US-App gegen Polizeigewalt: Filmen, Melden, Anzeigen
Eine App der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU filmt und dokumentiert Polizeiübergriffe. Sie soll BürgerInnen helfen, sich dagegen zu wehren.
BERLIN taz | Die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) bietet eine App zur Dokumentation von Polizeigewalt an. Mit dem Programm können Smartphone-BesitzerInnen Übergriffe von PolizeibeamtInnen filmen und direkt an die ACLU übertragen. Dadurch soll es den BürgerInnen erleichtert werden, gegen unrechtmäßige Gewaltanwendung von PolizistInnen vorzugehen.
Wird eine Aufnahme mit der kostenlosen App gestoppt, werden die Bilder automatisch an die Bürgerrechtsorganisation gesendet. Gleichzeitig ermöglicht sie den NutzerInnen, sich über den Einsatz der App in ihrer Nähe zu informieren, um dort als zusätzliche ZeugInnen Unterstützung zu leisten. Selbst wenn sich keine Möglichkeit zum Filmen eines Übergriffes ergeben sollte, kann über das Programm ein Bericht über den Vorfall an ACLU geschickt werden. Außerdem bietet die App einen Überblick der Bürgerrechte gegen repressive Polizeieinsätze des jeweiligen Bundesstaates.
Selbst wenn die Polizei das Smartphone konfisziert oder zerstört, ist das Videomaterial durch die Übertragung an ACLU weiterhin verwendbar. Die Bürgerrechtsorganisation behandelt die Aufnahmen eingangs als Anfrage nach rechtlichem Beistand und wertet sie aus, wird aber erst dann aktiv, wenn eine ausdrückliche Anfrage an sie gerichtet wird.
Bisher ist die App in Kalifornien, Missouri, New York, New Jersey und Oregon erhältlich. In Texas dagegen liegt ein Gesetzentwurf vor, der das Filmen von Polizeieinsätzen verbieten will.
Der Bedarf könnte nach den gewalttätigen Polizeieinsätzen seit dem Tod von Michael Brown in Ferguson und den vielen weiteren Fällen von Polizeigewalt in den USA durchaus beträchtlich sein. Wie viele Videoaufnahmen die Bürgerrechtsorganisation durch falschen oder missbräuchlichen Einsatz der App erhält, ist bisher nicht bekannt.
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