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UN-Migrationspakt im BundestagIm deutschen Interesse

Das Parlament stimmt für den Migrationspakt und den Entwurf der Groko. Neben der AfD votieren rund 60 Abgeordnete dagegen.

Ganz überwiegend ja zum Pakt: Abstimmung im Bundestag Foto: dpa

Berlin taz | Der Bundestag hat sich am Donnerstag mehrheitlich hinter den UN-Migrationspakt gestellt. Der gemeinsame Entwurf der Groko-Fraktionen von CDU/CSU und SPD unter dem Titel „Mit dem Globalen Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration die internationale Zusammenarbeit in der Migrationspolitik stärken und Migration besser regeln und steuern“ (pdf) wurde vom Parlament am Donnerstag mit 372 Ja-Stimmen angenommen. Mit Nein votierten 153 Abgeordnete, 141 Parlamentarier enthielten sich.

Eigentlich hatten alle Fraktionen außer der AfD angekündigt, zuzustimmen. Da die AfD-Fraktion nur 92 Abgeordnete hat, aber deutlich mehr Parlamentarier mit Nein gestimmt haben, gab es demnach auch Widerstand außerhalb der AfD.

„Wenn wir heute über den Globalen Pakt für Migration reden, dann sprechen wir vor allem über einen bemerkenswerten Erfolg der internationalen Zusammenarbeit“, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) in der Debatte. Der Pakt sei die „Antwort der Staatengemeinschaft auf die Herausforderungen, auf die es nun mal keine nationalen Lösungen“ gebe. Ziel sei, dass Menschen in ihren Heimatländern Perspektiven hätten und es so weniger Migration gebe. In der Diskussion würden „Tatsachen gezielt verdreht und Behauptungen aufgestellt, die an Böswilligkeit nicht zu überbieten sind“.

Der UN-Migrationspakt ist eine rechtlich nicht bindende Vereinbarung zum Umgang mit Migration, den die UN-Mitgliedsstaaten im Dezember annehmen wollen. Die AfD fährt eine groß angelegte Kampagne gegen den Pakt – etwa mit der Behauptung, die Souveränität Deutschlands würde eingeschränkt und Migration gefördert. Eine Strategie, an die der Abgeordnete Gottfried Curio in seiner Rede am Donnerstag nahtlos anschloss.

Wagenknecht blieb fern

Erneut erklärten Abgeordnete aller Fraktionen bis auf die AfD, wie hilfreich der Pakt für Deutschland sei. Die Standards in anderen Ländern würden dadurch den hiesigen angeglichen, der Migrationsdruck sinke. Es gehe somit durchaus um die Ordnung, Steuerung und Begrenzung von Migration, hieß es seitens der Union.

Sie sei beruhigt, erklärte die Grüne Agnieszka Brugger, dass mit Blick auf die Union und die Linkspartei der gesunde Menschenverstand siege, wenn man sich mit der Materie beschäftige. In beiden Fraktionen gab es dem Pakt gegenüber ablehnende Stimmen, in der Union allen voran Jens Spahn, in der Linken die Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht.

Der FDP-Abgeordnete Alexander Graf Lambsdorff sagte, die Debatte zeige, wie die Feinde der offenen Gesellschaft handelten.

Um so aussagekräftiger war an diesem Tag das Verhalten der Fraktion. Während der Debatte waren Wagenknecht und der größte Teil ihrer Unterstützer*innen dem Plenarsaal ferngeblieben. Sie tauchten erst kurz vor der namentlichen Abstimmung über den letztlich erfolgreichen Antrag der Regierungskoalition auf – und verließen den Raum wieder, bevor über den eigenen Antrag abgestimmt wurde.

Das Thema Migration spaltet die Linkspartei. Der Antrag von Wagenknechts Fraktion ist der Kompromiss konkurrierender Positionen und eine leicht verschärfte Version des Papiers, das die migrationspolitische Sprecherin Gökay Akbulut vorbereitet hatte.

Der UN-Migrationspakt: Der vollständige Vertragstext – kommentiert von ExpertInnen für Migration.

