US-Prozess gegen Konzerne Bayer und BASF: Schuldspruch wegen Pestizidabdrift
Ein geschädigter Farmer aus Missouri soll 265 Millionen Dollar bekommen. Ackergifte mit dem Wirkstoff Dicamba gibt es auch in Deutschland.
Bader klagt, die Anwender seien nicht ausreichend über die Risiken informiert worden. Bayer und BASF kündigten am Montag an, Rechtsmittel einzulegen. Dennoch fielen die Aktienkurse der Unternehmen um rund 3 beziehungsweise 1 Prozent.
„Das Urteil ist nur die Spitze des Eisberges“, teilte die Umweltorganisation Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) mit. Mindestens 140 ähnliche Fälle werden Reuters zufolge wohl noch in diesem Jahr vor Gericht kommen. „Die internen Dokumente von Monsanto (jetzt Bayer), die in diesem Prozess offengelegt worden sind, zeigen, dass die Firma ein höchst zerstörerisches und absichtlich ungetestetes Produkt auf den Markt brachte“, so PAN.
Dicamba wird seit den 1960er Jahren angewendet, aber mit strengen Begrenzungen, denn es wird leicht auf Nachbarfelder geweht. Als Unkräuter zunehmend resistent gegen Monsantos Pestizid-Bestseller Glyphosat wurden, entwickelte das Unternehmen gemeinsam mit BASF neue Präparate mit Dicamba – und gentechnisch veränderte Pflanzen, die Dicamba-Behandlungen überstehen. Die Konzerne warben damit, dass die neuen Pestizide nicht so leicht abdriften würden.
Rund 80 Dicamba-Pestizide in Deutschland
Bayer erklärte am Montag, bei „Verwendung gemäß den Anweisungen auf dem Etikett“ wiesen seine Pestizid-Saatgut-Kombinationen „kein unangemessenes Abdrift-Risiko auf“. Sie seien „wirksame Optionen zur Ertragssteigerung und zur Bekämpfung resistenter Unkräuter“. Bader habe „keine qualifizierten Beweise dafür vorgelegt, dass Produkte von Monsanto auf seiner Farm vorhanden und für seine Ernteverluste verantwortlich waren“.
In Deutschland sind laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit rund 80 Pestizide mit dem Wirkstoff Dicamba zugelassen. Allerdings werden diese nicht von Bayer angeboten, sondern von BASF und Syngenta.
Bayer steht in den USA ohnehin unter Druck: Zehntausende Kläger führen ihre Krebserkrankungen auf glyphosathaltige Mittel der Tochterfirma Monsanto zurück.
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