US-Regierung gegen Google: Um die Nutzer geht es wohl kaum
Das US-Justizministerium verklagt Google. Der Suchmaschinenbetreiber steht im Verdacht, seine marktbeherrschende Stellung zu missbrauchen.

N ichts ist neu in der Klage der US-Regierung gegen Google. Die Praktiken des Suchmaschinenkonzerns, die man von gewitzt über grenzwertig bis hin zu illegal finden kann, sind es nicht. Auch die problematischen Auswirkungen auf Markt und Verbraucher:innen sind nicht erst seit gestern in der Diskussion. Daher hat die Klage, eingereicht so kurz vor der Wahl, deren Ausgang niemand vorhersagen mag, einen merkwürdigen Beigeschmack. Geht es hier wirklich darum, die Situation der Verbraucher:innen zu verbessern?
Den Quasi-Monopolisten Google in die Schranken zu weisen, alternativen Anbietern den Markteintritt zu erleichtern, vielleicht sogar freien und Open-Source-Anbietern eine Chance zu geben? Ausgeschlossen ist das natürlich nicht. Aber extrem unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist eine der folgenden drei Optionen. Erstens: Trump will ein Drohsignal senden in Richtung der Silicon-Valley-Konzerne. Zu denen hatte er noch nie ein richtig gutes Verhältnis.
Doch im Verlauf seiner Präsidentschaft und der zunehmend kritisch geführten Debatte über die Rolle von Twitter, Facebook und Co und den darüber verbreiteten Falschbehauptungen von Trump ist das Verhältnis immer frostiger geworden. Die Klage könnte nun das Signal senden: Schaut her, ich finde immer Mittel und Wege, gegen euch vorzugehen. Zweite Option: Öffentlichkeitswirkung. Ein verbraucherfreundlicher Schritt kurz vor der Wahl, vielleicht kann der noch den einen oder die andere:n Wähler:in umstimmen.
Oder drittens: Geschichtsschreibung. In Europa hat zwar die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gute Chancen, als große Kämpferin gegen die Marktmacht der IT-Riesen aus den USA in die Geschichte einzugehen. Allerdings: Den ganz großen Durchbruch hat auch sie bislang nicht geschafft. Womöglich hat nicht gerade Trump selbst, aber sein Justizminister derartige Ambitionen. Welche Motivation auch immer es ist, es wird interessant sein, wie das Verfahren weitergeht. Politisch. Und vor Gericht.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung