UNO warnt vor Versorgungskrise: Antonio Guterres besucht Rohingya in Bangladesh
Den aus Myanmar geflohenen muslimischen Rohingya droht in Bangladesch eine Hungersnot. UN-Chef Guterres will vor Ort auf ihre Lage aufmerksam machen.

Die Rohingya gehören zur muslimischen Minderheit in Myanmar und sind schon vor Jahren vor Gewalt und Verfolgung nach Bangladesch geflohen. Von der Regierung in Dhaka werden sie geduldet, der legale Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten ist jedoch stark eingeschränkt. Eine Rückkehr in ihre Heimat ist derzeit aussichtslos.
Massive Kürzungen bei Nahrungsmitteln
Am Freitag wird Guterres mit dem Chef von Bangladeschs Übergangsregierung, Muhammad Yunus, im Lager am abendlichen Fastenbrechen teilnehmen. In der Vergangenheit hatte er vergeblich ein Ende der Gewalt in Myanmar und der Verfolgung der Rohingya gefordert.
Doch in den vergangenen Monaten seien rund 100.000 weitere Rohingya nach Bangladesch gekommen, teilte das Welternährungsprogramm (WFP) mit und schlägt nun wegen der knappen Finanzmittel Alarm. Die massiven Kürzungen könnten Hunderttausende Rohingya in Bangladesch treffen. Der Betrag für ihre Versorgung soll von monatlich 12,50 US-Dollar pro Person auf 6 US-Dollar sinken. Damit gäbe es ab April nur noch acht Kilo Reis, eine Packung Linsen, eine Flasche Öl und etwas Salz pro Monat.
Unterernährte Kinder im Flüchtlingslager
„Die Rohingya sind für ihr Überleben weiterhin vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen“, mahnte Dom Scalpelli, WFP-Landesdirektor in Bangladesch. Jede Kürzung werde sie noch tiefer in Hunger und Verzweiflung treiben. Expert:innen sind beunruhigt, dass sich dadurch Gewalt und Entführungen in den Flüchtlingslagern verstärken könnten. Laut Angaben des WFP fehlen derzeit 81 Millionen Euro, um die Nahrungsmittelversorgung der Rohingya wie bisher bis Ende des Jahres aufrechtzuerhalten.
Ohnehin sind die Ressourcen knapp, doch die Bevölkerung in den Lagern wächst. Das Kinderhilfswerk Unicef betont, dass Fälle von Mangelernährung im Flüchtlingslager Cox’s Bazar ein wachsendes Problem sind. „Die Kinder leiden unter der schlimmsten Unterernährung seit der Massenvertreibung 2017“, so die Unicef-Vertreterin Rana Flowers.
Im Februar sei die Zahl der Krankenhauseinlieferungen wegen schwerer akuter Mangelernährung im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Viertel gestiegen. Täglich würden mehr als 38 Kinder unter fünf Jahren zur Notversorgung eingeliefert, sagte Flowers.
Krankenhäuser wegen USAID-Stopp geschlossen
Das WFP erklärte, die Finanzierungslücke sei auf einen allgemeinen Mittelrückgang zurückzuführen und nicht explizit auf den derzeitigen Stopp der US-Auslandshilfe (USAID) durch Präsident Donald Trump. Dennoch ist die Gesundheitsversorgung in den Rohingya-Flüchtlingslagern in Bangladesch von letzterer direkt betroffen. Mindestens fünf Krankenhäuser und 14 weitere Einrichtungen, die von US-Geldern abhängig waren, wurden laut Angaben von Amnesty International geschlossen. Von Frauen geführte Haushalte sowie Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen sind am stärksten betroffen, warnt Smriti Singh, Südasien-Direktorin von Amnesty International.
Tun Khin, Präsident der Burmese Rohingya Organisation in Großbritannien (BROUK), sieht den Besuch als „Moment der Hoffnung“. Dennoch müsse Guterres einen Korridor für humanitäre Hilfe sicherstellen, Druck auf Geber als auch auf die Arakan-Armee ausüben, um die Menschenrechtsverletzungen an den Rohingya zu beenden.
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