproblem, um internationale Steuerfragen.“
Dass es aber diesmal ein G20-Abschlusspapier gebe, bezweifelt Ryfisch. Die Gespräche dazu liefen noch, sagt Jörg Kukies, der amtierende deutsche Finanzminister – der in Kapstadt ist. Allerdings: So ein Dokument habe es nicht immer gegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!