Trulli-Baudenkmäler im Süden Italiens: Guarnieris bröckelndes Erbe
In Italiens Provinz Apulien schmücken Trulli die Landschaft. Die Rundhäuser sind Kulturerbe. Angelo Nicola Guarnieri ist einer ihrer letzten Baumeister.
W enn er auf der Baustelle ankommt, hat Angelo Nicola Guarnieri ein inneres Bild vor sich. „Ich schließe die Augen und sehe schon, wie alles sein wird.“ Die behauenen Kalksteine, ohne Mörtel aufeinandergeschichtet, das Kegeldach, den Schlussstein – den ganzen Trullo. Trulli, so heißen die eigenartigen Rundbauten an der italienischen Südspitze, die aussehen wie eine Mischung aus Steiniglu und Hobbithaus: ein lokales Wahrzeichen und Unesco-Welterbe, eine Boomimmobilie – und eine Bauform, die kaum jemand mehr beherrscht.
Angelo Nicola Guarnieri, 40 Jahre alt, ist maestro trullaro, Trullibaumeister. Und er will Baumeister sein nicht nur für Stein, sondern auch für die Zukunft eines sterbenden Handwerks. „Wirklich gute Meister kann ich nur noch an einer Hand abzählen“, sagt er. Es ist ein großer Teil seiner Geschichte: die Frage, warum kaum jemand mehr seine Liebe teilt und die maestri verschwinden. „So geht alles Wissen verloren, es ergeht uns vielleicht wie bei den ägyptischen Pyramiden. Sie stehen einfach nur noch da.“ Es wäre sein Albtraum.
Es ist früh in der süditalienischen Provinz Apulien, wo die Hitze sich erst langsam in der Luft ankündigt. Der Himmel ist schon leuchtend blau, das Grün der Olivenhaine ringsum vom Sommer verwaschen, und im Hintergrund auf einem Hügel erhebt sich ganz in Weiß Guarnieris Heimatort Locorotondo. Es ist eine Kleinstadt mit engen Gassen und Häusern mit Spitzdächern; die meisten Trulli befinden sich auf Grundstücken außerhalb.
Bei einer Fahrt auf der Landstraße sieht man ihre kegelförmigen Dächer vorbeiziehen. Viele sind Airbnbs oder private Ferienhäuser, andere gehören zu Landgrundstücken in lokalem Besitz. Und in der Unesco-Welterbestadt Alberobello dienen städtische Trulli etwa als Souvenirläden, Cafés – und es gibt sogar eine Trullokirche.
Auch Guarnieris aktuelle Baustelle ist auf dem Land. Er steht auf dem Baugerüst und nennt es den schönsten Arbeitsplatz der Welt. Guarnieri trägt noch einen Pullover, den er später gegen ein T-Shirt tauschen wird, Handschuhe und einen Sonnenhut, wichtig in der Hitze. Seine Haut ist tief gebräunt, er mag das. Die Arbeit sei doch eine Mischung aus Fitness- und Sonnenstudio.
Trockenbau nennt sich die alte Kunst; wer Trulli baut, muss behauenen Kalkstein ohne Mörtel kegelförmig stapeln. Guarnieri ist dabei angespannt, er wird es bis zum Schlussstein bleiben. „Du darfst keinen Fehler machen, keinen Moment abwesend sein.“ Das Schwierigste wird sein, dass diese Konstruktion wasserdicht ist. Jeder Raum hat ein eigenes Kegeldach, damit der Trockenbau hält. So entstehen Bauten mit mehreren Kegeln wie Zuckerhüte.
Angelo Nicola Guarnieri, Trullibaumeister
Rund ein Drittel der Trulli habe nur einen Kegel, so eine Studie der Aldo-Moro-Universität in Bari von 2013 zur Region Murgia dei Trulli. Ein weiteres Drittel habe drei bis vier Kegel, üblicherweise mit Räumen von je drei bis vier Metern Durchmesser. Große, meist für den Tourismus geschaffene Trullikomplexe können aber auch zehn Zimmer haben. Zahlenmaterial zur Anzahl der Trulli gibt es kaum. Ältere Schätzungen gehen von allein 50.000 in der Hauptregion aus. Neubauten gibt es kaum noch.
