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Trump im „Bild“-Interview@TheRealDonaldTrump geht weiter

Trump macht keinen Hehl daraus, dass die USA für ihn an erster Stelle stehen. EU und Nato müssen sich warm anziehen, deutsche Autobauer und Einwanderer auch.

Donald Trump beim Bild-Interview mit Kai Diekmann (rechts) Foto: Daniel Biskup/BILD/dpa

Washington dpa | In einem Rundumschlag hat der designierte US-Präsident Donald Trump Leitlinien seiner an diesem Freitag beginnenden Präsidentschaft umrissen. In einem langen Interview der Bild-Zeitung und der britischen Tageszeitung The Times in New York bewertete er die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerst kritisch. „Ich habe große Achtung vor Merkel“, sagte Trump. „Aber ich finde, es war sehr unglücklich, was passiert ist.“

Deutschland habe „all diese Leute“ ins Land gelassen, wo auch immer sie herkamen, sagte Trump. „Sie wissen, dass ich Deutschland liebe, weil mein Vater aus Deutschland stammt, und ich will mich nicht in einer ähnlichen Situation wiederfinden.“ Die USA würden von seinem ersten Amtstag an auf sichere Grenzen setzen.

Trump wird am 20. Januar US-Präsident. Am Montag darauf werde er einen entsprechenden Erlass unterzeichnen, sagte er. „Die Leute wollen nicht, dass andere Leute in ihr Land kommen und es zerstören.“

„Es wird extreme Sicherheitsüberprüfungen geben, es wird nicht so sein wie jetzt“, sagte Trump. Es gehe um Muslime „aus verschiedenen Teilen der Welt, die viele Probleme mit Terrorismus haben“.

„Größtes Schlamassel aller Zeiten“

Auf die Frage, ob die verschärften Regeln auch Auswirkungen auf Einreisende aus EU-Staaten haben werden, erklärte Trump: „Das könnte passieren, aber wir werden sehen.“

Trump bezeichnete den Irak-Krieg als möglicherweise schlechteste Entscheidung in der Geschichte der USA. „Wir haben da etwas entfesselt – das war, wie Steine in ein Bienennest zu schmeißen“, sagte er. „Und nun ist es einer der größten Schlamassel aller Zeiten.“

Trump wiederholte vor dem Hintergrund hoher Flüchtlingszahlen infolge des Syrienkrieges, von den Golfstaaten finanzierte Sicherheitszonen in Syrien seien das Mittel der Wahl gewesen. „Das ganze wäre wesentlich billiger gewesen als das Trauma, das Deutschland jetzt durchmacht.“

Auf die Frage, ob Russlands Eingreifen in den Syrienkrieg gut oder schlecht gewesen sei, sagte Trump: „Nein, das war eine sehr üble Sache, schlimm.“ Die USA hätten aber die Gelegenheit versäumt, sehr früh etwas zu tun. „Es ist zu spät, jetzt ist alles vorbei“, sagte Trump. „Irgendwann wird es ein Ende haben, aber Aleppo war scheußlich.“ Die Stadt sei in einer furchtbaren humanitären Lage.

Nato: obsolet, aber wichtig

Trump deutete eine Neubewertung der Russland-Sanktionen an. Er stellte dies in einen Zusammenhang mit atomarer Rüstung. „Zum einen finde ich, dass es deutlich weniger Nuklearwaffen geben sollte und sie erheblich reduziert werden müssten, das gehört dazu. Aber da sind diese Sanktionen, und Russland leidet im Moment schwer darunter.“ Er glaube, es könne manches gehen, von dem viele Leute profitierten.

Erneut bezeichnete Trump die Verteidigungsallianz Nato als obsolet. Sie sei vor langer Zeit entworfen worden, und viel zu wenige Mitgliedsländer zahlten das, was sie müssten. „Wir sollten diese Länder schützen, aber viele dieser Länder zahlen nicht, was sie zahlen müssten“, sagte er. „Das ist sehr unfair gegenüber den USA. Abgesehen davon ist mir die Nato sehr wichtig.“

Die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran ließ Trump offen. Er wolle sich nicht in die Karten schauen lassen. Er sagte aber erneut: „Es ist eines der schlechtesten Abkommen, die je getroffen worden sind. Es ist eines der dümmsten Abkommen, die ich je gesehen habe.“

Deutschen Autobauern könnten unter Trump in den USA harte Zeiten bevorstehen. Er sagte: „Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen.“ Dem Hersteller BMW, der 2019 eine Fabrik in Mexiko eröffnen will, legte Trump nahe, die Fabrik in den USA zu bauen.

Zustand der EU spielt keine Rolle

Wenn BMW von Mexiko aus in andere Länder verkaufen wolle, sei das in Ordnung, sagte Trump. „Aber wenn sie in Mexiko eine Fabrik bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen.“

Der Europäischen Union sagte Trump nach dem Brexit, dem Austritt Großbritanniens, schwere Zeiten voraus. „Wenn Sie mich fragen, es werden weitere Länder austreten.“ Der Zustand der EU sei ihm aber nicht sehr wichtig. „Schauen Sie, zum Teil wurde die Union gegründet, um die USA im Handel zu schlagen, nicht wahr? Also ist es mir ziemlich egal, ob sie getrennt oder vereint ist, für mich spielt es keine Rolle.“ Trump sagte, er glaube an den Freihandel, aber es müsse ein kluger Handel sein, um ihn fair zu nennen.

Trump bezeichnete Geheimdienstberichte über angeblich erpresserisches Material Russlands gegen ihn erneut als reine Fälschung, als „fake news“. Auf die Frage, wer seiner Ansicht nach dahinter stecke, sagte er: „Ich glaube, es können wahrscheinlich die Nachrichtendienste sein, es könnten die Demokraten sein.“

Den Kurznachrichtendienst Twitter will Trump auch als Präsident intensiv nutzen. Er finde es sehr akkurat. „Wenn ich etwas öffentlich sage und wenn ich den Zeitungen etwas sage, und sie es nicht akkurat wiedergeben, ist das wirklich schlecht. Sie können dagegen nicht viel ausrichten.“ Wenn er dagegen twittere, sei es sehr exakt und schlage sofort als Nachricht durch. Auch eine Pressekonferenz sei eine Menge Arbeit, und er erreiche nicht annähernd die gleiche Zahl an Leuten. Als Präsident werde er den Account @TheRealDonaldTrump behalten.

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24 Kommentare

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  • Trump und Diekmann konnten sich ja schon vorab in einem Punkt verständigen: Pussy-grabbing first!

  • Ich hatte schlimmes erwartet. Da gab es ja nun schon ganz andere Verlautbarungen.

     

    Was er zu Irak und Syrien sagt ist sogar vernünftig gewesen.

  • America first!?

     

    Trumps angekündigten Strafzölle spucken auf jahrelange Bemühungen der reichen Globalisierer die Kosten durch Auslandsstandorte zu drücken. Wenn er so Arbeitsplätze schaffen will müssen die neuen Löhne mit der resultierenden Verteuerung schritthalten können.

    Mal schaun wann und wo die Titanic in zwei Teile bricht, denn gegen einen Eisberg ist sie schon geprallt.

  • Also ich habe von anderen amerikanischen Präsidenten schon weitaus Schlimmeres gehört.

    Ob sich all das, was er im Interview gesagt hat auch durchsetzen läßt, sei allerdings einmal dahingestellt. Da ist bei den Republikanern inzwischen ja mehr widersprüchliches und widersprechendes Gemurmel an Trump und seiner Agenda zu hören, als von den wahlschockgefrorenen Demokraten.

    Dass sich unsere deutschen Transatlantiker von Steinmeier über Merkel bis hin zu Röttgen und Özdemir anfangen Sorgen zu machen, daß ihr so schön von langer Hand vorbereiteter Rachefeldzug gegen Putin vorerst einmal ausfallen könnte bzw. ohne amerikanische militärische Unterstützung stattfinden müßte, ist für mich dabei sozusagen das GELBE VON EI!

    Bin nur echt gespannt, ob Trump Polen und die baltischen Staaten für den Rücktransport der amerikanischen Panzer zahlen lassen will. :-)

    MfG

    biggerB

  • Man wird sich daran gewöhnen müssen, Trump sieht alles nur aus dem Blickwinkel der persönlichen Profitmaximierung.

     

    Russland bedeutet für ihn lukrative geschäftliche Kontakte, wen interessieren da noch die Krim oder Aleppo? Jaja, "irgendwie schlimm" wars schon, aber "jetzt ist es ja vorbei" und "nicht mehr zu ändern." Eine kleine Krokodilsträne ins Knopfloch gedrückt und großen Schrittes voran, das Big Business wartet schon.

     

    Und der Iran? Scheint ihm nichts einzubringen, also kann man auf denen ruhig ein bisschen rumhauen. Israel? Die jüdische Gemeinde in Amerika ist nicht so ganz ohne Einfluss auf Banken und Aktienkurse, eine kritische Haltung zur Siedlungspolitik könnte seinen Revenue schmälern. Also schnell alles toll und super finden, hat man keinen Ärger mit den Finanzen und die mittellosen Pali-Hungerleider drückt man zur Not mal aus, wie eine alte Kippe.

     

    Nato? Europa? Irgendein Firlefanz, den eigenen Geschäften eher nicht zuträglich. Kann weg.

     

    Hoppla, hier kommt Trump. Versteckt die silbernen Löffel und Eure Töchter, der Mann wird sich nehmen, was er gerade will. Schliesslich gehört ihm ja jetzt die ganze Welt.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "... „Sie wissen, dass ich Deutschland liebe, weil mein Vater aus Deutschland stammt, ..."

    Können wir (Deutschland) diese Liebe wirklich unerwidert lassen?

  • Wirklich überraschend ist das alles nicht. America first. Das war sonst doch nicht anders. Klar, dass er für den Brexit und weitere Aufspaltung ist. Die Konditionen in bilateralen Verträgen sind dann leichter zu diktieren. Und der Wirtschaft unterliegt auch die Nato. Aber so: Ein Rückzug aus der Nato wird ein enormer Marktverlust sein. Was dazu wohl seine Kumpels sagen?

    Vielleicht ist es eh alles etwas komplexer. DAS US Auto ist der Toyota Camry - mit 70% der Teile aus den USA. Die US Autobauer haben deutlich niedrigere Prozentsätze. Soll BMW die doch in den USA zusammensetzen lassen. Wieviel Arbeiter braucht man dafür?

    • @fly:

      BMW hat bereits seit 20 Jahren eine Produktionsstätte in Greer, South Carolina. Derzeit wird dort die X-Modellreihe (X3, X4, X5, X6) gefertigt.

       

      Aber woher soll Trump das auch wissen? Schliesslich ist South Carolina kein "Swing State" und somit für ihn von "geringer politischer Bedeutung".

      • @cursed with a brain:

        Dem gehts ja auch nicht um Fabriken IN den USA, sondern neue Fabriken im Ausland, die nach USA exportieren. Da sagt er dann: "Baut die Fabrik bei uns und schafft hier Arbeitsplätze oder ich knall euch 35% Zoll drauf". Fabriken, die bereits IN den USA produzieren sollen auch dort bleiben oder sie kriegen, wenn sie die Produktion ins Ausland verlagern auch die 35% Strafzoll aufgebrumt.

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

    • @mo papsin:

      [...] entfernt. Der Beitrag, auf den Sie sich beziehen, wurde bereits von der Seite genommen. Vielen Dank für Ihr Verständnis! Die Moderation

  • Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Vollnull wirklich die volle Amtsperiode durchsteht, er wird sogar den Amerikanern irgendwann zuweit gehen. Man kann nur hoffen, daß er bis zu seinem TrExit nicht auf den roten Knopf kommt ...

     

    Ich war zwar einer der ganz wenigen, die sich seines Wahlsieges sicher waren, aber wirklich verstehen werd ich es nie, was einen Menschen dazu bringt diesen Krawallhobel mit dem Intellekt eines Ziegelsteins auf dem Wahlzettel anzukreuzen.

  • Donald Trump beim Bild-Interview mit Kai Diekmann (rechts) Foto: Daniel Biskup/BILD/dpa & BÜRO !;))

     

    Schade¿ daß für dieses feine LÜGT-Picture

    Des finalen Atlantik-Dubbel-Stroke =

    Politischer Plattkopf - meets -

    Abgehalfterten BlutSchleimUnterhösler!

    Dies Fotto dieser Vollhirnis - der Apercu gilt:

    "Heute ist nicht morgen -

    Aber morgen ist heute - Gestern!"

