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Trump kündigt Strafzölle für Stahl anWirtschaft reagiert weltweit besorgt

Die US-Metallindustrie hat billige Auslandskonkurrenz. Trump verspricht Schutz durch Zollschranken. Das führt an den Börsen zu heftigen Reaktionen.

Der chinesische Stahlarbeiter ist das Feindbild des US-Präsidenten Foto: reuters

Washington ap | Die Aussicht auf US-Einfuhrzölle auf Aluminium und Stahl befeuert die Sorge vor Verwerfungen im Welthandel. An Börsen in New York und Asien hatte die Ankündigung von Präsident Donald Trump bereits Folgen – die Kurse brachen ein. Und die EU und Kanada drohten mit handelspolitischen Gegenmaßnahmen, sollte Trump seinen Worten Taten folgen lassen. China äußerte sich zunächst nicht konkret zu den Strafzöllen, rügte aber die US-Handelspolitik.

Trump kündigte vor Vertretern von US-Stahl und Aluminiumunternehmen im Weißen Haus an, kommende Woche auf Importstahl 25 Prozent und auf Aluminiumeinfuhren zehn Prozent zu erheben. „Was jahrzehntelang zugelassen worden ist, ist eine Schande“, sagte der Präsident. „Sie werden zum ersten Mal seit langer Zeit Schutz haben und Sie werden Ihre Industrien wieder wachsen lassen.“ Unklar blieb zunächst, ob von den Zöllen bestimmte Länder ausgenommen werden.

Zuvor hatte Trump getwittert, viele US-Industrien, darunter Stahl und Aluminium, seien wegen jahrzehntelangem ungerechtem Handel und schlechter Politik von Ländern auf der ganzen Welt dezimiert worden. „Wir dürfen unser Land, unsere Unternehmen und unsere Arbeiter nicht länger ausnutzen lassen. Wir wollen freien, fairen und schlauen Handel!“

Intensivere internationale Konkurrenz hat die Preise nach unten gedrückt und US-Produzenten geschadet. Das US-Handelsministerium sieht dadurch die nationale Sicherheit bedroht.

Metallverarbeiter könnten den Preis zahlen

Allerdings könnten Zölle Spannungen mit China und anderen Handelspartnern der USA verschärfen. Gegner einer Einführung befürchten, dass andere Länder Vergeltung üben könnten oder oder unter dem Vorwand nationaler Sicherheit eigene Strafmaßnahmen verhängen.

Trumps Plan könnte zwar für höhere Stahl- und Aluminiumpreise sorgen, was gut für US-Hersteller wäre. Doch wäre das schlecht für Firmen, die die Metalle verarbeiten. Zahlreiche Industrien zeigten sich daher alarmiert. „Das werden unsere nachgeordneten Anbieter zu spüren bekommen, vor allem jene im Automobilsektor, Maschinenbau und der Luftfahrt“, sagte Wendy Cutler, eine frühere US-Handelspolitikerin. „Was einer Industrie nützt, kann einer anderen schaden. Was einen Job rettet, kann einen anderen gefährden.“ Vertreter stahlverarbeitender Firmen erinnerten denn auch daran, dass im Jahr 2002 vom damaligen Präsidenten George W. Bush eingeführte Zölle auf Stahlimporte rund 200.000 US-Jobs vernichtet hätten.

Auch in Trumps eigener Partei sind seine Pläne nicht umstritten. „Der Präsident schlägt da eine massive Steuererhöhung für amerikanische Familien vor. Protektionismus ist schwach, nicht stark“, kritisierte der republikanische Senator von Nebraska, Ben Sasse. Der Vorsitzende von den Republikanern dominierten Repräsentantenhauses, Paul Ryan, ließ über einen Sprecher mitteilen, er hoffe, dass Trump „die unbeabsichtigten Konsequenzen seiner Idee berücksichtigt und andere Herangehensweisen prüft, ehe er voranprescht.“

Aus Brüssel kamen ebenfalls mahnende Worte. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte am Donnerstag, die EU werde nicht tatenlos zusehen, „wie unsere Industrie von unfairen Maßnahmen getroffen wird, die Tausende von europäischen Arbeitsplätzen gefährden“. Die EU werde entschlossen und angemessen ihre Interessen verteidigen. Sie bedauere Trumps Schritt, „der eine offenkundige Intervention zum Schutz der heimischen US-Industrie zu sein scheint“.

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6 Kommentare

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  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Langsam dämmert es mir, daß ich nicht alles, was Trump macht, doof finde.

    Jetzt macht er den Gegenentwurf zu TTIP. Das ist richtig super.

    Stahl über den Atlantik zu schippern? Gehts noch? Hatten wir nicht irgendwann einmal ein Klimaproblem?

    Und waren nicht Import- und Exportzölle seit vielen Jahrhunderten das feinste Steuerungsmittel für das Wohl und Wehe im jeweils anderen Land? Geht schnell, kostet nichts, und hilft schnell.

    Ist dieses Wissen verloren gegangen?

    Oder sind nur viele jetzt überrascht, daß ausgerechnet der größte und gottgleiche Freund USA, unser heiliger Geist, nun loslegt?

    • @4932 (Profil gelöscht):

      Wo genau liegt der Nachteil, nur das fertige Produkt zu transportieren und nicht nur den Rohstoff?

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @KLP:

        Sie nehmen ein kleinen Teil meiner Meinung aufs Korn. Dem ich jetzt nicht gewachsen bin, ihn schnell und vollständig zu beantworten.

        Wenn man in einem Land Eisenerz ausgräbt, dies schmilzt und gießt und formt und irgendwas draus macht, dann ist es für die Wirtschaft, für die Einkommen der Menschen in diesem Land wohl eher ein Vorteil, dies dort zu machen, wo die Menschen leben.

        Das 'fertige Produkt' kann also nach dieser Logik auch besser uns sinnvoller im Verbraucherland hergestellt werden.

        Der so supergroßartig verkündete Begriff 'Digitalisierung', der in jedem Politikermund vor der Zahnbürste im Mund steckt, könnte dazu verhelfen, nur das Knowhow über den Atlantik zu schippern, statt Hundertausend Tonnen fertiger

        Mobile aus Eisen und Kunststoff, ausgegraben in Europa, Afrika und China, und es danach 5000 km nach Amerika zu schippern.

        Etwas Idiotischeres gibt es kaum noch, würde ein Philosoph sagen.

        • @4932 (Profil gelöscht):

          Hab mich auch nicht verständlich ausgedrückt. Ich meinte eher, ökologisch dürfte das (leider) keinen Unterschied machen. Außer die Amis haben natürlich alle Rohstoffe vor Ort, was ja nicht so ist.

           

          Den Rest haben Sie richtig dargestellt und das würde ich auch so unterschreiben.

          • @KLP:

            Trump ziehlt auf Stahl und Aluminium (auch Kohle). Das haben die Amis vor Ort. Der "Rustbelt" heißt so, weil das quasi deren "Ruhrpott" ist. Damals wurde die Modernisierung verschlafen und der US-Stahl kam ins hintertreffen, der Import stieg, da bessere Qualität etc. auch die Kohleschächte schlossen nach und nach, einmal, weil der Rohstoff aus anderen Ländern teilweise billiger war, später auch aus umweltpolitschen Gründen. Trump hat den "Vergessenen" im Rustbelt versprochen, ihre Arbeit wieder zurückzuholen. Das scheint er ernst zu meinen. (Ob das tatsächlich im von denen erhofften Umfang geschiet etc. steht auf einem anderen Blatt)

  • "Sie bedauere Trumps Schritt, „der eine offenkundige Intervention zum Schutz der heimischen US-Industrie zu sein scheint“. "

     

    Was gibts da zu bedauern?

     

    Erst nächste Woche wird klar werden, ob von den Zöllen alle stahlexportierenden Länder oder nur "Dumping Stahl" exportierende Länder wie z.B. China betroffen sein werden.

     

    Selbst wenn ersteres der Fall sein sollte. Die EU sollte sich mit Kritik an den USA in diesem Fall zurückhalten; hat sie doch selbst chinesischen Stahl mit bis zu 73% Zoll

    belegt.

     

    Quelle: https://www.theguardian.com/business/2016/oct/07/european-union-import-duties-chinese-steel-port-talbot-tata