Verständlich, warum sich jemand dagegen entscheidet
Sie sind zu zweit auf der Baustelle; Guarnieri, der spricht, und sein Kollege, der schweigt. Ein alter Trullo etwa aus dem Jahr 1800 soll restauriert werden. Guarnieri nimmt die Steinplatten entgegen und legt sie sorgsam im Rund zum Kegeldach des Trulli. Die großen Platten außen, das kleine Geröll in die Zwischenschicht. In der Woche zuvor hat er die Steine mit dem Hammer behauen. Es ist eine harte, archaische Puzzlearbeit. „Ich habe so eine große Liebe für Trulli“, sagt Angelo Nicola Guarnieri, „dass ich jeden so baue, als wäre er für mich selbst.“ Er kann absurd romantische Sätze mit einer Nüchternheit sagen, dass man sie glaubt. Freilich, er selbst hat gar keinen Trullo. Aber er hätte schon gerne einen, wenn er den richtigen fände.
Eine Knochenarbeit bei 35 Grad oder im Wintersturm, Plackerei mit Hammer am Kalkstein fast ohne moderne Hilfsmittel, Rückenschmerzen – es ist von außen betrachtet leichter zu verstehen, warum jemand sich dagegen entscheidet als dafür.
Warum geht Guarnieri auf die Trullobaustelle? Erstens liebt er Stein. In einer Kaskade von Adjektiven kann er vom Kalkstein hier im Valle d’Itria schwärmen – „ein fester Stein, der nicht bröselt, der sehr hart ist, sich gut bearbeiten lässt, nicht porös ist und kein Wasser aufsaugt.“ Zweitens weil er sich gern auspowert. Gibt es Schöneres, als dafür auch noch bezahlt zu werden? Drittens natürlich die Trulli selbst, ein sehr italienischer Lokalstolz. Und zuletzt: „Ich mag es, ein bisschen was anderes zu tun als das, was alle anderen machen.“
Wenige Meter neben der Baustelle führt eine Landstraße entlang, aber es ist eine ganz eigene Welt hier oben. Als gäbe es das Drumherum nicht. Mit einer an einer lotrechten Konstruktion gespannten Schnur prüft der Meister die korrekte Neigung des Dachkegels.
Es gibt Motive, mit denen man eine Berufswahl begründen kann. Und es gibt andere Gründe, die manchmal mächtiger sind. Diesen Hammer, den Angelo Nicola Guarnieri seit 25 Jahren bei sich trägt, hat sein verstorbener Großvater von einem Schmied für ihn anfertigen lassen. Handarbeit. Da war Nicola 15 Jahre alt. „Diesen Hammer trage ich im Herzen, niemand sonst darf ihn anfassen.“
Auch sein Großvater war Trullobaumeister wie in so vielen Trullobaumeisterfamilien. Mit zehn Jahren übte Nicola in den Schulferien zum ersten Mal mit dem Großvater, Stein zu hämmern, und verliebte sich in das Handwerk. Er spürte den Stolz, etwas zu schaffen. Es war ein Haushalt, wo das Schaffen wichtig war. „Wenn ich mit Rückenschmerzen zurückkam, haben meine Eltern mich nie bemitleidet.“
Kaum offizielle Zahlen
Mit 13 Jahren verlässt Angelo Nicola Guarnieri die Schule und beginnt im Betrieb des Onkels die Ausbildung zum maestro trullaro. Sein Idol, der Großvater, musste da schon wegen körperlicher Probleme aufhören. Der eigene Vater war lieber Kommunalbeamter, der Bruder wurde Koch. „Nur ich bin so bekloppt geworden“, sagt Guarnieri lachend. Und man kann ahnen, dass es nicht nur darum geht, ein Handwerk in die Zukunft zu tragen, sondern auch um das Werk einer Familie. Viele noch verbliebene Trullari lernten von Vätern oder Großvätern, denn eine Berufsausbildung gibt es nicht.