     

    (ps - Immer wieder rätselhaft - doch doch -

    Daß Linsen solches aushalten!;)(

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      "(ps - Immer wieder rätselhaft - doch doch -

      Daß Linsen solches aushalten!;)("

       

      Wünscht man sich "angesichts" dieser beiden "Herrn" schon beinahe den Grauen Star?

      • @571 (Profil gelöscht):

        Naja. Hera noch mit Kapott-Hut &

        Einer weißen Brillenlinse -

        Mit über 90 - Heidewitzka -

        Nach DR auch DB -

        Inne Pleite fahren!

        (vulgo - teuerste E-bahnerWitwe

        Ever!) - but - heute¿!

        Linsentausch! &

        Aus - die Maus!

        Fluche - techné!

    • @Lowandorder:

      ??? Dass Linsen solches aushalten???

      (grübel, grübel??)

      ! Ach so- diiiese Linsen meinen Sie!!

       

      nicht die:

      wo sin'se?

      Im Dippe

      unn koche drei Woche

      unn sin immer noch so hart wie Knoche

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Artur Möff:

        "wo sin'se?

        Im Dippe

        unn koche drei Woche

        unn sin immer noch so hart wie Knoche"

         

        Halte ich für ein Linsengerücht.

        • @571 (Profil gelöscht):

          ;))&@ - ahnte ich es doch -

           

          Linsen¿ - klar - liggers gern auch ndt.

          Süß-sauer - m. Backpflaumen

          Aardappels & Speck!;)

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Linsen, lieber mediterran-schwäbisch, ohne Mehlschwitze und Essig, dafür mit viel frischen Tomaten und Lardo.

             

            (Die ndt. liegen mir schon beim Lesen im Magen...)

            • @571 (Profil gelöscht):

              Geit chlor.

              Mehr als Leichtmatrose/Deckshand -

              Is für Fläddles ja eh nich drin! &

              Lardo - in jeder Lebenslage.

              Jau. Außer in KöömBeer&Iiss!

              (& beie Lehrers - alles verschärft!

              Dee¿ - Weet ja vonne Steentstrot - Nix aff!

              Das ja & - Lot mi an Land!;)

              Liggers.

            • @571 (Profil gelöscht):

              Danke, auch an lao - für interessante neue Rezepte! (Und herzhafte Lacher in dieser ansonsten eher lauen Zeit!)

              • 5G
                571 (Profil gelöscht)
                @Artur Möff:

                Gern geschehen.

                Perfekt: Linsen (Alb-Leisa oder Le-Puy-Linsen) über Nacht einweichen, sind nach 20-30 min. Kochzeit weich. Lardo fein gewürfelt zum Andünsten der Zwiebelwürfelchen.

                Statt (ndt.) Kartoffeln "natürlich" geschabte Spätzle :-)

                • @571 (Profil gelöscht):

                  Folgen s.o. Nix inne Mauken!

                  Connaisseurs svevo - halt! &

                  Tjä - wg Aardappeln zählt der

                  Britte (daher - du Briet) oder Tommy -

                  Die Germans auch zu den - Osteuropäischen Völkern!- ;))

                  (asterix - war später!;)) &

                  Ming Mouder - Meisterin der Nudelaufläufe -

                  Fiel aber kein Stein aus der Krone -

                  Ihrem früheren Verlobten - Salzkartoffeln hinzustellen!

                  Diese Extra-Wurst ward von sien pellkartoffeligen Söhn -

                  Schwer - behögt! "Kiek denn Ol´- liggers beie Deerns bei!"

                  kurz - Böse Driebers-;) & (Rezept - gekauft -;) o.F.

                  Das Ja. Kann mich aber an kein - Buurenseeten erinnern - Ohne Obst/süß-sauer! (Bibehollen - to hück!;))

                  kurz - Die Wahrheit - liegt beim Koch!

                  • 5G
                    571 (Profil gelöscht)
                    @Lowandorder:

                    "Folgen s.o. Nix inne Mauken!

                    Connaisseurs svevo - halt!"

                    Also:

                    Die "Grundbirne" ist uns nicht fremd. Davon haben wir mehr im Keller als z. B. ähm - Leichen.