UN kämpfen gegen Malaria: Krieg den Mücken

Malaria war gegenüber Aids und Vogelgrippe in Vergessenheit geraten. Nun setzen sich die Vereinten Nationen ein ehrgeiziges Ziel: Nach 2010 soll niemand mehr an Malaria sterben.

Tötet mehr Menschen als Löwen oder Flußpferde: die Anopheles-Mücke. Bild: dpa

Jeden Tag erkranken laut Weltgesundheitsorganisation weltweit rund eine Million Menschen an Malaria. Zwischen 3.000 und 8.000 davon sterben täglich daran, zumeist Kinder und schwangere Frauen in Afrika. Lange Zeit war die von Mücken übertragene Tropenkrankheit in der internationalen Gesundheitsdiskussion vernachlässigt im Vergleich zu Aids oder anderen neueren Seuchen wie Vogelgrippe. Gestern, anlässlich des ersten Welt-Malariatages, verkündete die UNO massive Anstrengungen, um Malaria ebenfalls hohe Aufmerksamkeit zu widmen.

"In den letzten Jahren haben mehrere afrikanische Länder große Fortschritte in der Kontrolle von Malaria gemacht, aber die am schlimmsten betroffenen Länder bleiben noch im Rückstand", erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einer Videobotschaft. Er setzte ein ehrgeiziges Ziel: Universelle Prävention und Behandlung von Malaria für alle bis Ende 2010, damit niemand mehr daran stirbt, also innerhalb der nächsten 1.000 Tage. Sein erst im Februar ernannter Sonderbeauftragter für den Kampf gegen Malaria, Ray Chambers, zeigte sich optimistisch: "Anders als früher haben wir jetzt die Ressourcen, das Wissen und, glaube ich, den Willen, um dieses mutige Ziel zu erreichen."

Der "Welt-Malariatag", der am gestrigen Freitag erstmals begangen wurde, löst den 2001 eingerichteten "Afrika-Malariatag" ab, der über den afrikanischen Kontinent hinaus kaum wahrgenommen worden war. Die WHO hatte sich 1998 zum ersten Mal das Ziel gesetzt, die jährliche Zahl der Malariatoten bis 2010 zu halbieren. Kurz vor Ablauf dieser Frist hat sich die Zahl nicht halbiert, sondern im Gegenteil sogar erhöht.

Afrikanische Länder stehen weiterhin im Mittelpunkt der UN-Bemühungen, denn dort ist die Notwendigkeit auswärtiger Unterstützung für finanzschwache staatliche Gesundheitssysteme am größten. Die wichtigsten Maßnahmen, so die UNO: Robuste Moskitonetze oder Insektenbekämpfungsmittel für die Risikobevölkerung; öffentliche Einrichtungen zur effektiven Diagnose und Behandlung von Malaria, mit einer raschen Ausdehnung auf häusliche Pflege; zusätzliche Präventionsprogramme für schwangere Frauen in besonders gefährdeten Regionen.

Die UNO schätzt, dass 3,2 Milliarden Dollar (zwei Milliarden Euro) nötig sind, um diese Maßnahmen bis 2010 flächendeckend zu finanzieren. Umgesetzt werden soll das mit einer Mischung aus öffentlichen und privaten Trägern. Dieser Zugang hat sich schon bei der Aidsbekämpfung bewährt. Instrument dafür ist die Public-Private Partnership "Roll Back Malaria" (www.rollbackmalaria.org), die 1998 entstand und die relevanten UN-Unterorganisationen sowie öffentliche und private Geber vereint.

Im November 2007 hatte "Roll Back Malaria" bei seinem 13. Vorstandstreffen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba beschlossen, einen "Global Malaria Business Plan" zu entwickeln, der die verschiedenen laufenden Initiativen miteinander koordinieren soll. Ein erster Entwurf davon soll Mitte Mai in Genf vorgestellt werden, damit die Gesamtstrategie bis Jahresende steht.

Derzeit läuft noch vieles nebenher. Die US-Regierung finanziert beispielsweise in Afrika die Verteilung von Moskitonetzen, den Ankauf von Artemisinin-Medikamenten und die Ausbildung von Krankenpersonal. Größter Verteiler von imprägnierten Moskitonetzen, mit 18 Millionen im Jahr 2007, ist das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Der Kampf gegen Malaria wird auch vom UN-Aidsfonds koordiniert.

Aber anders als bei Aids gibt es bei Malaria keinen Dissens zwischen Experten darüber, was zu tun ist. Es geht darum, den Konsens in Taten umzuwandeln.

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