Trotz Eiseskälte in Syrien: Tausende kehren nach Aleppo zurück
Es ist kalt, die Häuser sind zerbombt, bieten keinen Schutz. Trotzdem gehen die ersten Flüchtlinge in die evakuierte Stadt zurück. Aus Angst vor Plünderungen.
Zehntausende waren vor den Kämpfen in den Westteil der Stadt oder andere Gebiete geflüchtet, rund 35.000 Kämpfer und Zivilisten waren Mitte Dezember von der Regierung in Konvois aus Ost-Aleppo evakuiert worden. Wer jetzt nach Ost-Aleppo zurückkommt, wird mit erbärmlichen Lebensbedingungen konfrontiert, weswegen die UN die Menschen auch nicht zur Rückkehr ermutigt.
Krankenhäuser, Schulen, Wohnhäuser und Straßen sind durch den monatelangen Bomben- und Granatenhagel ebenso zerstört wie die beiden Haupt-Wasserwerke der einstigen Wirtschaftsmetropole des Landes. Das Ausmaß der Zerstörung übertreffe alles, was er in Kriegsgebieten wie Afghanistan und Somalia gesehen habe. „Es ist schlicht unvorstellbar“, berichtet Malik.
In Aleppo sei es extrem kalt. „Die Häuser, in die die Menschen zurückkehren, haben weder Fenster noch Türen noch Kochgelegenheiten“, beschreibt Malik die Zustände. Der Wiederaufbau werde lange dauern. Hilfe sei dringend nötig, damit nicht noch mehr Menschen stürben.
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taz-Reportage: Laufen für den Frieden – der Marsch nach Aleppo
Kinder wieder in die Schule
Vordringlichste Aufgabe sei es, die Menschen vor der Kälte zu schützen und mit Nahrung zu versorgen, sagt Malik. Die UN verteilten Plastikplanen, mit denen die Rückkehrer Fensterhöhlen abdichten könnten, sowie mit Matten und Schlafsäcken. So könnten sie erst einmal ein Zimmer ihrer alten Wohnung wieder nutzen. Partnerorganisationen versorgten 21.000 Menschen zweimal pro Tag mit warmem Essen, 40.000 erhielten jeden Tag einen Laib Brot.
Über 1,1 Millionen Menschen hätten wieder Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mobile Krankenstationen seien eingerichtet und funktionierten, über 10.000 Kinder seien gegen Polio geimpft worden. Eine besondere Aufgabe bestehe darin, Tausende Kinder, die wegen des Krieges nicht zur Schule gehen konnten, wieder in das Schulsystem zu integrieren. Dafür müsse aber in besonderen Förderkursen erst einmal ihr Vertrauen wiederhergestellt werden, sagt Malik.
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