US-Republikaner nach der Wahl: Von Angst getrieben
Nach der US-Wahl haben die Republikaner ein Problem: Donald Trump ist noch immer in der Lage, seine Partei zu zerstören – notfalls von außen.
E igentlich müsste die Republikanische Partei drei Tage nach dem erklärten Wahlsieg des Demokraten Joe Biden mit Volldampf dabei sein, ihre künftige Oppositionspolitik zu gestalten. Schlecht ist es den Republikaner*innen in der Wahlnacht nicht ergangen: Zwar haben sie die Präsidentschaft verloren, im Repräsentantenhaus jedoch Sitze dazugewinnen und den Senat ziemlich sicher halten können. In den Bundesstaaten haben sie ebenfalls zugelegt. Für den angekündigten Neuzuschnitt von Wahlkreisen zu ihren Gunsten eine günstige Position.
Aber die Partei hat ein Problem: Donald Trump. Recht ultimativ fordern er selbst, sein engstes Team und seine Familie Loyalität und Solidarität für seine Behauptung ein, er habe die Wahl in Wirklichkeit gar nicht verloren, der Wahlsieg Joe Bidens sei das Ergebnis von Wahlbetrug und Fake News.
Das halten wohl auch die meisten bekannten Köpfe der Republikaner*innen für Unsinn. Aber Trump bleibt für sie eine Gefahr. Zwar weiß noch niemand, ob Trump nach seinem Abgang aus dem Weißen Haus überhaupt in der Politik bleibt oder sich wieder ganz seinen Geschäften widmet (und den vielen Verfahren, die auf ihn zukommen, wenn er keine Immunität mehr genießt). Wenn er aber bleibt, Veranstaltungen abhält und twittert, womöglich gar eine weitere Kandidatur für 2024 vorbereitet, dann ist seine Stimme für die republikanischen Anhänger*innen so gewichtig wie keine andere. Mit wenigen Tweets hat er in den vergangenen Jahren politische Karrieren zerstören können – daran würde sich zunächst nichts ändern.
Und so ist es verständlich, dass sich derzeit noch kaum jemand vorwagt und Trump offen sagt, dass er die Wahrheit akzeptieren und gehen soll. Das heißt aber auch: Wenn Trump von außen die Geschicke der Republikaner*innen weiter lenken kann, sind Joe Bidens Hoffnungen auf Zusammenarbeit in den kommenden vier Jahren genauso illusorisch wie die bei Barack Obamas Amtsantritt 2009. Trump kann nichts aufbauen, er kann nur zerstören. Aber das sehr effektiv.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers