Trubel im NSU-Prozess: Zweite Zschäpe-Aussage verzögert
Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess will sich am Donnerstag erneut einlassen. Zunächst kommt aber ein Befangenheitsantrag dazwischen.
Denn bereits 15 Minuten nach Auftakt des Verhandlungstages kommt es zum offenen Streit im Saal – und einer zweistündigen Pause. Richter Manfred Götzl hatte zunächst einen BKA-Kommissar aufgerufen, der schildern sollte, wie er zum NSU-Bekennervideo ermittelte. Die Verteidiger von Zschäpe und die Anwälte des Mitangeklagten Ralf Wohlleben aber intervenieren umgehend: Zu wertend finden sie die Aussagen des Ermittlers.
Zwischen Richter Götzl und den Wohlleben-Verteidigern entspinnt sich darauf ein Streit. „Ich habe Ihnen noch nicht das Wort erteilt“, poltert Götzl. Die Anwälte reagieren ihrerseits gereizt und bitten um eine Unterbrechung. Dann verlangen sie eine zweistündige Pause. „Wir wollen ein Ablehnungsgesuch gegen Sie schreiben“, sagt Wohlleben-Verteidiger Olaf Klemke. Götzl gewährt die Zeit, die Strafprozessordnung lässt ihm keine andere Wahl.
Nun soll es erst am Mittag weitergehen. Ob Zschäpe dann noch aussagt, ist zweifelhaft. Nur schriftlich wollte sie auf die Fragen des Gerichts eingehen, die Antworten von ihrem Anwalt verlesen lassen. Eine gute Stunde hatte dieser dafür anberaumt. Das aber steht nun auf der Kippe.
Befangenheitsanträge bisher erfolglos
Denkbar ist, dass Zschäpe am Nachmittag noch „aussagen“ kann. Denkbar aber ist auch, dass nach dem Vortrag des Befangenheitsantrags durch die Wohlleben-Anwälte der Prozess erst einmal unterbrochen wird. Die Zschäpe-Antworten, sie könnten dann frühstens in der kommenden Woche erfolgen.
Grundsätzlich gefährden wird der Vorstoß der Wohlleben-Anwälte den NSU-Prozess wohl nicht. Bereits mehrfach gab es dort Befangenheitsanträge gegen die Richter – bisher allesamt erfolglos.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen