US-Klimaforschung unter Beschuss: Wieder will die US-Regierung ein Klimainstitut schließen
Das Forschungszentrum NCAR liefert Daten für die Flugsicherheit. Die US-Regierung nennt das „Klima-Alarmismus“ und will es auflösen.
Jetzt also das National Center for Atmospheric Research (NCAR): Die US-Regierung unter Donald Trump macht weiter mit ihrem Abbau von Klimaforschungsinstitutionen. In der vergangenen Woche kündigte sie über die Social-Plattform des ehemaligen „besonderen Regierungsmitarbeiters“ Elon Musk an, das NCAR aufzulösen. Begründung: Das Zentrum sei „eine der größten Quellen für Klima-Alarmismus im Land“.
Das NCAR hat seinen Hauptsitz in Boulder, Colorado, und ist eine wichtige Säule der Klimawissenschaft. Es arbeitet mit Supercomputern, die auch von anderen Institutionen genutzt werden. Mit seiner Langzeitatmosphärenforschung liefert es seit den 1960er Jahren Daten, die bei der Wettervorhersage helfen und somit auch dabei, Risiken von Waldbränden, Hochwassern und anderen Naturkatastrophen zu modellieren. Auch Hurrikan-Frühwarnungen gehen von hier aus. Die Flugsicherheit greift auf NCAR-Informationen zurück.
Trumps Haushaltsbüro-Leiter Russ Vought erklärte, aufrechterhalten werden sollen lediglich Tätigkeiten, die als „unverzichtbar“ eingestuft würden. Diese sollen „von anderen Einrichtungen oder an einem anderen Ort“ betrieben werden.
Die Auflösung des NCAR würde sich nicht nur auf die US-Forschung auswirken, sondern weltweit Folgen haben. International arbeiten Wissenschaftler:innen mit den in Colorado entwickelten Datensätzen, Analysen und Modellen. Dem Wissensmagazin scinexx.de sagte Gerrit Lohmann vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven: „Eine vollständige Abpufferung durch die internationale Community ist weder realistisch noch effizient, da Expertise, Infrastruktur und Langzeitdaten am NCAR in einzigartiger Weise gebündelt sind.“
Hilfe aus Deutschland
Das AWI versucht in Kooperation mit der Universität Bremen bereits, Daten einer anderen US-Institution zu retten. Seit dem Frühjahr stellt es der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde (Noaa) eine Plattform zur Veröffentlichung ihrer Daten zur Verfügung. Die Noaa sammelt unter anderem Informationen zu Naturkatastrophen und Wetterereignissen, die Schäden in Höhe von mehr als eine Milliarde US-Dollar angerichtet haben.
Wissenschaftler:innen – auch konservative -, Aktivist:innen und Politiker:innen wollen das NCAR nicht kampflos aufgeben. Am Samstag demonstrierten mehrere 100 Teilnehmer:innen in Boulder. Der Gouverneur von Colorado, Jared Polis, versteht die angekündigte Auflösung des Zentrums auch als politische Vergeltungsmaßnahme. Er liegt immer wieder mit Trump im Clinch, zuletzt, weil er sich weigert, eine ehemalige Wahlleiterin freizulassen, die in Colorado eine neunjährige Haftstrafe absitzt, weil sie nach der Wahl 2020 illegal Wahlgeräte manipuliert hatte. (mit afp)
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert