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Trumps Vorgehen gegen Schwarze ProtesteBeschämend für die USA

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Trump will mit undemokratischen Methoden wie in Portland seinen Anhängern gefallen. Doch diese Politik ist kein Spiel – sie ist offener Rassismus.

Dubiose Einheiten gehen in Portland gegen Demonstranten vor Foto: dpa

B islang hatte US-Präsident Donald Trump stets nur gedroht, gegen die „Anarchisten und Kriminellen“ bei den Black-Lives-Matter-Protesten mit dem Einsatz der Bundespolizei oder gar des Militärs vorzugehen. In Portland im Bundesstaat Oregon hat er diese Drohung jetzt wahrgemacht: Gegen den Willen sowohl des Bürgermeisters als auch des Bundesstaats gingen am Freitag nicht näher gekennzeichnete paramilitärische Einheiten gegen die Protestierenden vor, zogen Menschen in Lieferwagen ohne Nummernschilder, setzten Tränengas ein. Führende Demokrat*innen erinnerten Trump in einer Protesterklärung daran, dass die USA eine Demokratie seien und keine Bananenrepublik.

Auf die Idee, Protesten gegen Polizeigewalt mit noch mehr Polizeigewalt zu begegnen, muss man erst einmal kommen. Aber es wäre falsch, solche Aktionen nur mit der hilflos-autoritären Instinkthaftigkeit eines Präsidenten zu erklären, der seit Beginn seiner Kandidatur immer nur polarisiert und gespalten und niemals auch nur den Versuch unternommen hat, das Land zu einen oder gar konstruktive Lösungen zu finden.

Es ist Wahljahr, und Trump und die Republikaner haben es de facto längst aufgegeben, Afroamerikaner*innen für sich gewinnen zu wollen. Sie setzen darauf, es Schwarzen und anderen ethnischen Minderheiten so schwer wie möglich zu machen, überhaupt an der Wahl teilzunehmen. Rhetorisch hat Trump damit bereits begonnen, als er unmittelbar nach seinem Wahlerfolg davon sprach, seine Konkurrentin Hillary Clinton hätte mehr als drei Millionen Stimmen von „Illegalen“ erhalten.

Das war zwar vollkommen aus der Luft gegriffen, reihte sich aber ein in die andauernden Warnungen republikanischer Gouverneure und Wahlstrategen vor großangelegtem „Wahlbetrug“ – eine Rechtfertigung für die tatsächlich stattfindende Wählerunterdrückung. Was jetzt in Portland passiert ist, geht in die gleiche Richtung: gerechtfertigten Protest kriminalisieren und delegitimieren.

Was jetzt in Portland passiert ist, passt in Trumps Strategie: Gerechtfertigten Protest kriminalisieren und delegitimieren

„Playing to his base“ nennen US-Wahlkampfanalysten das, was Trump da macht. Aber diese Politik zur Mobilmachung der eigenen Wähler*innenbasis ist kein Spiel – sie ist offener Rassismus von ganz oben.

Der gerade verstorbene Schwarze Abgeordnete und Bürgerrechtler John Lewis hat sein ganzes Leben lang für das Wahlrecht gekämpft, und dabei mehr als einmal seine körperliche Unversehrtheit aufs Spiel gesetzt. Dass ein Mann, dem so viel Respekt gebührt, noch erleben musste, wie ein Präsident ohne Werte und Anstand die Erfolge seines Lebens zurückzudrehen versucht, ist beschämend für die USA.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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8 Kommentare

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  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    " Beschämend für die USA "



    Der Titel geht so nicht in Ordnung.



    Beschämend für die halbe USA.



    Immerhin wird dieser Rassist von ca.50% der Amerikaner ( Wähler) unterstützt.

    • @91491 (Profil gelöscht):

      ... und ca. 50% der Amerikaner lassen es über sich ergehen, von so jemandem regiert zu werden, ohne ihn gewählt zu haben. Beschämend also auch für diejenigen, die das sinkende Schiff noch nicht verlassen haben...

  • Trump muss ein massives Interesse daran haben, die Konflikte zu eskalieren, um sich selbst als starken Mann positionieren zu können, der für Recht und Ordnung sorgt und die Gouverneure und Bürgermeister aus den Reihe der Demokraten als schwach dastehen zu lassen. Das ist dieselbe Strategie, die Nixon in seinem Wahlkampf 1972 erfolgreich verfolgt hat.

  • warum wird das in den deutschen medien eigtl quasi ignoriert? das ist astreiner staatsterror.



    vor allem ist das nur der anfang bzw die probe um in Herbst mit denselben Methoden Wähler einzuschüchtern und natürlich vor allem Schwarze am wählen zu hindern.

    washingtonmonthly....hington+Monthly%29

  • Nach 50 Tagen gewalttätiger Proteste inkl. Schießereien, bei denen auch Bundesgebäude angegriffen worden sind, ist der Einsatz von Bundespolizei werde "undemokratisch" noch "rassistisch". Die Art und Weise, wie diese eingesetzt wird, verletzt jedoch rechtstaatliche Grundsätze massiv. So geht der Kommentar fehl, in dem er die falschen Dinge kritisiert. Nicht der Einsatz an sich, sondern der Einsatz, der über den Schutz der Bundesgebäude hinausgeht. Der Einsatz ohne Hoheitszeichen gleich irgendwelcher Mafia-Milizen. Die willkürliche Verhaftung, die eher Verschleppungen als rechtstaatlichen Verfahren ähneln. All das muss sehr deutlich kritisiert werden. Diesen massiven Bruch des Rechtstaats fälschlich als "rassistisch" und "undemokratisch" zu bezeichnen ohne die eigentliche Problematik zu benennen, ist einer seriösen Zeitung unwürdig.

  • Wer weiß, bald versucht Trump noch das Wahlrecht überhaupt abzuschaffen...

    • @joaquim:

      Und erklärt sich zum Presidenten auf Lebenszeit, was ja sein Traumi ist. Dann das Verbot aller Parteien, ausser den Reps und schon haben wir die Diktatur nach seinem Geschmack. Dann kommt wieder die Rassentrennung.......

      • @Jakob Cohen:

        Vorsicht mit solchen Schwarzmalereien, das Lachen könnte uns noch im Halse stecken bleiben!