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9 Kommentare

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  • 9G
    91867 (Profil gelöscht)

    Solange die großen Menschheitsthemen (Überbevölkerung, asymetrischer Welthandel, Regime und Diktaturen, Casinokapitalismus uvm.) nicht ernsthaft lösungsorientiert angegangen werden können wir irgendwelche Vertragswerke aufsetzen, unterzeichnen oder auch nicht. Das wird alles wenig bis gar nichts helfen. Traurig aber die Realität.

  • Was soll ein Pakt, der von den glühenden Befürwortern stets verharmlosend als UNVERBINDLICH bezeichnet wird und 89 Mal mit "Wir verpflichten uns ..." enthällt? Mogelpackung?

  • Neben der AFD haben vor allem die Abgeordneten der Linken gegen den Grokoantrag gestimmt. Von 69 linken Abgeordneten stimmten 62 mit Nein. Dabei wurde aber nicht über den Migrationspakt abgestimmt, sondern über den Grokotext, der diesen Pakt interpretierte. Ein Nein zu diesem Text der Groko bedeutet daher kein Nein zum Migrationspakt. Die Abgeordneten von FDP und von den Grünen haben sich bei der Abstimmung über den Grokoantrag der Stimme enthalten, obwohl sie für den Migrationsoakt sind.

  • Es wurde ja nicht über den Migrationspakt pur abgestimmt. Der Grokoantrag stellte dem Text des Paktes einen Zusatztext voraus, der die Gültigkeit des Paktes eher in Frage stellte. Ein Nein zu diesem Grokoantrag kann daher nicht als Nein zum Migrationspakt aufgefasst werden. Es wäre schon interessant, wer denn nun in dieser namentlichen Abstimmung wie abgestimmt hat.

  • Der Pakt ist rechtlich unverbindlich.



    Und dann erkläre mir doch mal einer, warum sich andere Länder dann an die im Pakt aufgeführten Verpflichtungen halten sollen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: genau wir beim rechtlich unverbindlichen Klimaschutzabkommen werden von EU und NGOs erheblicher Druck auf D. ausgeübt, während andere Länder ungeniert CO2 hochblasen.

  • von 709 Abgeordneten des Bundestages haben 372 mit Zustimmung votiert, das sind 52%, 294 Abgeordnete haben mit Ablehnung oder Enthaltung gestimmt.



    Die AfD hat gerade mal 92 Abgeordnete!! Dies Ergebnis war m.E. nur möglich, weil namentlich abgestimmt wurde, es haben offensichtlich eine Fülle von Abgeordneten "Angst" vor ihren Wahlkreiswählern.



    Da kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.

    • @schoenerrhein:

      Es wurde ja nicht über den Migrationspakt pur abgestimmt. Der Grokoantrag stellte dem Text des Paktes einen Zusatztext voraus, der die Gültigkeit des Paktes eher in Frage stellte. Ein Nein zu diesem Grokoantrag kann daher nicht als Nein zum Migrationspakt aufgefasst werden. Es wäre schon interessant, wer denn nun in dieser namentlichen Abstimmung wie abgestimmt hat.

  • "Im deutschen Interesse"

    Ja, sind angeblich die Exporte (bzw. "Wettbewerbsfähigkeit") auch und trotzdem haut die Exportorientierung etwa 50% der bevölkerung ökonomisch in die Pfanne.

    Ich möchte gerne auf diesen Abschnitt hier hinweisen:

    "21. Wir verpflichten uns, die Optionen und Wege für eine reguläre Migration in einer Weise anzupassen, die in Widerspiegelung der demografischen Wirklichkeit und der Realität auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskräftemobilität und menschenwürdige Arbeit erleichtert..."

    Das heißt nicht mehr und nicht weniger, dass man hier z.B. nie und nimmer zulassen wird, dass bestimmte Arbeiten durch Verschiebungen der Angebot-Nachfrage-Situation teurer werden. Billigjobs sollen auch billig bleiben und der Zuwachs fällt, wie bisher auch den oberen 50% zu.



    Sch... neue Welt schön verpackt...

  • "Ziel sei, dass Menschen in ihren Heimatländern Perspektiven hätten und es so weniger Migration gebe."

    Das steht so aber nicht im Vertragstext sondern das genaue Gegenteil nämlich Migration ist für alle vorteilhaft und wünschenswert.