US-Bericht zu Nord Stream 2: Partnerunternehmen wenden sich ab
Die US-Regierung freut sich: Ihre Sanktionspolitik gegen die neue Gas-Pipeline von Russland nach Deutschland scheint zu wirken.

Nord Stream 2 soll zusätzlich zu bestehenden Pipeline-Systemen Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren. Rund 7,4 Milliarden Euro kostet der Bau. Die Nord Stream 2 AG gehört mehrheitlich dem russischen Staatskonzern Gazprom, beteiligt sind aber auch der britisch-niederländische Ölmulti Shell, Wintershall Dea und Uniper aus Deutschland, Engie aus Frankreich und OMV aus Österreich.
Unter den Firmen, die sich nun abwenden, ist dem US-Bericht zufolge zum Beispiel der Industriedienstleister Bilfinger aus Mannheim. Vor allem handele es sich aber um Versicherungskonzerne, darunter der zur Münchener Rück gehörende Versicherer Munich Re Syndicate Limited, die Schweizer Zurich Insurance Group und die Axa Group mit Sitz in Paris.
Die USA laufen seit Jahren Sturm gegen Nord Stream 2 – daran hat sich auch mit dem Regierungswechsel nichts geändert. Das Land erklärt seine Ablehnung damit, dass es eine zu große Abhängigkeit seiner Partner in Europa von Russland befürchte.
USA verkünden keine neue Sanktionierung
Viele Umweltschützer:innen warnen aber davor, dass die USA vielmehr ihr eigenes Gas in Europa verkaufen wolle. Energieökonom:innen wie Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung zufolge wird der europäische Gasbedarf aber rapide abnehmen, sofern die Klimaziele des Pariser Weltklimaabkommens eingehalten werden sollen.
Ende 2019 waren die Bauarbeiten an der Pipeline kurz vor der Fertigstellung gestoppt worden, nachdem die USA ein erstes Sanktionsgesetz (Peesa) gegen die Spezialschiffe in Kraft gesetzt hatten, die die Rohre verlegten.
Bislang haben die USA wegen Nord Stream 2 lediglich Sanktionen gegen das russische Unternehmen KVT-RUS verhängt, das das Verlegeschiff Fortuna betreibt – diese Strafmaßnahmen hatte die Regierung des republikanischen US-Präsidenten Donald Trump kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit im Januar noch verkündet. Der Bericht nennt keine weiteren Unternehmen, die derzeit mit Strafmaßnahmen belegt oder bedroht würden – was dem neuen demokratischen US-Präsidenten prompt Kritik der gegnerischen Partei eingebracht hat.
Nord Stream 2 ist mittlerweile fast fertig. Aktuell laufen Bauarbeiten in der dänischen Ostsee. Auf deutschen Gewässern darf die Pipeline gerade nicht weitergebaut werden. Eine entsprechende Genehmigung ist nach Widerspruch von Umweltverbänden außer Kraft. Das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sieht bei der Bearbeitung des Anliegens keine Eile. Schließlich werde ohnehin gerade woanders gebaut, hieß es am Montag.
Ohne die Genehmigung müsste sich Nord Stream 2 bis Ende Mai gedulden, bevor es in deutschen Gewässern wieder verlegen darf. Eine entsprechende Genehmigung für Bauarbeiten im Zeitraum von Ende Mai bis Ende September eines Jahres hatte das BSH schon 2018 erteilt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Die Sandale als Streitfall