Es mag erstaunen angesichts eines Weltkulturerbes, aber bei der Region Apulien gibt es zum Thema Trullo kaum offizielle Zahlen. Wie viele Trulli in Apulien existieren, wie viele davon in den letzten zehn Jahren restauriert wurden oder wie viele maestri trullari es noch gibt? „Niemand hat das bisher herauszufinden versucht“, schreibt eine Pressesprecherin nach längeren Mühen.
Durchaus existieren regionale Mittel für die private Restaurierung, aber weder ein koordiniertes staatliches Restaurationsprogramm noch eine Schule für das Handwerk. Laut Guarnieri existieren Versuche mit Nachmittagskursen, aber das reiche nicht. „Die Region hat noch nichts verstanden. Sie hat die Bedeutung der Trulli und dieses Berufs nicht verstanden.“ Doch gibt es eine hinreichende Bedeutung jenseits einer sentimentalen Erinnerung etwa der Trullarofamilien? Warum soll eine Region Tausende Steinhütten erhalten?
„Es ist objektiv schwierig, einen ärmlichen Trullo als Monument zu begreifen“, sagt die Historikerin Annunziata Berrino von der Universität Neapel, die ein Buch zu den Trulli von Alberobello veröffentlicht hat. „Es ist sicher einfacher, die Bedeutung eines Kolosseums oder Pantheons zu verstehen. Deshalb galten die Trulli der öffentlichen Vorstellung als pittoresker Ausdruck eines armen, entfernten, aber würdevollen Süditaliens.“ Viele Expert:innen begreifen sie anders: als naturnahe Kulturtechnik, die ein ganzes Ökosystem stützt.
Der älteste datierte Trullo im Valle d’Itria, wo sich auch Locorotondo befindet, stammt von 1559. Historiker:innen wie Berrino gehen davon aus, dass Grundformen schon in vorrömischer Zeit gebaut wurden. Durch die dicken Steinwände halten Trulli im Sommer kühl, im Winter warm. Vergleichbare Rundbauten ohne Mörtel gibt es im ganzen Mittelmeerraum.
In Apulien waren sie stets mit Landwirtschaft verbunden: Bauern nutzten sie als Lagerort, als Schutzort oder später als Wohnhaus. Angesichts der Klimakrise ist nicht nur die Wasser sparende Bauform ohne Zement und mit lokalem Stein interessant.
Bauern integrierten Trulli in komplexe Bewässerungssysteme: „In der Kalklandschaft versickert das Regenwasser sofort, deshalb ist es wichtig, es aufzufangen“, sagt der Architekturprofessor Calogero Montalbano von der Politecnico di Bari, der auf traditionelle Bautechniken des Mittelmeerraums spezialisiert ist. Netze aus Kanälen auf den Trullogrundstücken transportierten das Regenwasser in Zisternen am oder unter dem Trullo. Eine Technik, die im Zuge des Vordringens der Wüste immer bedeutender werde. „Deshalb wäre es extrem wichtig, die Kanalnetzwerke auf Trullogrundstücken zu restaurieren.“ Trulli, betont er, würden unterschätzt. „Der Trullo ist die Zelle, die Landschaft der Organismus.“
Trulli waren lange Zeit ein Armutssymbol
Bis in die 90er Jahre wurde das kaum verstanden. „Bis vor einigen Jahrzehnten galten Trulli hier als Armutssymbol. Bis ins 19. Jahrhundert war die Landwirtschaft ans Feudalsystem gefesselt und assoziiert mit Elend.“ Das bleibe in der Mentalität der älteren Generation. „Für sie waren Trulli eine ökonomische, keine kulturelle Erfahrung“ – anders als in der romantisierten Außenperspektive der Norditaliener:innen und Ausländer:innen, die die „niedlichen“ Bauten jetzt massenweise kaufen.
Seit der enormen Wertsteigerung gebe es eine andere Barriere, sagt Montalbano. „Es gibt nur noch wenige Menschen von vor Ort, die sich Trulli leisten können. Viele Immobilienagenturen kaufen sie, restaurieren sie und vermieten sie etwa bei Airbnb. Das kurbelt die Tourismuswirtschaft an, aber lokale Identität könnte verloren gehen.“ Viele Rentner:innen wollen ihre Trullogrundstücke loswerden; die Kinder und Enkel sind weggezogen und möchten sie nicht.
Das ist das Setting für das Schwinden der maestri trullari. Auch Calogero Montalbano sieht es mit Sorge. „Es besteht das Risiko, diesen außergewöhnlichen Beruf völlig zu verlieren.“ Er schätzt die verbliebenen lokalen Meister in ganz Apulien auf 20 Personen. Sie seien fast alle sehr alt, der Beruf sehr hart und komplex. Nachfrage gibt es durch den Boom eigentlich mehr als genug. Oft werde sie durch Arbeitskräfte vom Balkan bedient, die Erfahrung mit Trockenbau, aber nicht mit den lokalen Besonderheiten haben. Auch sorgt Montalbano das Vorgehen vieler privater Investor:innen, die eine oft glamourösere Neuinterpretation der Trulli erschaffen ließen, aber sich nicht um die Restauration der Landschaft scherten. „Ein touristischer Boom neigt dazu, Architektur zu bewahren, aber Landschaft zu verändern.“
Montalbano wünscht sich eine Vision für den Schutz des gesamten Organismus. „Wer einen Trullo kauft, sollte verpflichtet sein, die zugehörige Kulturlandschaft etwa mit dem Kanalsystem zu restaurieren und dabei einen öffentlichen Plan einhalten. Die Gelder könnten aus einer Infrastruktursteuer für Käufer:innen und europäischen oder staatlichen Fördermitteln kommen.“ Schon jetzt gebe es einen Landschaftsplan, aber es fehle an Praxisprojekten. Und die Vorgaben für Trullobesitzer:innen beständen vorwiegend aus Verboten, nicht aus Anreizen. „Wir brauchen einen neuen Trainingsplan für Handwerksberufe.“ So könne der Job des Trullaro eine bedeutende Ressource für Arbeit werden. Aber will ihn jemand?
Angelo Nicola Guarnieri kippt eine halb volle Wasserflasche über dem Kegeldach aus. Rasch fließt das Wasser am Gestein hinab. „Siehst du?“ Das Dach ist dicht. Sichtlich macht es ihm Spaß zu erklären. Schon lange hat er den Traum, das für Jugendliche zu tun: in einer Schule für Trullari. „Ich denke an eine weiterführende Schule, vielleicht von 14 bis 18 Jahren, wo man von allem lernt, auch Italienisch, Fremdsprachen. Und ich würde vielleicht zwei Stunden am Tag Praxisunterricht über Trulli geben.“ So könne er auch weiter auf Baustellen sein.
Immer mal wieder wirbt Guarnieri in lokalen Zeitungen für seinen Plan, doch der Erfolg bleibt überschaubar. „Ich kann die Idee zur Verfügung stellen. Aber dann muss man sich mit Lokalpolitikern treffen, diese Prozesse kapiere ich nicht. Es braucht einen Plan auf nationaler Ebene, Kommunikation mit Schulen, Lehrkräfte. Ich bleibe bei der Idee hängen.“
Guarnieri weiß, dass Gesellschaft anders funktioniert als in seiner Jugend, wo man mal eben mit 13 Jahren von der Schule ging, um Trulli zu bauen. „Die Jungs von heute gehen alle bis zum Alter von 23 Jahren an die Uni“, klagt er. „Danach haben sie keine Lust mehr, auf eine Baustelle zu gehen und sich den Rücken kaputt zu machen. Die Eltern wollen saubere Jobs für ihre Söhne.“ Es ist eine Frage des Bildungssystems, gesellschaftlicher Wertschätzung, eines höheren Bewusstseins für Gesundheit und auch eine Mentalitätsfrage. Junge Süditaliener, die lieber an der Supermarktkasse sitzen oder in Nordeuropa kellnern? Dafür hat er wenig Verständnis. Guarnieri also sieht Investor:innen anders: als Verbündete. „Die Leute von außerhalb verstehen die Bedeutung der Trulli besser.“
Trullo mit Schwimmingpool und Helikopterlandeplatz
Der schönste Trullikomplex, den Guarnieri jemals baute, war eine Tourismusanlage, finanziert von einem Norditaliener, mit Swimmingpool und Helikopterlandeplatz. Vermutlich nicht sehr ökologisch, aber die Kreativität gefiel ihm. „Das hatte meine Handschrift.“
Wo der Staat kaum handelt, rettet Airbnb vor dem Verfall. Ryanair brachte neue Käufer:innen her. „Ab den späten 90ern kamen vor allem Briten mit Billigfliegern“, erzählt der Immobilienmakler Giovanni Fasano, der auf Trulli spezialisiert ist. „Die Landschaft ist in ziemlich gutem Zustand, ohne Hochhäuser und Fabriken. Viele Trulli sind verlassen und günstig, anfangs konnte man sie für 20.000 Euro kaufen und dann für nochmal 20.000 Euro restaurieren lassen.“
Heute, erzählt Fasano, koste ein vergleichbarer nichtrestaurierter Trullo rund doppelt so viel. Für restaurierte Trulli hingegen habe der Preis sich vervielfacht. Je nach Lage und Ausstattung zahle man 100.000 bis 150.000 Euro. Mit dem Boom habe sich die Kundschaft erweitert, aber immer noch sei der Markt zu 50 Prozent britisch. So sehr ist der Landstrich von wohlhabenden Brit:innen gentrifiziert, dass er im Volksmund „Trullishire“ heißt.
Es ist ein heißer Spätnachmittag in der Nähe von Cisternino, einem pittoresken Ort im Valle d’Itria. Andrea Madama sitzt am Terrassentisch eines gepflegten Anwesens, das auf einem Hügel über dem Tal liegt. Seinen Garten zieren leuchtend bunte Blumen, grüner Rasen, Liegestühle. Und in der Mitte steht der Trullo Aurora, ein restaurierter Bau von 1800, der jetzt eine Ferienwohnung ist. Das hier ist Spitzenlage.
Madama, in der Baubranche tätig, ist einer von jenen Privatleuten, die einen Trullo gekauft und restauriert haben. Umgesetzt wurde die Restauration von Angelo Nicola Guarnieri. Madama ist weit entfernt vom Klischee des Immobilienhais: ein gemütlicher, warmherziger Typ mit pinker Cap und Selfmade-Attitüde, der gern über Bürokratie schimpft. Er stammt aus dem italienischen Süden, und er liebt die Bauten fast so wie Guarnieri: „Trulli haben mich immer fasziniert.“
Mit seiner Familie wohnt er direkt nebenan. Auch das umliegende Land bestellt Madama. Die Familie stellt ihr eigenes Olivenöl her, und lange hatte sie einen Gemüsegarten, den sie erst vor zwei Jahren im Zuge der Klimaerhitzung aufgab. „Oft sitze ich morgens hier am Tisch, trinke einen Kaffee und schaue ins Grüne“, sagt Madama. „Manche Leute fühlen sich auf dem Land isoliert vom Rest der Welt. Aber uns gefällt diese Isolation, sie macht uns glücklich.“ Madama hat ein historisches Erbe gerettet, wieder nutzbar gemacht und kümmert sich liebevoll. Es ist kompliziert mit der Privatisierung der Restauration.
Aber wie viele Investoren verstehen die Bedeutung? Und wenn Ferienwohnungen statt Museen entstehen, wer besichtigt einen Bau, wer wird Trullaro? Guarnieri stapelt immer noch Steine aufs Kegeldach. Die meisten Leute aus Apulien, sagt er, seien nie auf einer Trullobaustelle gewesen. Guarnieri denkt oft an diese Schule. Und manchmal an seinen fünfjährigen Sohn. „Er sagt, wenn er groß ist, will er auch Trulli bauen. Ich messe dem noch nicht so viel Bedeutung zu. Aber wenn wir an einem Trullo vorbeikommen, sagt er immer: Schau mal, Papa, ein Trullo! Hast du den gebaut? Alle Häuser, die er malt, sind Trulli. Also vielleicht …“, setzt Guarnieri an und lächelt. „Hoffen wir mal.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren