Türkische Journalistin Hande Fırat: Die verdammte Retterin
In der Putschnacht verhalf sie Erdoğan zu einer Stimme. Jetzt schrieb Hande Fırat einen kritischen Text. Wegen dem musste der Hürriyet-Chef zurücktreten.
Ursprung allen Übels ist ein Artikel, den Fırat vor einer Woche in der Zeitung Hürriyet veröffentlichte und der ihr nun den Vorwurf einbrachte, einen Putsch herbeizuschreiben. Unter dem Titel „Das Hauptquartier ist unruhig“ ging es um Kritik an der Regierungspolitik seitens der türkischen Streitkräfte.
„Unverschämt“ nannte Erdoğan die Schlagzeile und: „Wer immer versucht, uns gegeneinander aufzubringen, wird den Preis bezahlen.“ – „Mit diesem Artikel haben Hande Fırat und die Hürriyet Selbstmord begangen“, kommentierte Cem Küçük, ein AKP-treuer Journalist, der für seine Ausfälle gegen Regierungskritiker auf Twitter bekannt ist.
Fırat arbeitet seit 1999 für CNN Türk. Die türkische Version des Senders gehört zur Mediengruppe Doğan, dessen Gründer Aydın Doğan nicht gerade als Freund Erdoğans bekannt ist.
Ihr Beitrag sei nicht richtig gelesen worden, sagt sie
Die Hürriyet reagierte umgehend – mit einer Entschuldigung für den „redaktionellen Fehler“ und dem Rücktritt des Chefredakteurs Sedat Engin. Das Militär wies den Bericht zurück. Hande Fırat selbst äußerte sich mit Allgemeinplätzen zu Wort: Ihr Beitrag sei nicht richtig gelesen worden, sagte sie. Sie habe lediglich den Stabschef nach seinen Ansichten gefragt.
Dass Erdoğan sich davon besänftigen lässt, ist unwahrscheinlich. Von seinem Umgang mit kritischer Berichterstattung zeugen dieser Tage mehr als 150 inhaftierte Journalist_innen.
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