Trumps Drohung gegen Brics-Staaten: Beschleunigter eigener Abstieg
Der US-Präsident droht den Brics-Staaten, aber das wird nicht verfangen. Denn das Bündnis ist längst eine Alternative für den globalen Süden.

U S-Präsident Donald Trump ist wieder mal auf Krawall gebürstet. In der Nacht von Sonntag auf Montag postete er in einem sozialen Netzwerk Drohungen gegen den Staatenbund Brics, der gerade im brasilianischen Rio de Janeiro tagt und Trumps Zollpolitik kritisiert hatte. „Jedes Land, das sich der antiamerikanischen Politik der Brics anschließt, wird mit einem ZUSÄTZLICHEN Zoll von zehn Prozent belegt“, schrieb Trump.
Brics gehören neben den Namensgebern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika seit 2023 auch Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate an. Es ist der wichtigste Zusammenschluss wirtschaftlich starker Staaten des sogenannten Globalen Südens – und damit ein Gegengewicht zum alten Westen. China Außenministerium antworte prompt: Brics suche keine Konfrontation und nähme kein Land ins Visier.
Nun sind die USA schon länger auf dem Abstieg als Weltmacht, wir sind längst in einer multipolaren Weltordnung angekommen. Und dennoch: Der US-Präsident beschleunigt den Abstieg – durch seine rigorose Zollpolitik, deren Kosten für die eigene Bevölkerung ihm egal sind, aber vielleicht sogar noch mehr mit seiner Rhetorik, die Handel politisiert. Der plumpe Versuch, andere Länder zu einer Allianz mit den USA zu erpressen, ist schlicht nicht zeitgemäß – weil Amerika das politische Kapital verloren hat.

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Denn Brics stellt für viele Länder eine reale Alternative zu den USA und Europa dar. Sie stellen mehr als 35 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes. Die großen Projekte einer alternativen Weltbank und einer eigenen Leitwährung, um den Dollar abzulösen, entwickeln sich zwar nur langsam, die Handelsbeziehungen und Investitionen aber wachsen stetig.
Und Brics knüpft sie nicht an moralische Standards. Der westliche Anspruch an eine regelbasierte Weltordnung gilt längst als scheinheilig – jüngst zeigt das der Umgang mit Israel, das sich nicht um das Völkerrecht in Gaza schert. Die Frage bleibt noch, ob Europa die Zeitenwende verstanden hat.
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