UN-Jahresbericht zum Hunger: Weniger Betroffene, verfehlte Ziele
Knapp 800 Millionen Menschen sind weltweit von Hunger betroffen. Die Zahl sinkt – aber weniger stark als erhofft. In Afrika gibt es sogar mehr Krisenländer.
Demnach verringerte sich in Entwicklungsländern der Anteil der Bevölkerung, der über nicht genügend Nahrung für ein aktives und gesundes Leben verfügt, von fast einem Viertel der Bevölkerung Anfang der 90er Jahre auf heute nur noch ein Achtel. Damit hungern derzeit 216 Millionen Menschen weniger als vor etwa 25 Jahren, wie es weiter heißt.
Die Zahlen zeigten, dass der Hunger noch zu unseren Lebzeiten besiegt werden könne, erklärte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. Dieses Ziel müsse bei allen politischen Entscheidungen berücksichtigt werden und „essentieller Teil der neuen Agenda für nachhaltige Entwicklung sein, die dieses Jahr aufgestellt wird“, forderte da Silva. „Wir müssen die Generation sein, die den Hunger besiegt.“
Ifad-Präsident Kanayo F. Nwanze hob die Bedeutung von Investitionen in die ländlichen Gebiete von Entwicklungsländern hervor, weil dort die meisten Armen und Hungernden der Welt lebten. „In ländlichen Gemeinden müssen gute Arbeitsplätze, gute Lebensbedingungen und gute Zukunftschancen für die Bewohner entstehen, nur so können sich Länder nachhaltig entwickeln“, erklärte Nwanze.
WFP-Exekutivdirektorin Ertharin Cousin unterstrich die Bedeutung guter Ernährung: „Männer, Frauen und Kinder brauchen täglich nahrhaftes Essen, um sich voll zu entfalten, nur so können sie zum wirtschaftlichen Wachstum ihres Landes beitragen.“ Davon müsse wiederum die gesamte Bevölkerung profitieren, „damit Hunger zur Geschichte wird“.
Viele Gründe führen zum Scheitern
Dem Bericht zufolge verhinderten die globale Wirtschaftslage der letzten Jahre sowie extreme Wetterbedingungen, Naturkatastrophen, politische Instabilität und bewaffnete Konflikte, dass die für das Jahr 2015 gesetzten Ziele zur Ernährungssicherung vollends erreicht werden konnten. 24 afrikanische Länder sind demnach heute von Nahrungskrisen betroffen, das sind doppelt so viele wie im Jahr 1990. Jeder fünfte Hungernde lebt in einem Krisengebiet mit schwachen oder fehlenden Regierungsstrukturen.
In Krisenländern leiden laut dem Bericht mehr als drei Mal so viele Menschen wie anderswo unter Hunger. Schon im Jahr 2012 waren das 129 Millionen, ein Fünftel aller Hungernden weltweit. Die größten Fortschritte wurden in Südostasien, Lateinamerika, der Karibik und Teilen Afrikas erzielt.
Diese Erfolge zeigen dem UN-Bericht zufolge, wie Hunger nachhaltig bekämpft werden kann: Wirksam seien vor allem landwirtschaftliche Investitionen, soziale Sicherung, politische Stabilität und Wirtschaftswachstum. Vor allem aber brauche es den politischen Willen, die Eliminierung des Hungers zum zentralen Entwicklungsziel zu machen.
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